Neuss Einmal Kindheit und zurück

Neuss · Als die Welt noch schwarz-weiß war: Neusser Prominente haben mit uns Bilder ihrer Kindheit nachgestellt und die Geschichten dazu erzählt.

Neusser Promis: Einmal Kindheit und zurück
13 Bilder

Neusser Promis: Einmal Kindheit und zurück

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Ein Junge, der von seiner Mutter mit einer Haarspange in den Kindergarten geschickt wird, hat es nicht leicht — das war auch schon im Jahr 1950 so. "Natürlich war die Spange ein Streitpunkt zwischen mir und meiner Mutter. Ich habe mich gehänselt gefühlt", sagt Bürgermeister Herbert Napp über sein Kinderfoto von vor mehr als 60 Jahren.

Eine echte Chance hatte Napp nicht gegen seine Mutter: "Sie wollte unbedingt, dass meine damals noch etwas fülligeren Haare mir nicht ins Gesicht fallen — schon gar nicht, wenn der Fotograf in den Kindergarten kommt." Eine Wahl hatte er einzig beim Foto-Accessoire: Der kleine Herbert entschied sich für ein Holztelefon. In weiser Voraussicht, dass er es später in seinem Beruf häufig benutzen würde? Napp: "Eher nicht. Ein Telefon war damals einfach noch etwas Besonderes."

Besonders war auch Weihnachten 1967 für Bettina Jahnke, Intendantin am Rheinischen Landestheater. Die junge DDR-Bürgerin lebte mit ihren Eltern in Kairo, musste bei einer Weihnachtsfeier ein Gedicht aufsagen. Jahnke stand, schrecklich aufgeregt, vor dem etwas zu hoch eingestellten Mikrofon. "Meine Eltern waren als Deutschlehrer fünf Jahre lang am Kulturzentrum der DDR in Ägypten tätig.

Und ich bin dort eingeschult worden. Welches Gedicht ich aufsagen musste, weiß ich aber leider nicht mehr. Trotzdem erinnere ich mich noch daran, schon mit fünf Jahren die Pyramiden gesehen zu haben." Für das Heute-Foto hat sich die Kostümabteilung des Theaters mächtig ins Zeug gelegt: Ein ähnliches Kleid wurde für Bettina Jahnke umgenäht, der Kragen und die Tasche aufgesetzt, das Mikrofon aus einer Spraydose und einem Teesieb nachgebaut.

Genauso viel Aufwand betrieb NGZ-Fotograf Andreas Woitschützke, um das Kinderfoto von Fußball-Legende Wolfgang Funkel nachzustellen. Im Keller kramte er nach einer ähnlichen Vase, im Garten einer Freundin schnitt er die Zweige. Den Anzug, damals war es ein Kommunionsanzug, brachte Wolfgang Funkel selbst mit. Ob Funkel beim Posieren damals so viel Spaß hatte wie heute, kann er nicht beschwören. "Ich erinnere mich leider kaum noch an den Tag. Und das Gebetbuch konnte ich einfach nicht mehr finden." Perfekter Ersatz: eine DVD-Hülle.

Bertold Reinartz, ehemaliger Neusser Bürgermeister und einst Bundestagsabgeordneter, hatte keine Probleme damit, sein Gebetbuch zu finden: "Meins steht daheim im Bücherregal neben dem meiner Eltern. Es ist noch das Originalbuch meiner Kommunion." Der Termin beim Neusser Fotografen Kley ist ihm auch noch gut in Erinnerung. "Die Kommunion ist ja einer der ersten Tage, an dem man im Mittelpunkt steht. Das habe ich schon genossen, genau wie das Fotografieren. Am schönsten war aber, dass die ganze Familie beisammen kam."

Vom selben Fotografen wurde auch die Neusser Politikerin Ingrid Schäfer fotografiert — und das nicht nur einmal, sondern alle zwei Jahre. "Das war meiner Mutter ein besonderes Anliegen." Als es 1955 wieder mal so weit war, hatte Ingrid Schäfer keine besondere Lust — sie hatte ihre Lieblingspuppe Susi vergessen. Ohne die wollte sie partout nicht aufs Foto. Hätte der Fotograf keine Ersatzpuppe gehabt, die Susi ähnelte, das Foto wäre an diesem Tag im Jahr 1955 nicht entstanden. 56 Jahre später kam die echte Susi zu späten Ehren.

Das Kinderfoto des Künstlers Heribert Münch entstand im gleichen Jahr wie das von Ingrid Schäfer. Geschossen wurde es in einem Fotokursus, entwickelt hat es Münch selbst. "Ich hatte einfache Instamatic-Kamera geschenkt bekommen, und mit der habe ich mich künstlerisch probiert." Karriere wollte er hinter der Kamera nicht machen. "Ich wusste schon mit fünf Jahren, dass ich später Maler werden wollte. Etwas anderes kam nicht in Frage. Meine ganze Familie hat eine starke kreative Ader."

(NGZ)
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