Neuss Einsparungen beim RLT sind ausgereizt

Neuss · Der Vorsitzende des RLT-Trägervereins, Bertold Reinartz, wird dem Kulturausschuss über die Lage des RLT berichten.

Neuss: Einsparungen beim RLT sind ausgereizt
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Nur zu gerne würde das Rheinische Landestheater die leerstehenden Gastronomie-Räume im Kopf des Gebäudes selbst nutzen — als Cafeteria und Kassenraum, als Ort der Begegnung und direkten Zugang zum Foyer. Aber dass die dafür nötigen Umbaukosten, die irgendwo zwischen 200.000 und 300.000 Euro liegen, vom Theater oder dem Vermieter Bauverein aufgebracht werden können, ist derzeit wohl illusorisch. Und dennoch ist der Vorsitzende des RLT-Trägervereins, Bertold Reinartz, zuversichtlich, dass sich in der Frage des offensichtlich nur schwer vermietbaren Ex-Bistros etwas tut: "Wir sind in guten Gesprächen mit dem Bauverein", sagt er.

 Das ehemalige Bistro im RLT steht immer noch leer. Das Theater würde es gerne bewirtschaften.

Das ehemalige Bistro im RLT steht immer noch leer. Das Theater würde es gerne bewirtschaften.

Foto: Woi

Wie die Räume genutzt werden könnten, wird er auch in seinem Bericht vor dem Kulturausschuss am kommenden Donnerstag erläutern: Die Gastronomie könne "horizontal geteilt und der untere Teil durch das Theater bewirtschaftet werden".

Während die Kulturpolitiker an dieser Sache nur am Rande beteiligt sind — Vermieter ist schließlich der Bauverein —, werden sie sich mit anderen Punkten aus Reinartz' Vortrag mehr befassen müssen. Schließlich haben sie einer Zuschussreduzierung von 28 000 Euro im laufenden Etat zugestimmt (und dafür beim RLT in der angespannten Etat-Lage der Stadt auch Verständnis gefunden). Aber eine weitere avisierte Senkung von zusätzlichen 28 000 Euro im nächsten Jahr "könne keinesfalls kompensiert werden", sagt Reinartz.

Ohnehin gewichtet er die Rechnung über die Finanzierung des Theaters anders als die Neusser Verwaltung. 6.050.000 Euro umfasste 2012 der Etat, und der speist sich laut Reinartz aus folgenden Quellen: 43,7 Prozent trägt das Land NRW, 41,4 Prozent die Stadt Neuss, und 14,9 Prozent kommen über Eigeneinnahmen des RLT herein. Zudem, so führt er weiter aus, übernimmt die Stadt die Bewirtschaftungskosten für das Theatergebäude.

Diese ebenso wie die Miete samt Nebenkosten von rund 1,6 Millionen Euro an den Bauverein und Versicherungsbeiträge (rund 6000 Euro) für das Gebäude rechnet die Neusser Verwaltung indes ein und kommt so auf einen Förderbeitrag von rund 2.862.000 Euro — was, so sagt die Verwaltung, selbst mit der leichten Erhöhung der Landesmittel in 2012 zu einem Plus von 251.000 Euro aufseiten der Stadt gegenüber dem Zuschuss vom Land NRW führe.

Reinartz bezweifelt die Zahlen an sich nicht, aber sagt: "Beim RLT werden Miete und andere Kosten in den Zuschuss eingerechnet. Das passiert aber bei keinem anderen Kulturinstitut — weder beim Clemens-Sels-Museum noch beim Romaneum". Ohnehin sei die Mietvereinbarung zwischen der Stadt und dem Bauerverein eine besondere: "Markwirtschaftlich ist die Miete nicht", sagt Reinartz, "sie ist viel zu hoch." Gleichwohl weiß er auch, dass sie der Preis für das Zustandekommen des Kaufhaus-Umbaus zu einem neuen Theater ist.

In Geldfragen kämpft das Haus an allen möglichen Fronten: "Wir werben ständig um neue Mitglieder im Trägerverein", sagt er, "aber den Städten und Gemeinden fehlt es überall an Geld." Diese Situation mache auch die von der Verwaltung vorgeschlagene Erhöhung des Mitgliedsbeitrags schwierig: "Wir haben ihn in unendlichen Mühen 2009 auf sieben Cent je Einwohner der jeweiligen Trägerstadt anheben können", sagt Reinartz, "wenn wir mehr durchsetzten, würden wieder mehr Städte austreten." Einsparmöglichkeiten sieht er beim RLT nicht mehr, ohne den ganzen Betrieb zu gefährden. Das RLT habe seine Einnahmen seit 2008 ständig gesteigert — auch durch Vermietungen. "Aber eine Kollision mit dem Spielplan können wir nicht riskieren." Gerne würde er die Gagen der Schauspieler — im Durchschnitt 2245 Euro brutto monatlich; für Anfänger gibt es 1600 Euro (ab September 1650 Euro) — erhöhen, "aber das lässt die Finanzausstattung nicht zu".

(NGZ)
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