Neuss Eine-Welt-Initiative hat ein Nachwuchsproblem

Neuss · Die Newi ist auf der Suche nach neuen Kräften. Im ehemaligen Dachverband können sich nun auch Privatpersonen engagieren.

 Wer handelt, muss es fair tun: Gisela Welbers ist Vorsitzende der Newi. Der Verein hat sich zum Ziel gemacht, fair vertriebene Produkte bekannt zu machen.

Wer handelt, muss es fair tun: Gisela Welbers ist Vorsitzende der Newi. Der Verein hat sich zum Ziel gemacht, fair vertriebene Produkte bekannt zu machen.

Foto: woi

Kaffee, Tee, aber auch Blumen oder Gewürze haben bei den meisten Deutschen einen festen Platz auf dem Einkaufszettel. Der hohe Konsum einst exotischer Güter bedeutet aber besonders für Arbeiter an den Produktionsorten nicht Wohlstand, sondern meist schwere Arbeits- und Lebensbedingungen.

Der Verein "Neusser Eine-Welt-Initative" (Newi) bemüht sich, in Neuss und Städten im Niederrhein Verbraucher, aber auch Gastronomen, ganze Kommunen und Städte auf sogenannte Fairtrade-Produkte aufmerksam zu machen. Doch in den vergangenen Jahren hat die Newi nicht nur sechs von 28 Mitgliedern verloren - auch das Interesse an Veranstaltungen oder Aktionen des Vereins habe seit der Gründung vor 20 Jahren abgenommen, berichtet Manfred Holz, langjähriger Vorsitzender der Newi. "Die Leute informieren sich heutzutage mehr über das Internet", sagt Holz. "Und auch die finanzielle Unterstützung sieht nicht mehr so aus wie vor 15 Jahren."

Viele Lebensmittel, die von den meisten hierzulande als selbstverständlich angesehen werden, stammen ursprünglich aus anderen Ländern und Kontinenten. Genuss-Güter, aber auch viele Früchte- und Gemüsesorten kamen erst zu Zeiten der Hanse mit den Schiffen der Händler nach Europa. "Fair lief es auch zur Hansezeit nicht", sagt Gisela Welbers, Vorsitzende der Newi. Weil aber der Ursprung des Handels im Hansebündnis liege, sei das Neusser Hansefest am kommenden Wochenende die richtige Kulisse für den "Coffee Fairday"-Stand der Stadt.

Mit vereinzelten Aktionen sei jedoch keineswegs genug getan. Außerdem habe der Verein, in dem Vertreter von 22 Vereinen und Verbänden organisiert sind, mit Veralterung und Nachwuchsmangel zu kämpfen, sagt Welbers: "Uns fehlen Leute, die das Thema verbreiten können." So müssten zum Beispiel viel mehr Gastronomen angesprochen werden. Die Betreiber der Gaststätten sollten sensibilisiert werden dafür, fair gehandelten Kaffee zu verkaufen, "sich Gedanken zu machen, wo der Orangensaft beim Frühstück herkommt". Von der Idee des Dachverbands sei man nun abgewichen. Seit 2016 können auch Privatpersonen Mitglied werden und sich engagieren. Auch Info-Veranstaltungen an Schulen sollen zur Nachwuchsförderung beitragen: "Wir sind bereits recht erfolgreich an viele Schulen herangetreten", sagt Welbers. So gebe es in Neuss etliche Schulen mit Fair-trade-Auszeichnung. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in Verbraucherbildung und Schulungen - auch für Lehrer.

Von der Stadt erhält der Verein zurzeit jährlich 8500 Euro. "Das meiste wird aufgebraucht für Büromiete, Telefon- und Internetrechnungen und Versicherungen", sagt Welbers. Mehr Unterstützung wünsche sie sich von der Stadt aber in Form städtischer Veranstaltungen. Gespräche und Planungen würden aber derzeit laufen. Welbers: "Als Handelsstadt muss man Fair-trade-Town sein und diesen Titel auch weiter in den Vordergrund stellen."

(juz)
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