Neuss Energiewende auf dem Prüfstand
Neuss · In einer Programmdiskussion hat die CDU des Rhein-Kreises die Zukunft der Energiepolitik in der Region beleuchtet. Der Rhein-Kreis steht vor großen Herausforderungen, denn der Anteil an erneuerbaren Energien soll stetig steigen.
Der Anteil an erneuerbaren Energien in der Bundesrepublik und auch im Rhein-Kreis soll bis 2050 auf bis zu 80 Prozent steigen. Ein sportliches Ziel, "eine Herkules-Aufgabe, die wir zu bewältigen haben, die ich aber für alternativlos halte", sagte CDU-Kreisvorsitzender Lutz Lienenkämper bei der Programmkonferenz im Pädagogischen Zentrum für Technik und Informatik in Neuss. Diskutiert wurde die Zukunft der Energiepolitik in der Region. "Zur Politik gehört immer auch ein gewisses Maß an Realismus: Die Rückkehr zur Kernenergie ist nicht möglich, sie muss durch erneuerbare Energien ersetzt werden", so Lienenkämper.
Sicher, sauber und bezahlbar seien die Spitzen des berühmten Dreiecks, die jetzt verbunden werden müssen. Laut Lienenkämper müsse die Praxis auf den Prüfstand gestellt werden: "Wir müssen darauf achten, ob unsere Förder- und Anreizsysteme tatsächlich Anreiz sind oder bevormundendes Instrument." Wenn in Deutschland die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, werde der Rhein-Kreis aus echter Überzeugung mitmachen. "Doch nicht um jeden Preis: Wir müssen die Anwohner schützen, Rücksicht auf die Landschaft nehmen und den Transport regeln – doch Ausbau ohne Bauen ist nicht möglich."
Johannes Steinhauer, Experte für erneuerbare Energien bei den Neusser Stadtwerken, erklärte den Teilnehmern die neue Rolle der Energieversorger: "Der Ausstieg aus der Kernenergie ist für 2022 anvisiert, die CO2-Reduktion als internationales Ziel beschlossen." Ziel seien sozial- und wettbewerbsfähige Energiepreise sowie Versorgungssicherheit. Georg Melchers, geschäftsführender Gesellschafter der BMR Energy Solutions GmbH, erklärte den Teilnehmern den Vorgang der Projektierung einer Windanlage von der Idee bis zur Realisierung, vom Flächenscreening bis zur Bauphase, der insgesamt etwa drei bis fünf Jahre in Anspruch nimmt. Schon Ende dieses Jahres wird ein Windpark in Jüchen eingeweiht, weitere Projekte, etwa in Neuss durch die Stadtwerke, folgen.
Deutlich geworden sei in der Diskussion vor allem eines, so der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Wolfgang Wappenschmidt: "Wir haben nicht eine Lösung in der Energiepolitik, sondern brauchen einen Energie-Mix, zentrale sowie dezentrale Lösungen." Einzelne Projekte sollen genau überprüft und hinterfragt werden, immer am Maßstab "sicher, sauber, bezahlbar". Energieeffizienz sei ein wichtiges Thema, das etwa mit dem Energielabor weiter ausgebaut werden soll. Und: "Wir brauchen mehr Informationen für Verbraucher und qualifizierte Handwerker, die mit den neuen Techniken arbeiten können."