Neuss Einmal bei der Artillerie auf der "Protze" mitfahren

Neuss · Jeder Zugezogene, der gern zum "echten Nüsser" werden möchte, sollte zumindest einmal im Leben "de Maat erop" gekommen sein. Viele lassen sich von der Begeisterung anstecken und machen im Regiment mit; zumindest einmal, um das Gefühl, in einer Reihe an König und Komitee vorbei zu paradieren, in sich aufzusaugen. Bloß eemol ... meist bleibt es allerdings nicht bei diesem einen Mal.

Für fortgeschrittene Neusser ist es aber ein Traum, einmal auf der "Protze" zu sitzen und auf diesem mit Pferden bespannten Anhänger, an den die Kanonen-Lafette "angeprotzt" wird, einen Umzug mitzumachen. Ein bequemer Logenplatz. Dieser Wunsch bleibt meist unerfüllt, denn die acht Plätze auf der Kanone sind begehrt und von den Senioren des kleinen und schauprächtigen Korps belegt.

Im Normalfall ist und bleibt das so. Aber für einen NGZ-Leser würde das Neusser Artilleriekorps eine Ausnahme machen und sich am Schützenfest-Montag, 29. August 2016, für einen Gastmarschierer öffnen - einen ganzen Tag lang.

Wer diesen "geschenkten Tag" bei der Artillerie gewinnt, der wird eingekleidet und hat die freie Auswahl: Er kann als Marschierer zu Fuß dabei sein. Er kann, wenn er ein Pferd zur Verfügung hat und reiten kann, als Reiter durch die Stadt ziehen oder er kann, wenn er das 60. Lebensjahr vollendet hat, als einer der Senioren auf der "Protze" Platz nehmen und sich von den Zuschauern bestaunen lassen.

Artillerie-Chef Jörg Heckhausen (56) hat nach Zustimmung aller Artilleristen die Einladung für einen Gastmarschierer ausgesprochen. "Wenn wir wissen, wer zum Kurzzeit-Artilleristen wird, dann entscheiden wir gemeinsam, wie er sich bei uns einreiht", sagt Heckhausen, der seit 2001 dem Korps angehört, das er Ende August zum sechsten Mal über den Markt führen wird. "Wir freuen uns auf das Experiment", sagt der Chef.

Am Schützenfest-Montag beginnt der Dienst für die 20 Artilleristen um 11 Uhr mit einem Frühstück im Restaurant "Saloniki" am Hermannsplatz. Nach der Einstimmung tritt das Korps vor dem Hafenamt an der Hammer Landstraße an und formiert sich zum Nachmittagsumzug. Der endet auf der Festwiese im Innenraum der Galopprennbahn, wo die Schützen ihr Biwak und das Lagerleben des gesamten Regimentes genießen. Beim Abendumzug geht es ein zweites Mal durch die Straßen der Stadt. Nach dem Vorbeimarsch am Oberst versorgen die Artilleristen die Pferde und bereiten sich auf einen Abend ohne festes Programm vor. "Wir lassen den Tag ungezwungen ausklingen", sagt Jörg Heckhausen, "wir pflegen an einem schönen Bierpavillon die Kameradschaft."

Die Artilleristen nennen das "geselliges Beisammensein". Zu diesem Zeitpunkt endet auch erst der "geschenkte Tag", den der Gastmarschierer absolvieren darf. Auf ihn wartet ein Schützenfest-Tag aus einem besonderen Blickwinkel.

(-lue)
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