Neuss Erster Mann am Flügel

Neuss · Der in Hamburg lebende Pianist Evgeni Koroliov kommt nicht zum ersten Mal ins Zeughaus, aber spielt als erster Musiker auf dem neuen Steinway-Flügel. Er hat ihn auch mitausgesucht.

 Er hat gewählt: Evgeni Koroliov am neuen Zeughaus-Flügel im Steinway-Haus in Hamburg.

Er hat gewählt: Evgeni Koroliov am neuen Zeughaus-Flügel im Steinway-Haus in Hamburg.

Foto: Pro Classics

Zum ersten Mal hat er das nicht gemacht. Aber dennoch weiß Evgeni Koroliov nur zu genau um die Verantwortung, wenn er einen Veranstalter beim Kauf eines Konzertflügels berät. "Für Moskau und St. Petersburg musste ich einmal gleich zwölf Exemplare aussuchen", sagt der weltweit gefragte Pianist mit Hamburger Wohnsitz lachend. Für Neuss war es nur einer, aber der wird von vielen prominenten Händen gespielt.

Zusammen mit Kulturreferent Rainer Wiertz und Kulturdezernentin Christiane Zangs hat der 62-Jährige Musiker im Hamburger Steinway-Haus einen neuen Flügel für das Zeughaus ausgesucht. "Sieben oder acht habe ich bestimmt ausprobiert", sagt er, "aber ich merkte auch schnell, welche in die engere Wahl kamen." Für Neuss sollte es ein universelles Instrument sein. Eines, auf dem sich vom Barock bis zur klassischen Moderne alle Werke spielen lassen, der in "bestimmten Bereichen gesanglich klingt, dessen Mechanik in der Mitte besonders ausgeglichen ist". Man könne auch, so erklärt er weiter, Flügel ganz gezielt etwa vor allem für Werke der Romantik kaufen — die Unterschiede lägen vor allem im Diskant (oberen Tonbereich). "Dort haben die meisten modernen Flügel ihre Probleme", sagt der Pianist, der schon als 17-Jähriger das komplette "Wohltemperierte Klavier" von Bach spielen konnte.

Doch Koroliov musste gewissermaßen für andere Musikerkollegen mitdenken, hätte für sein Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen, mit dem er am Sonntag den Flügel einweihen wird, wohl "ein oder zwei Instrumente gefunden, auf denen sie sich besser spielen lassen". Aber: Der Flügel muss für alle Arten der Musik spielbar sein. "Ich hoffe jedenfalls, dass es keine Schelte gibt", sagt er lachend. So richtig werde der Flügel seine Qualität ohnehin erst in einigen Wochen entfalten: "Es braucht ein, zwei Monate", sagt er.

Dass er als erster und dann noch Bachs Goldberg-Variationen spielen wird, erfüllt ihn mit Freude. Das Werk hat er zwar im Repertoire, "aber ich muss es jedes Mall innerlich neu machen", betont er. Die mentale Beschäftigung neben der übenden auf dem Klavier gehört für ihn grundsätzlich zur Vorbereitung eines Konzerts. Denn ohne, so versichert er, werde jede Musik zur Schablone.

Der in Moskau geborene Musiker liebt Bach, seit er ihn das erste Mal gehört hat. Da war er noch keine zehn Jahre alt. In einem Konzert in Moskau mit dem legendären Pianisten Glenn Gould.

(NGZ)
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