Neuss Erstklassige Instrumentalisten im Globe

Neuss · Barockensemble "Scherzi musicali" aus Belgien über "Götter, Nymphen und Feen" mit Musik aus Shakespeares Zeiten..

 "Scherzi musicali" spielten im Globe.

"Scherzi musicali" spielten im Globe.

Foto: Christoph Krey

Musikalische Unterhaltungsabende beim Shakespeare-Festival finden vermehrt Anhänger. Nach Autokennzeichen gewertet war ganz Nordrhein-Westfalen im ausverkauften Theater an der Rennbahn, als das Barockensemble "Scherzi Musicali" aus Brüssel mit Arien und Instrumentalmusik zu Shakespeare-Werken auftrat.

Im Jahre 2006 gegründet, zählt dieses Gesangs- und Instrumentalensemble zu den innovativsten jungen Formationen der internationalen Alte-Musik-Szene. Da muss erstaunen, dass dieses belgische Musikkollektiv selten im Nachbarland zu hören ist. Im April feierte es sein Debüt in der Kölner Philharmonie, im Mai war es bei den Tagen Alter Musik in Regensburg und nun also im Globe.

Nicolas Achten (32) hat das Ensemble während seines Studiums von Gesang, Laute, Cembalo und Harfe gegründet. Da er über einen veritablen Bariton (dem in Neuss ein wenig an Tiefe fehlte) verfügt, erlebte man die alte Praxis, dass der Sänger sich selbst an Theorbe und Barockgitarre begleitet. Das war makellos, aber auch die anderen Instrumentalisten waren erstklassig: Varoujan Doneyan und Patrizio Germone spielten Violine, Edouard Catalan die Bassgeige, und Philippe Grisvard war stets zuverlässiger Cembalist.

In die Musik musste man sich erst hineinhören, denn die trockene Akustik im Globe bei zusätzlich heißen Temperaturen und nahezu vollem Haus ist spröde. Daran musste sich vor allem auch Deborah Cachet gewöhnen, die mit ihrem feinen lyrischen Sopran zunächst gehemmt schien. So richtig zupackend sang sie dann aber bei dem Duett zwischen Amphitrite und Neptun bei der Oper "The Tempest" (Der Sturm). Shakespeare hat die Komödie 1611 geschrieben, die Uraufführung der Oper war 1695. Dabei wird die Musik dem englischen Barockmeister Henry Purcell zugeschrieben, woran in jüngster Forschung Zweifel bestehen. Es waren wohl mehrere Komponisten beteiligt.

Zweifellos aber stammt "The Fairy Queen" (nach Shakespeares "Sommernachtstraum") aus der Feder Purcells. Nach der Pause kamen wunderbare Arien und Tanzstücke aus allen fünf Akten zur Aufführung. Auch in dieser Oper war die erfrischendste Szene, zudem stark gespielt, das Duett zwischen dem betrunkenen Dichter (Fill up the Bowl) und der Elfe.

Rein instrumentale Tänze und Präludien lockerten die Schilderung auf. Bei der wunderbaren Arie "If Love's a Sweet Passion" aus dem dritten Akt, die ganz bewusst zum Finale in Neuss erklang, vermisste man zwar das wehmütige Oboenvorspiel, aber schönstes Pizzicato in den Streichern ließ den Abend im Globe ebenfalls attraktiv ausklingen.

(NGZ)
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