Neuss „Es muss investiert werden“

Neuss · Die beiden Chefs des Rheinischen Landestheaters, Ulrike Schanko (Intendantin) und Dirk Gondesen (Verwaltungsdirektor), haben gemeinsam einen Bedarfsplan für die Bühne entworfen .

 Ulrike Schanko und Dirk Gondesen haben das Landestheater in der „Arbeitsgruppe RLT“ vertreten und hoffen auf die Unterstützung aus der Politik und vom Land.

Ulrike Schanko und Dirk Gondesen haben das Landestheater in der „Arbeitsgruppe RLT“ vertreten und hoffen auf die Unterstützung aus der Politik und vom Land.

Foto: woi

Neuss Sie hätte sich auch zurücklehnen und gar nichts machen können. Denn die Zukunft, die in der "Arbeitsgruppe RLT" verhandelt wurde, findet ohne sie statt. Ihre letzte Spielzeit am Landestheater hat Intendantin Ulrike Schanko längst in trockenen Tüchern; im Sommer 2009 gibt sie die Führung der Bühne ab.

Dennoch war sie bei allen Treffen der Arbeitsgruppe dabei und hat auch gemeinsam mit Verwaltungsdirektor Dirk Gondesen einen Bedarfsplan für die nächsten Jahre aufgestellt: "Schließlich will ich das Haus in einem ordentlichen Zustand erhalten", stellt sie unmissverständlich klar.

In einem solchen hatte sie die Bühne Anfang der Spielzeit 2004/05 nämlich übernommen - aber er hielt nur kurze Zeit. Denn das Land kürzte seinen Zuschuss um 250 000 Euro. Mit der Folge, dass etliche Stellen im Theater abgebaut wurden -auch im künstlerischen Bereich: unter anderem zwei im Ensemble; die Position Ausstattungsleiter wurde gestrichen.

Den Zustand vor dieser Kürzung wieder herzustellen, ist indes das Ziel des Bedarfsplans, der bei der Kulturverwaltung in Gestalt von Dr. Christiane Zangs zwar wenig Gegenliebe fand, aber von den Kulturpolitikern Hartmut Rohmer (SPD) und Rita Hau (CDU) akzeptiert wurde.

Im Einzelnen sieht der Plan unter anderem vor, das Ensemble um zwei Schauspieler aufzustocken und damit gleichzeitig eine bessere Altersmischung zu erreichen; die Einzelgagen anzuheben; einen Ausstattungsleiter zu verpflichten; den Gästeetat für zwei Regisseure, zwei Ausstatter und zwei Produktionsbetreuer zu erhöhen sowie Geld in intensives Marketing zu stecken.

"Wir wollen die Wirtschaftlichkeit des Theaters erhöhen", sagt Gondesen, "aber dafür muss zunächst investiert werden". Gleichwohl meldet der Verwaltungschef nicht nur einen Bedarf an, sondern sieht auch die Bringschuld der Bühne: Das Vermietungsgeschäft soll intensiviert werden, die Eintrittspreise würden regelmäßig dem Markt angepasst.

Dass sich die Zahl der Inszenierungen wie auch die der Vorstellungen steigern lässt, ohne dass etwa das Ensemble vergrößert wird, bezweifelt Gondesen hingegen.

Auch Ulrike Schanko hält das für fast unmöglich, zieht als Beleg einen Wochenarbeitsplan des Schauspielers Tim Knapper heran: Am vergangenen Montag zum Beispiel begann sein Arbeitstag um 8 Uhr. Eine Stunde später stand er zum ersten Mal in "Ronja Räubertochter" auf der Bühne, um 11 Uhr ein zweites Mal.

Von 13 bis 16.15 herrschte Ruhezeit (gesetzlich vorgeschrieben), dann begann ein Produktionsgespräch für "Motortown", von 18.30 bis 22 Uhr war Probe für das neue Stück "Café Umberto".

Wenn er mit dem Ensemble auf Abstechern ist, ist eine Rückkehr nach Neuss um 3 Uhr morgens nicht ungewöhnlich, Arbeitsbeginn ist dann oft genug schon wieder um 10 Uhr."So viel zur Frage ,Was machen Schauspieler eigentlich tagsüber?' - für einen Bruttoverdienst von 1500 Euro", kommentiert Ulrike Schanko nicht ohne bitteren Unterton.

Nur zu gerne würde sie wieder mehr Abend-Theater im Studio spielen lassen: "Wir brauchen diese kleineren Inszenierungen auch", sagt sie, "weil sie immer in Abstecherorten nachgefragt werden". Sie wurden nach der Kürzung durch das Land zugunsten der Aufführungen auf der großen Bühne eingestellt.

Die Vergrößerung des Ensembles ist für die beiden Theaterchefs jedoch nicht weniger wichtig als die Verbesserung im Backstage-Bereich. Einen festen Ausstattungsleiter wünschen sich die beiden schon deswegen, weil er auch die künstlerische Gestaltung mitbestimmt.

"Es ist eine Position, die man theoretisch eine Zeit lang unbesetzt lassen kann", sagt Gondesen zwar, "aber dann braucht man andererseits drei Gäste in dem Bereich".

Um den Betrieb in der im Bedarfsplan skizzierten Form zu ermöglichen, braucht das RLT ab 2010 rund 287 000 Euro mehr. Gondesen und Schanko wissen, dass der Betrag kaum von einem Zuschussgeber kommen kann. Aber sie hoffen: "Es hat gute Signale vom Land gegeben", sagen sie, aber auch: "Das Land wird sich nur bewegen, wenn sich auch die Stadt bewegt."

(NGZ)
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