Preisverleihung im Rathaus Neuss Meine Heimat, deine Heimat, unsere Heimat

Neuss · Die Stadt Neuss verleiht zum ersten Mal einen Heimatpreis. Das Sieger-Trio steht für die Vielfalt der Szene: Es gewinnen die Interkulturellen Projekthelden, vor dem Heimatverein Norf und den Nikolausmarkt-Machern von der Nordstadt.

Bürgermeister Reiner Breuer (2. v. r.) und die drei Erstplatzierten bei der Heimatpreis-Verleihung im Alten Ratssaal, v. l.: Kurt Königshofen, Peter Abels (beide Norf), Claudia Ehrentraut, Unmut Öksüz, Mirac Göl (alle Projekthelden), Toni Schäfer und Rolf Arnold (beide Nordstadt).  Foto: A. Woitschützke

Bürgermeister Reiner Breuer (2. v. r.) und die drei Erstplatzierten bei der Heimatpreis-Verleihung im Alten Ratssaal, v. l.: Kurt Königshofen, Peter Abels (beide Norf), Claudia Ehrentraut, Unmut Öksüz, Mirac Göl (alle Projekthelden), Toni Schäfer und Rolf Arnold (beide Nordstadt). Foto: A. Woitschützke

Foto: Andreas Woitschützke

Dass Heimat mehr ist als nur romantisierende Heimattümelei, spiegelt sich im Ergebnis: Ein interkulturelles Projekt, das für eine bunte Gesellschaft in Vielfalt steht, siegt. Auf Platz zwei folgen eine arbeitsintensive Initiative, die Jahr für Jahr tausenden Nordstädtern ein Wir-Gefühl vermittelt und ein klassischer Heimatverein, der dafür sorgt, dass Zeugen der Vergangenheit die Gegenwart mitgestalten.

Bei der Premieren-Verleihung des Heimatpreises sprach Bürgermeister Reiner Breuer von einer „politischen Entscheidung“, die vom Stadtrat einstimmig getroffen worden sei. Untgeteilter Beifall bei der Feierstunde im alten Ratssaal des Rathauses für die Interkulturellen Projekthelden (1.), für den Arbeitskreis Nikolausmarkt im Initiativkreis Nordstadt und den Norfer Heimatverein (beide 2.).

Erstmals hatte die Stadt Neuss einen Heimatpreis ausgelobt und dabei eine Initiative und Geldmittel des Landes NRW aufgegriffen. Da die Stadt das Preisgeld verdoppelte gingen stolze 3750 Euro an den Sieger; die beiden Zweitplatzierten freuten sich über jeweils 1875 Euro. Einziger, wenn überhaupt, Wehrmutstropfen: Lediglich 24 Bewerbungen erreichten die Verwaltung der Großstadt Neuss mit fast 160.000 Einwohnern. Da scheint noch Luft nach oben. Zum Vergleich: Bürgermeister Marc Venten hatte im wesentlich kleineren Korschenbroich bei nur 33.000 Einwohnern die Wahl unter Einsendungen von immerhin 46 Vereinen und Institutionen.

Bürgermeister Breuer war angesichts der überschaubaren Resonanz dennoch nicht enttäuscht. Im Gegenteil: „Die Qualität der eingereichten Projekte war durchweg sehr hoch.“ Das lässt auch in den Folgejahren auf überzeugende, beispielhafte Preisträger hoffen, denn das Sieger-Trio 2019 hat für die nächsten Jahre „Startverbot“. Aber Breuer möchte den Heimatpreis bekannter machen: „Wir werden für diese schöne Aktion bei der zweiten Auflage verstärkt werben.“ Auch die Stadt als Auslober sei noch in der Lernphase.

Verfolgt das Land NRW mit dem Heimatpreis die Idee, Projekte zu fördern, die Menschen verbinden, so schloss sich die Stadt Neuss dem Gedanken nahtlos an. Ehrenamtliches Engagement solle belohnt werden, heißt es, das zur Schaffung, Stärkung und zum Erhalt des Heimatgedankens auf lokaler oder gesamtstädtischer Ebene beitrage. Bürgermeister Breuer sagte bei der Preisverleihung, der Stadtrat und er hätten beim Begriff Heimat nicht ein Försterhaus vor Augen, sondern alle seien sich einig, den Begriff Heimat „modern zu interpretieren“.

Mit leeren Händen ging niemand nach hause. Für alle Teilnehmer gab es eine kleine Präsente-Tasche mit Neusser Gewürzen, einem Chutney, einem Gläschen Marmelde und einem Bürgermeister-Dankbrief.

Dass die drei Preisträger menschenverbindend in der Stadt Neuss unterwegs sind, zeigte sich in den kurzen Interviews, die der Bürgermeister mit Vertretern der Siegerorganisationen führte. Für Mirac Göl aus dem Jugendvorstand der Interkulturellen Projekthelden ist Neuss „natürlich meine Heimat“. In der Stadt wurde er vor 16 Jahre geboren: „Hier fühle ich mich wohl. Hier wohnen und leben auch die Menschen, die meine Liebsten sind.“ Die Projekthelden gingen 2012 an den Start. Aktuell bauen sie ein Jugendzentrum am Berghäuschensweg auf und organisieren freizeitpädagogische Aktivitäten und außerschuliche Bildungsangebote sowie Projekte in den Bereichen Kunst, Musik, Film und Theater. Motor ist der Vorsitzende Umut Öksüz, vorgeschlagen wurden die Projekthelden von Britta Franken, Geschäftsführerin Theater am Schlachthof und Projekthelden-Vorstand.

Der Norfer Heimatverein mit seinen 450 Mitgliedern wurde überörtlich durch die Sanierung des Wasserturms bekannt; er setzte sich für den Erhalt des Altes Rathauses ein. dort hat er jetzt seine Geschäftsstelle und baut ein kleines Museum auf. Der Initiativkreis war war soeben zum 24. Mal Gastgeber des Nikolausmarktes, der ein Treffpunkt für alle Further geworden ist. Beim Aufbau der Budengasse engagierten sich viele junge Flüchtlinge. Breuer: „Heimat in Vielfalt.“

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