Neuss Erlebniseinkauf soll den Einzelhandel stützen

Neuss · Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat ein Zehn-Punkte-Papier für die Städte der Region erarbeitet. Das Ziel: Die Konkurrenzfähigkeit der Geschäftsleute langfristig zu sichern.

 Auch besondere Veranstaltungen und Aktionen wie bei „Neuss blüht auf“ (Foto von 2011) sollen Kunden in die Innenstädte locken.

Auch besondere Veranstaltungen und Aktionen wie bei „Neuss blüht auf“ (Foto von 2011) sollen Kunden in die Innenstädte locken.

Foto: Woitschützke, Andreas

Eigentlich stehen Neuss und Grevenbroich gut da. Beide Städte verzeichnen aktuell einen Kaufkraftzufluss, in Krefeld und Mönchengladbach ist die Lage noch besser. Das geht aus dem Strategiepapier zur Einkaufsregion hervor, das die IHK Mittlerer Niederrhein gerade vorgelegt hat. Ein Grund also, sich zufrieden zurückzulehnen?

Mitnichten, finden die IHK-Experten. Denn zum Einen sieht es in anderen Städten gerade im Rhein-Kreis längst nicht so rosig aus (Meerbusch etwa kann sein Kaufkraftpotenzial kaum nutzen), zum Anderen erweist sich der Online-Handel als immer stärker werdende Konkurrenz zu den Einzelhandelsgeschäften in den Innenstädten.

"Wir sind deshalb gefordert, stetig Attraktivität in den Innenstädten zu schaffen, um dem etwas entgegenzusetzen", glaubt Christoph Napp-Saarbourg. "Die Leute sollen den Einkauf als Erlebnis empfinden, Spaß haben, Bekannte treffen. Wir müssen auch auf die emotionale Schiene setzen." Der Neusser ist Inhaber einer Apotheke und Mitglied im Einzelhandelsausschuss der IHK Mittlerer Niederrhein. In Neuss fungiert er als Vorsitzender der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN). Die IHK hat in ihrem Strategiepapier zehn Forderungen an Politik und Stadtverwaltungen festgehalten, von denen sie sich dauerhaft lebendige Städte und die Sicherung der Konkurrenzfähigkeit des örtlichen Einzelhandels verspricht. Dazu gehört der Wunsch, zentrale Lagen festzulegen und zu sichern und Einkaufszentren in den Stadtkernen zu positionieren. Handels- und Zentrenkonzepte sollen in verbindliche Bebauungspläne umgesetzt werden. Eine gute Erreichbarkeit der Innenstädte mit verschiedenen Verkehrsmitteln soll gewährleistet werden. Eine weitere Idee sind Sortimentslisten mit zentrenrelevanten Waren. Sie sollen die Angebotsvielfalt und den Branchenmix sicherstellen.

In Neuss sieht Napp-Saarbourg bereits gute Ansätze. "Wir haben ein starkes Stadtmarketing, und auch die Schaffung eines einheitlichen Bildes im Zentrum ist auf einem guten Weg." Der ZIN-Vorsitzende erinnert an die geplante Aufstellung von neuen Bänken, fast 300 Blumenkübeln und Dekorationen, etwa an Weihnachten und Karneval. "Das macht einen ruhigen und gemütlichen Eindruck", urteilt Napp-Saarbourg. Zuviel Uniformität hält er indes für kontraproduktiv, deshalb müsse — als Alleinstellungsmerkmal — stets auch Platz für kleinere Geschäfte mit außergewöhnlichem Angebot sein. Für wünschenswert hält er in Neuss die Ansiedlung eines großen Elektronikhändlers und von Bekleidungsgeschäften mit gehobenem Sortiment im Zentrum.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Service, Qualität der Beratung und Freundlichkeit der Mitarbeiter in den Geschäften. Rund 80 Neusser Händler erhalten dazu nun eine Rückmeldung: Berufsschüler des Berufsbildungszentrums Weingartstraße haben sie anonym und nach einem standardisierten Beurteilungskatalog getestet, berichtet Napp-Saarbourg.

Der Grevenbroicher Fred Schlangen, ebenfalls Mitglied im Einzelhandelsausschuss der IHK Mittlerer Niederrhein, betont, dass die Prognosen für den Zuzug kaufkraftstarker Bevölkerungsgruppen im Rhein-Kreis sehr positiv seien. "Diese Chance sollten wir nutzen und dafür sämtliche fördernde Maßnahmen in die Wege leiten."

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