Neuss Erster Roman eines Schauspielers und Dramatikers

Neuss · Der Schweizer Daniel Mezger liest morgen beim Literarischen Sommer aus seinem Debütroman "Land lieben".

 Daniel Mezger kennt das Dorfleben aus eigener Erfahrung. heute lebt und arbeitet er in Zürich, gibt aber auch Berlin als Wohnort an.

Daniel Mezger kennt das Dorfleben aus eigener Erfahrung. heute lebt und arbeitet er in Zürich, gibt aber auch Berlin als Wohnort an.

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Alwin Müller-Jerina redet selten um den heißen Brei herum. Deswegen gibt der Leiter der Stadtbibliothek auch ganz ehrlich zu, dass ihm der Roman "Land lieben" von Daniel Mezger mehr zufällig und vor allem wegen seines Covers aufgefallen ist. "Beim Stöbern in einer Bahnhofsbuchhandlung", sagt er. Ein großes Schaf schaut einen an, der Buchtitel ist in eher verschnörkelter Schrift gehalten. Die Gestaltung wirkt irgendwie ruhig und idyllisch.

Was die Geschichte aber ganz und gar nicht ist. Denn Mezger erzählt von Vera und Moritz, die mit ihren drei Kinder aufs Land ziehen und glauben, damit ihrer Familie einen starken Halt zu geben und den Einflüssen der Großstadt auf ihr Denken und Fühlen zu entfliehen. Aber dass es nur mit einem Ortswechsel nicht getan ist, merkt die Familie rasch. Denn auch in der vermeintlichen ländlichen Idylle brechen schwelende Konflikte auf, die schließlich in einer Affäre Moritz' mit der Frau des Dorflehrers gipfeln. Dabei sind dieser und seine etwas labile Frau Christine die einzigen, zu den denen die Zugezogenen überhaupt Kontakt knüpfen können. Denn die Dörfler meiden die Neuen eher. Die drei Kinder werden in der Schule gar gemobbt.

Mezgers klare Sprache, aber auch sein humorvoller Blick auf die Entwicklung des Familienlebens bis hin zur Erkenntnis, dass man vor sich selbst nicht fliehen kann, machen den gut 300 Seiten starken Roman zu einem Leseerlebnis.

Es ist also gut nachzuvollziehen, dass Müller-Jerina nach dem ersten positiven Eindruck von der Optik auch vom Inhalt einen ebensolchen gewann und sich entschloss, den Autor für den Literarischen Sommer anzufragen. "Das war nicht einfach", erinnert er sich lächelnd, "das Buch ist in einem kleinen Verlag erschienen, und ich hatte drei Namen von Mitarbeitern, die nie ans Telefon gingen." Dennoch hat es geklappt, und Daniel Mezger liest morgen in der Stadtbibliothek aus seinem Debütroman - und dürfte viel zu erzählen haben.

Denn allein seine Vita gibt einiges her. Daniel Mezger ist 1978 in der Schweiz geboren und in den Glarner Bergen aufgewachsen. Er kennt das Leben auf dem Dorf ebenso gut wie das in der Stadt, denn heute wohnt und arbeitet er in Zürich.

Mezger ist nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler. An der Berner Hochschule für Musik und Theater wurde er ausgebildet, war ab 2001 mehrere Jahre am Jungen Theater Göttingen engagiert. Er hat in TV-Serien ("Die Fallers", "Pfarrer Braun") und Shakespeare oder David Forster Wallace auf dem Theater gespielt. Unter Regisseuren wie Torsten Schilling - und Bettina Jahnke. Die heutige RLT-Intendantin inszenierte mit Mezgers Abschlussjahrgang der Hochschule "Sleeping around" von Mark Ravenhill, Hilary Fannin, Stephen Greenhorn und Abi Morgan 2001 in Bern.

Seit 2004 arbeitet Daniel Mezger als freier Autor, Musiker und Schauspieler in Zürich. Von 2006 bis 2009 hängte er noch ein Studium am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel an. Bekannt ist er derzeit vor allem als Dramatiker, seine Stücke wurden zu Festivals eingeladen und in Deutschland und der Schweiz aufgeführt. Sein jüngstes Stück "Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam" hat im Oktober Deutschlandpremiere in Stuttgart.

Info Neumarkt 10, morgen, 19.30 Uhr, Eintritt acht Euro

(NGZ)
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