Neuss Ensemble "Nevermind" serviert frische Barockmusik

Neuss · Die Franzosen begeisterten beim Zeughauskonzert.

 Das französische Barockensemble "Nevermind".

Das französische Barockensemble "Nevermind".

Foto: Eduard Bressy

In der neuen Zeughauskonzert-Reihe sind nahezu ausnahmslos junge Musiker eingeladen, kaum einer älter als 35, jeder aber hoch qualifiziert und vielfach ausgezeichnet. Das jüngste Konzert bestritt das französische Barockensemble "Nevermind". Anna Besson (Flöte), Louis Creac'h (Violine), Robin Pharo (Viola da Gamba) und Jean Rondeau (Cembalo), zusammen gerade 100 Jahre alt, sind seit ihrem Studium am Pariser Konservatorium befreundet, ein herzliches Miteinander prägt ihr ungemein erfrischendes Spiel.

Vollkommen integriert in ihren Auftritten ist Jean Rondeau (26), bereits als Jungstar und "Offenbarung des Jahres 2015" gefeiert (Victoires de la musique classique). Der Cembalist, der auch Orgel und Klavier, Komposition und Dirigat studiert hat, gründete für seine Jazzkompositionen das Ensemble "Note forget" und feierte als Filmkomponist vergangenes Jahr sein Debut mit dem Soundtrack für Christian Schwochos Film "Paula". Von Kulturblättern auch schon mal als "Monsieur 10.000 Volt" bezeichnet, passte er sich dem eher kühlen Ambiente des Zeughauses an, verzichtete auf seine Vorliebe für ausgefallene Kleidung und hatte die Sturmfrisur streng gebunden.

Warum sich ausgerechnet ein französisches Barockensemble "Nevermind" nennt, verraten die Vier nicht. Die Übersetzung aus dem Englischen, etwa "Mach dir nichts draus!", bedeutet das glatte Gegenteil von dem, was die Musiker an zwar mühelosem, aber konzentrierten und perfekten Miteinander schaffen. Dann trifft es schon eher die Musik, etwa des Jean-Baptiste Quentin, der in den Salons der Pariser High Society eine große Rolle spielte. Oder die Kammermusik des bedeutendsten französischen Opernkomponisten Jean Philippe Rameau: Ein virtuoser, von Jean Rondeau lustvoll verzierter Cembalopart eröffnet das "Konzert A-Dur".

Im dritten Tanzsatz greift Anna Besson zur Piccoloflöte, die in barocker Ausfertigung immer noch warm klingt. Mit Querflöte und Robin Pharos fein gezupfter Gambe wird es bei "Lady Bothwells Lament" richtig traurig im Zeughaus. Der Komponist Francesco Geminiani hellt die Stimmung mit hochvirtuosem Flötenspiel aber wieder auf. Das Ensemble umrahmte das Konzert mit zwei "Pariser Quartetten", die Georg Philipp Telemann in Hamburg nach 1730 schrieb und sie auf eine Reise in die französische Hauptstadt mitnahm, wo sie vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. "Nevermind" hat in diesem Monat ihre zweite CD mit dieser an melodischen Einfällen reichen Kammermusik Telemanns herausgebracht. Im Zeughaus verströmten die Nr. 4 und Nr. 6 im Umfang einer Suite den tänzerischen Charme aristokratischer Salons.

(NGZ)
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