Serie Neusser Kanten Eine "grüne Lunge" mit langer Tradition

Neuss · Schloss Reuschenberg und Kinderbauernhof, Sankt Cornelius und Voltigierer - die nächste "Neusser Kanten"-Tour, zu der NGZ und Neuss Marketing einladen, führt ins idyllisch an der Erft gelegene Selikum. Und dort gibt es allerhand zu sehen.

 Das Schloss Reuschenberg ist eine Station der Neusser-Kanten-Tour, die an diesem Samstag durch Selikum führt.

Das Schloss Reuschenberg ist eine Station der Neusser-Kanten-Tour, die an diesem Samstag durch Selikum führt.

Foto: linda hammer

An Fläche und Einwohnerzahl gemessen handelt es sich um einen der kleinsten Neusser Stadtteile. Dafür hat die "Neusser Kante" in Selikum eine beeindruckende Historie und dank der idyllischen Lage an der Erft reichlich Naturerlebnis zu bieten. Das zeigen bei der Führung am kommenden Samstag Michael Möller, Vorsitzender der Cornelius-Gesellschaft Neuss-Selikum, und Marius Keller-Möller, dessen Familie einst den Königshof bewirtschaftete - und damit den heute eher bekannten "Kinderbauernhof" der Stadt Neuss. Vor dem rund zweistündigen Spaziergang im Rahmen der Touren-Reihe "Neusser Kanten" empfiehlt es sich in jedem Falle, Speicherkarte und Batterie der Fotokamera zu überprüfen, denn es gibt viel zu sehen.

Ins 12. Jahrhundert fällt die erste schriftliche Erwähnung von Selikum, doch die Ursprünge des Ortes im Neusser Süden sind weitaus älter, wie archäologische Untersuchungen in den 1980er Jahren ergeben haben. Damals stießen die Wissenschaftler auf Siedlungsspuren aus der jüngeren Hallstattzeit (etwa 700 bis 500 vor Christus) sowie Gräber aus vorrömischer und römischer Zeit. Von besonderer Bedeutung war später dann der Merhof, aus dem sich im Mittelalter ein stattlicher Rittersitz und schließlich Schloss Reuschenberg entwickelte. Im Jahr 1912 verkaufte die Familie von Boeselager das Schloss sowie den Nixhof an die Stadt Neuss, die als aufstrebender Industriestandort dringend Fläche für die wachsende Einwohnerschaft benötigte. Im Schloss war bis 1997 die hauswirtschaftliche Landfrauenschule untergebracht. Der Nixhof ist heute Domizil der Reitsportabteilung im SV 1936 Neuss-Grimlinghausen und anerkannter Landesleistungsstützpunkt für den Voltigiersport. Seit Jahrzehnten gehen immer wieder Deutschland-, Europa- und Weltmeistertitel nach Selikum.

Als die "grüne Lunge" der Stadt wird Selikum gern bezeichnet. Kein Wunder, liegt der in den 1960er und 1970er Jahren deutlich angewachsene Stadtteil doch malerisch eingebettet zwischen Erft und Selikumer Park. Michael Möller will davon bei der Tour einen Eindruck vermitteln, Grünzüge passieren und ein kurzes Stück auf dem Cornelius-Pilgerweg gehen, der unweit der Erft an der Cornelius-Kapelle endet. Das kleine Gotteshaus ist das Wahrzeichen der 1970 gegründeten Cornelius-Gesellschaft. Diese richtet nicht nur das Appeltaatefest am ersten September-Wochenende aus, bei dem der frisch gekürte Neusser Schützenkönig mit dem Anschneiden der großen Apfelkuchen seine erste Amtshandlung ausübt. Auch das Schmücken des großen Weihnachtsbaumes, das Treffen unter dem Maibaum und zahlreiche Sportangebote werden vom Orts- und Heimatverein organisiert.

Weit über die Grenzen von Neuss hinaus bekannt ist Selikum auch dank des Kinderbauernhofes, der Einblicke in das bäuerliche Leben in früherer Zeit gibt. Die Besucher können Kaninchen, Hühner und Enten, Ziegen, Schweine und Schafe, Pferde und Esel beobachten und streicheln, alte Obstsorten kennenlernen und sich in den Ausstellungen über frühere Arbeitsgeräte wundern - und das kostenfrei an 365 Tagen im Jahr.

Während der Sommermonate laden Neuss Marketing und NGZ im Rahmen der Reihe "Neusser Kanten" alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren ein, um den Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu bringen. Zu Fuß oder per Rad erkunden die Teilnehmer einen Stadtteil oder ein Viertel - teils mit ungewöhnlichem, immer spannendem Schwerpunkt und geführt von Kennern der jeweiligen "Neusser Kante". Die Teilnehmer sind aufgerufen, nicht nur passive Zuhörer zu sein, sondern sich ihre Heimatstadt aktiv mit der Fotokamera zu erschließen und mit ihren Motive an einem Wettbewerb teilzunehmen.

(NGZ)
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