Neuss "Erste Hilfe für die Seele"

Neuss · Die Ökumenische Notfallseelsorge feierte am Freitag zehnjähriges Bestehen. Stolz ist das Team, zu dem von Anfang Pfarrer Jochen Koenig gehört, immer bereit gewesen zu sein, wenn Trost und Hilfe gefordert waren.

 Pastorin Ilka Werner, Susanne Welter, Dirk Büchen, MichaelBollen und Angelika Ludwig (v.l.) gehören zum Notfall-Seelsorgeteam. Den gibt es seit zehn Jahren.

Pastorin Ilka Werner, Susanne Welter, Dirk Büchen, MichaelBollen und Angelika Ludwig (v.l.) gehören zum Notfall-Seelsorgeteam. Den gibt es seit zehn Jahren.

Foto: NGZ

Wenn es im Rhein-Kreis Neuss zu traumatisierenden Unfällen kommt, wenn Hinterbliebene mit ihrer Trauer alleine sind, dann kommen nicht nur Polizei, Feuerwehr und Sanitäter, dann kommt auch sie: die Ökumenische Notfallseelsorge Neuss.

Pfarrer Jochen Koenig gehört von Anfang zu diesem Personenkreis, der "Erste Hilfe für die Seele" leistet. Am Freitag aber hatten — ehrenamtlichen Notfallseelsorger, Fahrer und Organisatoren — einen Grund zum Feiern: Sie können auf zehn Jahre erfolgreiche Einsatzarbeit zurückblicken. Für Koenig wird es das letzte sein, denn er tritt in den Ruhestand — und ein Nachfolger sei noch nicht benannt.

Besonders stolz sind die Aktiven der Notfallseelsorge auf den Umstand, dass es ihnen in dieser ganzen Zeit gelang, immer zur Stelle zu sein, wenn es galt, den Angehörigen, Freunden oder auch nur Augenzeugen mit Trost und seelischer Aufbauarbeit zur Seite zu stehen. Das hat auch mit der Struktur der Ökumenischen Notfallseelsorge Neuss zu tun, die bundesweit so eher selten ist.

Normalerweise sei es so, erklärt Koenig, dass der herbeigerufene Unfallseelsorger mit seinem Wagen an den Unfallort fahren muss und sich dort erst mit den Umständen und Hintergründen auseinandersetzen kann. In Neuss werden die "Seelensanitäter" von den Fahrern des Deutschen Roten Kreuzes abgeholt. So haben sie bereits während der Fahrt die Möglichkeit, sich per Funk vorab zu informieren um sich dann, wenn es darauf ankommt, voll auf die hilfsbedürftigen Menschen konzentrieren zu können.

Pfarrer Jochen Koenig sieht darin noch weitere Vorteile: "Wenn der Ehemann verstorben ist und die Witwe sich nicht auf den Rückhalt in der Familie oder in der Nachbarschaft stützen kann, dann sind wir Seelsorger dazu da, uns um diese Frau zu kümmern, während der Fahrer durchaus ebenso wichtige Arbeiten verrichten kann, wie das Benachrichtigen der Angehörigen oder auch nur das Verrichten einfacher Hausarbeiten, die möglicherweise auf der Strecke geblieben ist."

Fast ebenso wichtig wie für die Betroffenen ist auch die Arbeit der Seelsorger mitunter an den Helfern, egal ob Sanitäter oder Polizist. "Wenn es zum Beispiel um die Mitteilung eines Todesfalls an die Familie geht, dann müssen die Polizisten manchmal erst selber seelischen Druck bei uns abbauen", erzählt Pfarrerin Angelika Ludwig.

Priestermangel bei der katholischen und Stellenstreichungen bei der protestantischen Kirche wirken sich auch auf diesen Dienst aus. Koenig: "Wir haben vorgesorgt und Ehrenämtler ausgebildet haben, die uns wunderbar unterstützen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort