Haus Nordpark in Neuss Mysteriöse Einbrüche in Alten-Wohnungen

Neuss · Bewohner des Haus Nordpark sind in Sorge: Es gibt Einbrüche, aber der Täter hinterlässt keine Spuren. Verfügt er über einen Generalschlüssel? Die Polizei ermittelt.

 Johannes und Elisabeth Voß sind sich sicher: Der oder die Täter haben ihre Wohnungstür mit einem Generalschlüssel geöffnet. Das Ehepaar will andere Senioren warnen und fordert den Austausch der Schlösser.   Foto: cka

Johannes und Elisabeth Voß sind sich sicher: Der oder die Täter haben ihre Wohnungstür mit einem Generalschlüssel geöffnet. Das Ehepaar will andere Senioren warnen und fordert den Austausch der Schlösser. Foto: cka

Foto: Kandzorra, Christian

Seit 65 Jahren sind Elisabeth und Johannes Voß glücklich verheiratet. Nie hatten sie Probleme mit Einbrechern, nie sind sie Opfer von Kriminellen geworden. Vor knapp zwei Wochen dann der große Schock: In ihre Zwei-Zimmer-Wohnung, die an das Betreute Wohnen im Haus Nordpark der Vinzenz-Gemeinschaft angegliedert ist, wurde eingebrochen. Goldschmuck und Bankkarten sind weg. Der Schaden ist immens, zweimal ist von den Bankkarten das Maximum von 1000 Euro abgehoben worden. An den jetzt gestohlenen Schmuckstücken hängen Erinnerungen des Ehepaars, das stark unter dem Einbruch leidet. „Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, bei jedem Geräusch werde ich wach“, berichtet die 85-jährige Elisabeth Voß.

Das Ehepaar und auch deren Tochter Regina Langenau wollen, dass der Fall öffentlich wird. Und das hat einen Grund: Weil die Polizei an Fenstern und der Wohnungstür keinerlei Einbruchspuren feststellen konnte, geht die Familie davon aus, dass der oder die Täter mit einem Generalschlüssel in die Wohnung gelangt sind. Niemand außer ihnen betritt die Wohnung sonst – kein Putzdienst, kein Catering. Auch kann die Familie ausschließen, einen der drei Wohnungsschlüssel verloren zu haben.

 Gestohlener Schmuck aus Wohnung der Vinzenz-Gemeinschaft Neuss, Einbruch im Februar 2019

Gestohlener Schmuck aus Wohnung der Vinzenz-Gemeinschaft Neuss, Einbruch im Februar 2019

Foto: Langenau

Der Vorfall werde laut Tochter Regina Langenau von der Vinzenz-Gemeinschaft „unter den Tisch gekehrt“. Sie vermutet, dass jemand dort sein Unwesen treibt, der aktuell oder aus vergangenen Zeiten noch über einen Schlüssel für sämtliche Türen verfügt. „Wer auch immer es war: Es muss jemand gewesen sein, der gute Kenntnisse hatte.“ Zu der Tat sei es am Montag, 25. Februar, in der Zeit zwischen 11.45 und 12.30 Uhr gekommen – genau die Zeit, in der Langenaus Eltern ihre Wohnung verlassen haben.

 Diese Fotos aus dem Jahr 2016 zeigen einige markante Schmuckstücke, die gestohlen wurden. An ihnen hängen viele Erinnerungen.

Diese Fotos aus dem Jahr 2016 zeigen einige markante Schmuckstücke, die gestohlen wurden. An ihnen hängen viele Erinnerungen.

Foto: Langenau

Die Polizei bestätigt, dass der Einbruch zur Anzeige gebracht wurde. „Konkrete Täterhinweise liegen bislang nicht vor. Es ist richtig, dass keine Aufbruchspuren erkennbar waren. Die Spurensicherung war vor Ort“, sagt Polizei-Sprecherin Diane Drawe. Ob und inwiefern ein Generalschlüssel eine Rolle bei der Tat spielt, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Regina Langenau ist sich sicher: Es muss ein Generalschlüssel zum Einsatz gekommen sein. Nachbarn ihrer Eltern (Namen der Redaktion bekannt) sind vor einigen Monaten ebenfalls Opfer eines Einbruchs in ihre Wohnung auf der selben Etage geworden. Auch dort seien keinerlei Einbruchspuren gefunden worden sein. Die Taten versetzen die Senioren in Sorge. Das Schlüssel-System ist seit mindestens zwei Jahren nicht mehr ausgetauscht worden – das bestätigt das Ehepaar Voß. Sie fürchten, dass nach dieser Zeit durch Mieter- und Mitarbeiter-Wechsel zu viele Schlüssel im Umlauf sind.

Detlef Rath, der der Geschäftsführung der Vinzenz-Gemeinschaft angehört, bezweifelt, dass bei dem aktuellen Einbruch ein Generalschlüssel zum Einsatz gekommen ist: „Es gibt nur sehr wenige Menschen, die über einen solchen Generalschlüssel verfügen.“ Vorgehalten würden sie etwa für die Feuerwehr oder für Techniker, die bei Notfällen wie einem Wasserrohrbruch in die Wohnungen müssten. „Die Ermittlungen sind Sache der Polizei“, sagt Rath. Obwohl er bezweifelt, dass jemand einen Generalschlüssel missbraucht hat, bestätigt er Überlegungen, die Schlösser im Haus zu ersetzen.

Für die Einbruchsopfer gleichen die Taten einer Katastrophe. Regina Langenau und ihre Eltern müssen sich jetzt mit den Versicherungen auseinandersetzen. Das Problem: Gibt es keine Einbruchspuren, handelt es sich „nur“ um einen Diebstahl. Und Diebstahl ist oft nicht mit versichert. Die Einbruchsopfer müssen wohl dafür kämpfen, dass der Schaden ersetzt wird. Inzwischen hat Regina Langenau Bilder aus dem Jahr 2016 öffentlich gemacht, die einige der Schmuckstücke zeigen, die bei dem Einbruch in die Wohnung ihrer Eltern gestohlen wurden. Sie hofft, dass jemand diese erkennt und die Polizei informiert.

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