Neuss Ein Tag mit Shakespeares Figuren

Neuss · Von morgens bis abends waren das Globe und die Wetthalle beim Shakespeare-Festival fest in Kinderhand. Das Education-Team unter Vanessa Schormann hatte sich eine Fülle von Programmpunkten ausgedacht.

 Die kleine Bühne auf dem Vorplatz machten die jungen Teilnehmer kurzerhand zu ihrer eigenen (und großen) Bühne.

Die kleine Bühne auf dem Vorplatz machten die jungen Teilnehmer kurzerhand zu ihrer eigenen (und großen) Bühne.

Foto: Christoph Krey

Antonia verwandelt sich auf der Bühne in eine fauchende Katze, Kaspar bastelt aus Papprolle, Zahnstochern und Stroh ein Modell des Globe-Theaters, Konstantin posiert in einem Wolfskostüm in der Fotoecke, während im Zelt nebenan 15 Kinder beim Bilderbuchkino der Geschichte vom "Sommernachtstraum" lauschen: Erstmals stand beim Shakespeare-Festival ein Kinder-Tag auf dem Programm.

Zum 450. Todestag von William Shakespeare 2016 wollte das Festivalteam zum ersten Mal nicht nur Erwachsene und Jugendliche, sondern schon Kinder für den Autor und seine Stücke begeistern. Im Auftrag der Neusser zeigte das Seifenblasen-Figurentheater eine kindgerechte Version des Dramas "Der Sturm". Alle zehn Aufführungen waren ausverkauft, Kinder und Eltern begeistert. "Da war uns klar, dass wir wieder etwas für das ganz junge Publikum machen wollen", sagt Festival-Leiter Rainer Wiertz.

So entstand ein Tag, an dem Sechs- bis Zwölfjährige den Autor und seine Werke kennenlernen können - mit hohem Spaßfaktor. "Wir wollten Kinder begeistern, aber eben kein Hüpfburg-Programm machen, sondern etwas, das mit Shakespeare zu tun hat", erklärt Barbara Kempen, beim Festival für den Bereich Organisation zuständig. Das Ergebnis war ein genauso vielseitiges wie spannendes Programm, bei dem keine Minute Langeweile aufkam.

 Die drei Darsteller der Companhia do Chapitô aus Lissabon machten auch mit und zeigten den jungen "Kollegen" einige Tricks.

Die drei Darsteller der Companhia do Chapitô aus Lissabon machten auch mit und zeigten den jungen "Kollegen" einige Tricks.

Foto: Woi

Jedes Kind konnte sich drei bis vier Shakespeare-Stationen aussuchen. Die Pferdeboxen wurden zu Bastelstationen für Globe-Modelle in unterschiedlichen Versionen. Eine Kiste mit Kostümen stand in der Wetthalle für kleine Entdecker bereit, die in verschiedene Rollen schlüpfen wollten - Erinnerungsfoto inklusive. Die Gelegenheit, selbst Theater zu spielen, bot sich nicht nur während einer Führung durch das Globe, sondern auch unter theaterpädagogischer Anleitung.

"Besonders freuen wir uns, dass wir mit der Companhia do Chapito aus Lissabon auch Schauspieler des Festivals gewinnen konnten mitzumachen", sagt Kempen. Sehr cool für die etwas älteren Besucher des Kindertags: Die Akteure aus Portugal gaben ihre Kommandos im Workshop auf Englisch. Und selbst im 3D-Bilderbuch-Zelt der Stadtbibliothek, in dem nicht Action, sondern Zuhören gefragt war, war es nie leer. Zum Abschluss zeigte das Seifenblasen-Theater erneut den "Sturm".

Das Fazit: "Die Führung durch das Globe war besonders toll, wir durften sogar hinter die Bühne", sagt Maja (10). Ihre Freundin Jule (10) kann sich kaum entscheiden. "Es war wirklich alles super, am besten fand ich das Theater bei Dennis Palmen. Wir haben zu Wörtern, die wir uns ausgedacht haben, eine Geschichte gespielt", erzählt sie. Auch die Organisatoren sind zufrieden. "Überall wurde gelacht und aktiv mitgemacht", beschreibt Charlotte Kons, die das Programm mit Vanessa Schormann zusammen konzipiert hat.

Eine Neuauflage ist dennoch ungewiss, vor allem aus finanziellen Gründen. "Dieser Tag war schon ein heftiges Zuschussgeschäft", sagt er. Dass der Festivalleiter bei der Planung des Theaterprogramms in Zukunft auch schon Grundschulkinder fest im Blick hat, dürfte allerdings nach den beiden so überzeugenden Formaten im vergangenen und diesen Jahr gesetzt sein.

(NGZ)
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