Firma Essertec wandert aus Neuss ab Ideen-Wettbewerb für Eternit-Gelände 

Gnadental · Die Firma Essertec wandert nach Grevenbroich ab. Den Schmerz über diesen Verlust mildert die Aussicht auf ein neues Quartier am Berghäuschensweg. Dazu wird ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Gewerbe wird nicht ausgeschlossen.

 Seit drei Jahren ist bekannt, dass die Firma Essertec den Standort auf dem Eternit-Gelände am Berghäuschensweg aufgeben möchte. Sieben Hektar waren ihr zu viel. Jetzt wandert sie ab. Und die Politik muss diskutieren, was aus der Fläche werden soll.

Seit drei Jahren ist bekannt, dass die Firma Essertec den Standort auf dem Eternit-Gelände am Berghäuschensweg aufgeben möchte. Sieben Hektar waren ihr zu viel. Jetzt wandert sie ab. Und die Politik muss diskutieren, was aus der Fläche werden soll.

Foto: Brefort

Im Ringen um das Werk der Firma Essertec am Berghäuschensweg und die damit verbundenen 200 Arbeitsplätze ist Neuss unterlegen geblieben. Das Werk, das auf den Bau von Lichtkuppeln und Flachdachfenster spezialisiert ist, wandert nach Grevenbroich-Kapellen ab. Wenn diese Nachricht etwas Gutes hat, dann ist es dies: Die Verlagerung macht den Weg frei für eine städtebauliche Entwicklung auf dem sieben Hektar großen Firmenareal zwischen Kölner Straße und Berghäuschensweg, über die die Stadt und die Eternit GmbH als Immobilienbesitzer schon seit drei Jahren verhandeln.

Der Mietvertrag, den die zum belgischen Etex-Konzern gehörende Firma Essertec mit Eternit abgeschlossen hat, läuft im März 2020 aus. Bis zu diesem Zeitpunkt, so hatte Essertec-Prokurist Ralf Kress schon vor fast zwei Jahren mit Überzeugung gesagt, sollte eine passende Immobilie bezogen sein. Und zwar in Neuss oder Umgebung. Der Beigeordnete Christoph Hölters nimmt nun ebenfalls diesen Termin ins Visier. Mit dem Freiziehen des Geländes, so der Baudezernent, soll das Planungsverfahren abgeschlossen sein. Schon im Herbst wird daher der Kriterienkatalog für einen städtebaulichen Ideenwettbewerb die Politik beschäftigen.

Dass Stadt und Investor über einen zweistufig geplanten Architekten-Wettbewerb zu einem Ergebnis kommen sollen, hatte der Rat schon mit einem Grundsatzbeschluss im November 2016 festgelegt. Vordergründig ist seitdem nichts passiert, hinter den Kulissen angeblich eine Menge. Umfangreiche Untersuchungen zur verkehrlichen Anbindung, zu Fragen der Bodendenkmalpflege (unter der Oberfläche könnten römische Funde schlummern) und zum Immissionsschutz seien angestellt worden, sagt Hölters. „Sie liefern die Eckdaten für den städtebaulichen Wettbewerb.“

Parallel haben Stadt, Grundstücksbesitzer und Investoren darum gerungen, was auf der Fläche geschehen soll. Eine rein gewerbliche Anschlussnutzung war von vornherein ausgeschlossen worden, statt dessen wurde von einem gemischt genutzten Quartier gesprochen. „Um keinen Vollverlust an Gewerbefläche zu erleiden“, so Hölters, soll nun parallel zur angrenzenden Autobahn Gewerbe möglich bleiben. Denn solche Flächen sind in Neuss knapp.

Durchgesetzt hat die Stadt auch, dass der Bau eines Nahversorgungszentrums, auf dem die Eternit bestehen wollte, nicht vorgezogen, sondern Teil des Wettbewerbsverfahrens wird. Dessen Anordnung am Berghäuschensweg wird präferiert, festgelegt ist der Standort nicht. Zudem ist man im Rathaus stolz darauf, dass das Quartier entlang des Berghäuschenswegs eine „architektonisch gestaltete Kante“ bekommt. Das Aneinanderreihen von Supermärkten, an das der Investor dachte, wird es nicht geben, stattdessen mehrgeschossige Gebäude mit Einzelhandel im Erdgeschoss, darüber Büros und Wohnungen.

Doch der Verlust der Arbeitsplätze und der Gewerbesteuereinnahmen wiegt schwer. So genoss der Versuch, Essertec zu halten, immer Vorrang vor allen anderen Diskussionen. Aus einer Ansiedlung im Gewerbegebiet Kreitzweg in Holzheim wurde nichts. Und die als Alternative angebotene Gewerbegebietserweiterung an Krupp- und Mainstraße in Derikum schied, so Tobias Spange vom Presseamt der Stadt, nach Prüfung aus. Grund: Angesichts der aktuellen politischen Diskussion konnten der Firma keine verlässlichen Zusagen gemacht werden, wann die Fläche zur Verfügung stehen kann.

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