Einheitsbotschafterin Dilek Gürsoy Neusser Ärztin erlebt eine nahbare Bundeskanzlerin
Neuss/Halle an der Saale · Nationalfeiertag. Deutschland begeht den 31. Jahrestag der Wiedervereinigung. Mittendrin: Dilek Gürsoy aus Neuss. Die Einheitsbotschafterin vertrat in Halle an der Saale ihr Bundesland Nordrhein-Westfalen und ließ sich mit Boxer Axel Schulz auf einen besonderen „Kampf“ ein.
Auf diesen Vergleich war Dilek Gürsoy gespannt. Wie macht sich ihre Hand, die einer Herzchirurgin, neben der Pranke eines Profiboxers aus? Schwergewichtsboxer Axel Schulz ließ sich gerne darauf ein. So kam die Ärztin aus Neuss, die als „Einheitsbotschafterin“ Nordrhein-Westfalens an den Feierlichkeiten zum „Tag der deutschen Einheit“ in Halle an der Saale teilnahm, zwar wieder zu keinem Autogramm von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dafür zu einem bemerkenswerten Foto – und einem bemerkenswerten Kontakt. Denn Schulz, der für das Bundesland Brandenburg warb, unterstützt herzkranke Kinder, und so hatten beide gleich ein gemeinsames Thema. „Und seine Kämpfe habe ich schließlich auch alle gesehen“, sagt Gürsoy.
Vier Tage lang war Gürsoy auf Einladung von Ministerpräsident Reiner Haseloff mit den anderen 31 Einheitsbotschaftern – jedes Bundesland durfte zwei entsenden – in Sachsen-Anhalt, das in diesem Jahr die zentrale Feier zum deutschen Nationalfeiertag ausrichtete. Sie sei ja eigentlich schwer zu beeindrucken, sagt die 45-Jährige, doch dieses Erlebnis hätte sie begeistert. „Ich habe viel von Sachsen-Anhalt kennengelernt“, sagt sie, auch weil sie sich bei jeder Führung, jeder Besichtigung von der Begeisterung der Gastgeber mitreißen ließ. „Als Schülerin habe ich mich bei Ausflügen ja mehr in die Ecken verdrückt“, gesteht Gürsoy, die sich vor allem vom Besuch des Dessauer Bauhaus beeindruckt zeigte. „Da fahre ich nochmal hin.“
Höhepunkt der vier Tage waren für sie aber auch der Festakt am Sonntag – und die Treffen drumherum. Mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet habe sie sprechen können, und beim Foto hinter der Kanzlerin gestanden. „Hinter Ihnen steht die Neusser Delegation – mit Grüßen von Hermann Gröhe“, habe Gastgeber Haseloff die Kanzlerin aufgeklärt.
Die hatte Gürsoy schon einige Male gesehen und noch viel öfter gehört, fand sie aber in ihrer vermutlich letzten großen Rede „vielleicht noch nahbarer als sonst“. Sie habe aus Merkels Text ein „Das musste noch mal gesagt werden“ herausgehört, sagt Gürsoy. Merkels Botschaft, die wichtigen Erfahrungen der Ostdeutschen nicht einfach ab zu tun, habe ihr aus der Seele gesprochen. Noch heute, hatte sie vor Antritt der Reise beklagt, merke man in manchen Gesprächen „diese unbewusste Distanz – Wessi und Ossi“. Für ihre Gastgeber hat Gürsoy nur höchstes Lob („Die haben die Messlatte für nächstes Jahr hoch gelegt“), sie selbst könne nur dankbar sagen: „Ich bin froh, dabei gewesen zu sein.“