Neusser SPD schiebt Erneuerungs-Dialog an Ziel der Basis ist die Mitmach-Partei

Neuss · Alle sprechen über Erneuerung. Die Neusser SPD auch. Ihre Amtsträger hören jetzt den Mitgliedern zu und erfahren: Die Basis will mehr gefragt werden und vermisst sozialdemokratische Visionen.

 Nicht auf Hochglanz, sondern auf die Botschaft kommt es an.

Nicht auf Hochglanz, sondern auf die Botschaft kommt es an.

Foto: SPD

Das Misstrauen der Basis war unüberhörbar, noch ehe die Arbeit beim 1. Erneuerungs-Dialog der Neusser SPD überhaupt begonnen hatte: „Das landet doch alles im Papierkorb!“ Wird es nicht. Das verspricht zumindest SPD-Vorsitzender Sascha Karbowiak. Eine Arbeitsgruppe werde die Ergebnisse bündeln, allen Neusser Mitgliedern überreichen und überregionale Themen auch an die Landes- beziehungsweise Bundespartei weiterleiten. „Mir ist wichtig“, sagt Karbowiak, „dass alle, die sich einbringen, auch eine Rückmeldung erhalten.“

Knapp 60 der 600 Neusser Mitglieder ließen sich überzeugen und wagten das Experiment: keine Vordenker, keine Vorträge, keine Aussprache, keine Workshop-Atmosphäre. Die Granden wie Vorsitzender Karbowiak, Daniel Rinkert als Chef der Kreis-SPD, der Fraktionsvorsitzende Arno Jansen, der Beigeordnete Holger Lachmann oder auch Kreistagsabgeordnete und Stadtverordnete waren gekommen, um vor allem Zuhörer zu sein. Regie führte ein externer Trainer, der als Sozialdemokrat auch Insider ist: Andreas Giesen, den die Neusser vor allem als Produktionsleiter des Shakespeare-Festivals kennen.

Profi Giesen, der schon viele Change-Projekte begleitet hat, war sofort Chef im Saal, in dem schon nach zehn Minuten keiner mehr auf seinem Stuhl saß. War die Zuordnung in eine Gruppe als Pils-, Alt- oder Kölsch-Trinker noch pure Lockerungsübung, so war der Gang in eine Gruppe des besten SPD-Kanzlers beziehungsweise Kanzlerkandidaten schon eine politische Aussage: Die Willy-Brand-Anhänger waren in der Mehrheit, Daniel Rinkert als Gerhard-Schröder-Bekenner mutig. Auch wenn die Auswertung der Meinungen und Thesen noch aussteht, so ist klar: Die Mitglieder wünschen sich eine lebhafte Mitmach-Partei und grundsätzlich sozialdemokratische Visionen: Wofür steht die SPD in den nächsten zwanzig Jahren?

Parteien entdecken ihre Mitglieder neu. Die SPD in Neuss hat einen ersten Schritt getan. Die CDU unter ihrem neuen Vorsitzenden Jürgen Brautmauer wird folgen. Da heißt das ganze dann „Ideenwerkstatt“. Los geht’s am 30. Juni. Gute Ansätze, die hoffentlich über den Status eines Strohfeuers hinausreichen.

(lue-)
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