Neuss Ein Ypsilon am Wendersplatz

Neuss · Die Neusser Creditreform wird in drei Jahren ihre Zentrale an der Hellersbergstraße räumen. Damit das Unternehmen nicht abwandert, plant ein Investor einen Neubau am Hafen. Die Politik billigt das Konzept.

Politik und Verwaltung wollen den "Verband der Vereine Creditreform" und damit einige hundert Arbeitsplätze in Neuss halten und gehen dafür in Vorleistung. Im Planungsausschuss stimmte gestern die Mehrheit von CDU und FDP — die übrigen Fraktionen wollten erst in zwei Wochen im Rat beschließen — grundsätzlich für das Konzept des Essener Projektentwicklers Kölbl Kruse, der für die Creditreform auf dem Wendersplatz und damit an zentraler Stelle im Stadtgebiet bauen möchte.

Dass die Wirtschaftsauskunftei dorthin umzieht, ist allerdings noch längst nicht abgemacht — aber zumindest ein Angebot sollte gemacht, ein politisches Signal gesendet werden. Denn, so fasste Achim Rohde (FDP) die Meinung der Mehrheit zusammen: "Wenn wir nichts tun, haben wir sie schon verloren." Gleichwohl räumte Kölbl Kruse-Geschäftsführer Thomas Fink ein: Die Creditreform, die nicht nur in Neuss auf der Suche nach einer Alternative für den derzeitigen Standort Hellersbergstraße ist, am Wendersplatz anzusiedeln, habe Priorität. Man verhandele aber auch schon mit einem Düsseldorfer Interessenten.

Was ist klein? Diese Frage klang gestern in der mehr als einstündigen Debatte mehrmals an. Antwort: Das ist relativ. Mit sieben Vollgeschossen, 25 Meter Höhe und einer Bruttogeschossfläche von 19 500 Quadratmetern ist der Komplex, den Architekt Jürgen Bahl im Ausschuss vorstellte, sicher kein Winzling.

Gleichwohl stellte Bahl fest: "Kleiner bauen geht nicht." Zumindest nicht auf dem besonders geschnittenen, 8000 Quadratmeter großen Grundstück, wenn man gleichzeitig die Vorgabe der Creditreform erfüllen möchte, die in dem Bürogebäude 500 Arbeitsplätze untergebracht sehen will - mit einer Option für künftige Erweiterungen. Klein ist nur die Tiefgarage, gaben selbst die Investoren zu. Die soll in einer Ebene gerade mal 115 Stellplätze haben.

Das war für die Politik ein Knackpunkt der Diskussion. 215 Parkplätze gibt es derzeit auf dem Wendersplatz. Die meisten sind — eine Rarität im Neusser Stadtzentrum— kostenlos zu nutzen. 130 Parkplätze glaubt der Investor, der ein im Erdgeschoss aufgeständertes Haus mit "kleinem Fußabdruck" (Bahl) plant, nach dem Bau noch dort ausweisen zu können. 85 Stellplätze gehen verloren. Das will die Politik nicht einfach hinnehmen und beauftragte die Verwaltung damit, parallel zu dem nun in Gang kommenden Verfahren, Alternativen für citynahes Parken zu erarbeiten. Etwa auf der Rennbahn — Geld wäre nach dem Verkauf ja da.

Den vielen noch zu klärenden Fragen fügte Wilhelm Werhahn (CDU) noch eine hinzu: Ob denn die Stadthafen GmbH, die dem Entwickler eine — zeitlich befristete — Exclusivität auf den Wendersplatz eingeräumt hat, diesen nicht am Markt anbieten müsste. Falls nicht, so müsste klar sein, dass "zu Marktpreisen verkauft wird."

(NGZ/rl)
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