Neuss Eltern kämpfen Monate um einen Schulplatz

Neuss · Im März kam die Tochter (14) von Volker Speck und seiner Frau Rachaporn nach Deutschland. Eingeschult wird sie erst am Montag.

 Volker Speck (50) lernte seine Frau Rachaporn (37) in Düsseldorf kennen. Seit 2016 leben sie gemeinsam in Neuss.

Volker Speck (50) lernte seine Frau Rachaporn (37) in Düsseldorf kennen. Seit 2016 leben sie gemeinsam in Neuss.

Foto: woitschützke

Für Volker Speck ist es ein "ganz schlechtes Bespiel deutscher Integration". Wochenlang war er im Ungewissen darüber, wann, wo und ob die Tochter seiner Frau Rachaporn überhaupt einen Schulplatz in Neuss bekommt. Nun bekam die Familie den erlösenden Brief, dass die 14 Jahre alte Pattarasaya ab Montag eine Integrationsklasse am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium besuchen kann. Doch der Weg bis zum finalen Bescheid - knapp zwei Wochen nach Ende der Sommerferien - glich einer Odyssee. "Wir mussten großen Druck ausüben", sagt Volker Speck. Doch wie kam es überhaupt dazu?

Von 2013 bis 2016 lebte Speck mit seiner Frau, die er in Düsseldorf kennenlernte, in Bangkok. Es sei zwar nicht sein Traum gewesen, nach Thailand zu gehen. "Aber es war die einzige Möglichkeit, dass die Familie zusammenlebt, nachdem meine Frau erneut schwanger wurde", sagt Speck. Doch es dauerte drei Jahre, bis ihr gemeinsamer Sohn Alexander endlich einen deutschen Pass erhielt. Dafür habe er sogar einen Prozess in Thailand führen müssen, weil man seine Vaterschaft zunächst nicht anerkannt habe. Der Prozess führte zum Erfolg, "doch mit drei Jahren wäre unser Sohn in Thailand schulpflichtig geworden. Das wollte ich nicht. Darum haben wir uns entschlossen, nach Neuss zurückzukommen", erinnert sich der 50-Jährige.

Die Tochter seiner Frau blieb zunächst in Bangkok bei ihrer Großmutter, um das Schuljahr dort zu vollenden. Am 13. März dieses Jahres reiste sie schließlich nach. Doch da folgte gleich das nächste Problem für die Familie. "Wir sind direkt beim Schulamt des Rhein-Kreises Neuss vorstellig geworden", sagt Speck. Dort sei ihnen zunächst Hoffnung gemacht worden, dass Pattarasaya schnell einen Platz in einer Neusser Schule bekommen würde. Doch dann kam die erste Absage", erinnert sich der 50-Jährige. Bei der Bezirksregierung seien sie stets zurück an den Rhein-Kreis verwiesen worden und umgekehrt. "Es war nicht klar, wer wirklich zuständig ist", sagt Speck, der sich schließlich an den Neusser CDU-Chef Jörg Geerlings wandte und Hilfe zugesagt bekam. Zwar habe man zwischenzeitlich die Information bekommen, Ende Juni einen Platz zugewiesen zu bekommen - doch daraus wurde wieder nichts. "Zusätzlich haben wir Druck von der Stadt bekommen. Schließlich besteht Schulpflicht", sagt Speck.

Nach dem wochenlangen Hin und Her kam in dieser Woche endlich die positive Nachricht. Für Pattarasaya geht damit eine Leidenszeit zu Ende. "Sie saß mehr als ein halbes Jahr zu Hause - ohne soziale Kontakte", sagt Speck. Zumindest habe sie beim Jugendmigrationsdienst der katholischen Kirche und in einer privaten Sprachschule ein wenig Deutsch lernen können.

Doch wie kann es zu so einem Fall kommen? Von der Bezirksregierung heißt es auf Nachfrage: "Aufgrund der Vielzahl von Vermittlungen durch das Kommunale Integrationszentrum kann es im Einzelfall durchaus zu Verzögerungen kommen." Die obere und untere Schulaufsicht hätten dazu jedoch gemeinsam mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) ein neues Konzept erarbeitet, mit dem die Kapazitäten an den Schulen kontinuierlich erfasst werden. So sollen Wartezeiten zukünftig möglichst ganz vermieden werden.

Nach Angaben des Rhein-Kreises wird bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen aus Einwandererfamilien, deren Sprachkenntnisse für eine Regel-Beschulung nicht ausreichen, zunächst Kontakt zu Schulen aufgenommen, die Seiteneinsteigerklassen eingerichtet haben. Zum Teil seien die einzelnen Jahrgangsstufen allerdings schon belegt. In solchen Fällen würden die Schulen jedoch immer wieder vom KI kontaktiert. Ein Sprecher teilte mit, dass Pattarasaya bereits seit April auf der Vermittlungsliste stand. Der KI habe im ständigen Kontakt mit der Familie gestanden. Am Ende mit Erfolg.

(jasi)
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