Neuss Eine wechselvolle Geschichte

Neuss · Nordstadt (manes) Zeitgenossen, die mit dem Neusser Schützenwesen nicht so recht vertraut sind, könnten im Hinblick auf das anstehende 75-Jährige der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Furth, das am Freitag ab 19.30 Uhr im Festzelt auf dem Kirmesplatz gefeiert wird, annehmen, dass auf der Furth erst seit 1932 Schützenfest oder Kirmes gefeiert wird.

Dass dem nicht so ist, geht aus alten Urkunden und Chroniken hervor. Wobei vor allem der Blick in jene 1991 erschienene Chronik mit dem Titel "125 Jahre Volks- und Heimatfest Neuss-Furth" von Interesse sein dürfte.

Der kürzlich verstorbene Neusser Joseph Lange weist in jener Schrift unter anderem darauf hin, dass auf der Furth drei Mal Kirmes gefeiert worden sei.

Was nicht zuletzt damit zusammengehangen habe, dass die heutige Neusserfurth in früheren Jahren zu drei Gemeinden gehörte: Büderich, Kaarst und Neuss. Jede habe gefeiert und jedesmal habe die Furth mitgefeiert.

Wenn auch 1866 der "Neußerfurther Schützen-Verein" gegründet worden war, so bedeutete das noch lange nicht, dass fortan im Neusser Norden regelmäßig ein Schützenfest gefeiert werden konnte.

Im Gegenteil, denn es gab bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts immer wieder Querelen mit der Obrigkeit.

Die Eingemeindung von Grimlinghausen, Uedesheim und Weckhoven im Jahre 1929 war dann so etwas wie eine Initialzündung, denn diesen neuen Stadtteilen war im Eingemeindungsvertrag zugesichert worden, die örtlichen Schützenfeste behalten zu dürfen.

Der damalige Pfarrer an St. Josef, Karl Kraemer, regte in diesem Zusammenhang an, eine Bruderschaft ins Leben zu rufen. Er stieß zunächst auf taube Ohren, doch 1932 waren die Würfel gefallen: "Die Further fragten nicht mehr um Erlaubnis, sie handelten", bemerkt Joseph Lange in seiner Chronik.

So trafen sich am 7. Oktober 1932 im Lokal Brand an der Gladbacher Straße 38 Further Bürger und gründeten die "St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuß-Weißenberg". Zwei Monate später gab es dann im Lokal Streitberg die offizielle Gründungsfeier.

Erster Vorsitzender wurde Peter Hensen, zweiter Carl Götzen und Heinrich Becker dritter. Carl Götzen übernahm auch das Amt des Obersts. Unter großem Beifall überreichte die Witwe des letzten Vorkriegs-Schützenkönigs, Josef Schmitz, das alte Königssilber.

Am 30. Januar 1933 wurde dann das erste Schützenfest gefeiert. Doch dann nannte sich die Bruderschaft auf Drängen der Nationalsozialisten in Bürgerschützenverein Neußerfurth um.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führte zu einer Zwangspause, am 10. August 1947 wurden in der Gaststätte Konnertz die Weichen zur Wiedergründung der Bruderschaft gestellt. Die Teilnehmer wählten Leo Wenke zum ersten Vorsitzenden.

Es dauerte aber noch zwei Jahre, bis das "Freut euch des Lebens" wieder erscholl. Die Bruderschaft, und damit auch das Regiment, wuchs und wuchs.

1970 mussten die Further von Präsident Leo Wenke Abschied nehmen. Alfred Bodenbach folgte ihm, in dessen Amtszeit das Goldjubiläum "mit Pracht und Herrlichkeit gefeiert wurde".

1989 übernahm der heutige Ehrenpräsident Hermann Josef Dusend das Kommando; im Jubeljahr heißt der Präsident Werner Hackländer und der Oberst Heiner Ringes. Grenadier Uwe Prepens regiert als Jubelkönig.

(NGZ)
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