Neuss Erster Spatenstich für "Epanchoir"-Sanierung

Neuss · Die Restaurierung des historischen Wasserkreuzungsbauwerks ist gestartet - mit dem Spatenstich für zwei neue Spundwände.

 Christoph Napp-Saabourg (Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss), Bürgermeister Herbert Napp und Heinz Runde (Stadtwerke, v.l.) setzen den Spatenstich

Christoph Napp-Saabourg (Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss), Bürgermeister Herbert Napp und Heinz Runde (Stadtwerke, v.l.) setzen den Spatenstich

Foto: lber

22 Meter breit, knapp zweieinhalb Meter tief und 160 Kilometer lang - das sind die Daten des historischen "Grand Canal du Nord". Vielen Neussern ist er nur als "Nordkanal" geläufig. Dass es kein Geringerer als Napoleon war, der im Jahr 1804 den Auftrag zum Bau der Wasserstraße gab, kann im modernen Alltag schon einmal in Vergessenheit geraten. "Neuss war französisch, aber die Napoleon-Zeit ist im Stadtbild noch nicht so sichtbar gemacht worden", sagt Bürgermeister Herbert Napp.

Dies soll sich bald ändern - mit der Rekonstruktion des "Epanchoir", eines Bauwerks, dessen französischen Namen auszusprechen Napp lieber vermeidet. Stattdessen bezeichnet der Bürgermeister es als das, was es eben ist: Ein Wasserkreuzungsbauwerk, welches das Wasser der Obererft gleichmäßig und ohne Höhenunterschiede in den eigens errichteten Nordkanal einspeisen sollte.

Außerdem sollte damit sichergestellt werden, dass die Neusser Mühlen am Obertor stets mit ausreichend Wasser versorgt sind. Mit dem Kanal an sich verfolgte Napoleon das Ziel, die Niederlande und ihre Zölle zu umgehen. Dieses Ansinnen wurde bald hinfällig - zunächst, weil Napoleon im Jahr 1810 nun auch Herrscher der Niederlande war, zum anderen, weil der Schienentransport ab 1850 dem Schiffsverkehr buchstäblich das Wasser abgrub.

Dennoch: "Wir haben den Nordkanal bekommen", sagt Napp. "Das war eine ganz intelligente Technik, die die Franzosen beherrschten, mit besonders hohen Normgrößen des Kanals und der Schiffe", ergänzt Klaus Karl Kaster von der "Vereinigung der Heimatfreunde Neuss". Mit dem Spatenstich für zwei neue Spundwände, die die Kanalbecken begrenzen sollen, wird jetzt umgesetzt, was der Verein bereits vor fünf Jahren angeregt hat: Das "Epanchoir" erlangt allmählich seine historische Ausdehnung zurück.

850.000 Euro sollen die Restaurierungsmaßnahmen insgesamt kosten - und voraussichtlich im August 2015 abgeschlossen sein. Darin enthalten sind auch eine neue Grünanlage und ein Infopavillon zum Baudenkmal. Beides wird sich hinter den vier historischen Böschungskegeln aus Basaltlavastein befinden, die ebenfalls restauriert werden. Die Stadt, das Land NRW, der Bund, ein Förderverein, der Landschaftsverband Rheinland und andere Stiftungen teilen sich die Finanzierung.

Die ab Ende dieser Woche errichteten Spundwände werden mit 120.000 Euro veranschlagt. Zuvor mussten das Gelände vermessen, ein Bodengutachten erstellt, die Kampfmittelfreiheit bestätigt und die Obererft unter dem Baufeld verrohrt werden, "damit die Bauarbeiter hier trockenen Fußes durchkommen", so Gerd Eckers, Bereichsleiter vom städtischen Tiefbaumanagement. Im letzten Schritt werden die Becken im Wasserkreuzungsbauwerk dann noch auf ihre ursprüngliche Breite ausgebaut, die Fundamente offengelegt - und der Bürgersteig der "Fietsallee" sowie der Fahrbahnrand der Nordkanalallee verschoben.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort