15 Menschen kamen im Rhein um Erinnern an Unglück und Helden

15 Menschen kamen im Rhein um · Theo Rodewig starb vor zwei Jahren. Bis in den Tod hinein verfolgten den Uedesheimer die Bilder von jenem Ereignis, bei dem am Montag vor 58 Jahren mindestens 15 Menschen im Rhein umkamen. Damals verunglückte die zwischen Uedesheim und Himmelgeist verkehrende Fähre. Und Theo Rodewig war der Fährmann.

Im kollektiven Bewusstsein der Uedesheimer ist dieses Fährunglück, einer der tragischsten Unfälle auf dem Rhein vor Neuss, fest verankert. Der Verschönerungsverein Uedesheim, der nach Auskunft seines Vorsitzenden Heinz Mehlhorn mehr auf die Ortsgeschichte hinweisen möchte, nimmt das zum Anlass, um, angeregt durch Paul-Heinz Kramp, mit einer Erinnerungstafel oder bildlichen Darstellung in der Nähe des Unglücksortes diese Katastrophe auch Neubürgern und Gästen des Ortes vor Augen zu führen.

Erste Kostenschätzung: 8000 Euro. Ein entsprechender Beschluss dazu fiel auf der jüngsten Mitgliederversammlung. Ein Beschluss, für den die Familie nur wenig Verständnis aufbringen kann. "Was soll das bringen, diese alte Geschichte wieder aufzurühren?", fragt eine in Zons lebende Großnichte, die weiß, wie sehr ihr Onkel unter dem Ereignis gelitten hat: Immer wieder tauchten die Bilder jenes Spätnachmittags in seinen Träumen auf, stand er von Wahnvorstellungen getrieben, mitten in der Nacht auf.

Als Ursache für die Katastrophe gilt eine Verkettung unglücklicher Umstände. Die Gierponte mit ihrer Traglast von 35 Tonnen war mit zwei Lastwagen, drei Personenwagen und gut zwei Dutzend Personen schwer be- aber nicht überladen. Auf dem Rhein, dessen Wasserspiegel innerhalb von 24 Stunden um vier Meter gestiegen war, trieben Eisschollen. Schneetreiben und ein eisiger Nordwestwind vervollständigten die schlechten Bedingungen, unter denen die Unglücksfahrt angetreten wurde.

Wahrscheinlich blockierte das Führungsseil, wurde vielleicht von einer Eisscholle eingeklemmt. Der Wasserdruck wurde so stark, dass das Führungsseil der Ponte schließlich riss. "Nur noch am Gierseil befestigt, beschrieb die Fähre einen Bogen und erhielt dadurch eine solche Schlagseite, dass die transportierten Fahrzeuge verrutschten und das Schiff kenterte", recherchierte Rüdiger Himmes vom Verschönerungsverein den Unglückshergang. Ein Verschulden des Fährmannes wurde ausgeschlossen. Ob er sich vor Gericht verantworten musste, weiß die Familie nicht.

Ohne Kapitän Hendrik Baggermann aus Rotterdam und die Besatzung des niederländischen Schleppers "Nelli" wäre die Zahl der Opfer noch größer gewesen. Wie die Neußer Nachrichten - von Kriegsende bis zum Wiedererscheinen der NGZ im Jahr 1949 amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt - in der Ausgabe vom 15. März anerkennend festhält, drehte der Kapitän bei und ließ die Rettungsboote aussetzen. Elf im Wasser Treibende konnten so gerettet werden. Außerdem wurden zwei Tote geborgen. "Die Stadtverwaltung Neuß hat dem Kapitän und der Mannschaft den Dank für ihre tapfere Haltung ausgesprochen", schließt der Unfallbericht.

Das Unglück war aber nicht das Ende des Fährbetriebes zwischen Uedesheim und Himmelgeist. Diese Verbindung wurde erst 1981 mit dem Bau der Fleher Brücke eingestellt. Bis dahin setzte Theo Rodewig nach festem Fahrplan über, denn die "Antonius", wie die heute noch in Holland fahrende Fähre hieß, war die wichtigste Verbindung für alle Menschen aus dem südlichen Neuss, die bei Henkel arbeiteten.

(NGZ)
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