Neuss Enno Stahl performt für Neuss beim Hansetag

Neuss · Der Schriftsteller und Performer nimmt im estnischen Viljandi am "HanseliveartWorks"-Festival teil.

 Enno Stahl in seiner Performance als "Ein-Euro-Mann".

Enno Stahl in seiner Performance als "Ein-Euro-Mann".

Foto: K. Adamek

Zu den Neussern, die zum Hansetag in die estnische Stadt Viljandi reisen, gehört auch Enno Stahl. Allerdings ist der in Holzheim lebende Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Performer schon da, wenn die anderen Mitglieder der Neusser Delegation erst kommen. Stahl wurde als Künstler eingeladen. Im Auftrag der Stadt Viljandi und auf Vorschlag der Stadt Neuss, aber erst nach Sichtung seines Konzepts durch eine Jury. Und er reist bereits heute nach Viljandi, wo er auf neun Künstler aus den anderen Hansestädten trifft.

"Hier, um kreativ zu sein" heißt das Motto des Hansetages, und dazu passt dann auch das "HanseliveartWorks"-Festival, dessen Programm auch von den eingeladenen zehn Künstlern gestaltet wird. "Wir sind alle in einer Wohnung untergebracht", sagt Enno Stahl, der dort auch auf Sänger und Grafiker treffen wird.

Der 54-Jährige reist indes mit kleinem künstlerischen Gepäck. Mit dabei sind Anzug und Krawatte, ein rote Clownsnase und Schrift-Schablonen. Vier Programmpunkte hat er sich vorgenommen, weiß aber schon jetzt, dass ihm das vorgegebene Organisationsschema nicht entgegenkommt. Stahl will sich für seine vier Performances nicht an einem Zeitlimit orientieren, sondern schauen, wie und wo er bei den Menschen in der Stadt ankommt. So will er mit einer roten Nase und Lautdichtung von sich gebend durch die Stadt laufen, einerseits ans Rheinland erinnern, andererseits auch irritieren. Seine zweite Aktion hat zumindest auch die Irritation im Sinn: Aus versteckten Lautsprechern tönen Geräusche, die die Vorbeigehenden hören, ohne zu wissen, woher sie kommen. Für die dritte Performance braucht Enno Stahl die Schrifttafeln, um Gegensatzpaare wie "Crisis" und "Boom" oder "Burn" und "Fade" in Schwarz und Weiß auf den Boden zu sprühen.

Von dieser eher "wirtschaftskritischer Natur", wie er sagt, ist auch die vierte Aktion. Da kommt der Anzug zum Zuge. Stahl kleidet sich gediegen, aber wird zum Mittelstands-Bettler. Knieend, in deutscher und in estnischer Sprache bittet er um einen Euro. Als ein Ex-Gutsituierter, der abgerutscht ist.

(NGZ)
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