Interview mit Rainhard Fendrich Ein Plädoyer für mehr Zufriedenheit

Neuss · Der österreichische Sänger und Liedermacher Rainhard Fendrich stellt beim "Festival der Sterne" im RLT sein neues Programm "Besser wird's nicht" vor. Für ihn ist es ein Ausdruck für das Glück, in Frieden leben zu können.

 Rainhard Fendrich hat mehr als zwei Jahre an seiner neuen CD "Besser wird's nicht" gearbeitet.

Rainhard Fendrich hat mehr als zwei Jahre an seiner neuen CD "Besser wird's nicht" gearbeitet.

Foto: Inge Prager

Herr Fendrich, wissen Sie eigentlich, dass Sie für eine Hymne auf das Rheinland verantwortlich sind?

Rainhard Fendrich Ja, ich habe davon gehört. Die Düsseldorfer Band "Ton-3" hat eine auf das Rheinland umgeschriebene Version meines Liedes "I am from Austria" veröffentlicht. Der Titel lautet jetzt "Jebore am Rhing". So etwas ehrt einen natürlich.

Die Bezeichnung "Lied" ist für "I am from Austria" sehr bescheiden. In Österreich ist es so etwas wie die heimliche Bundeshymne, fast schon ein Stück Kulturgut. Den Text kennt praktisch jeder. Wie ist das, wenn ein Werk derart durch die Decke geht?

fendrich Ich halte es da mit Udo Jürgens, der mal gesagt hat, was für ein gutes Gefühl es ist, wenn sich Lieder verselbständigen und sozusagen laufen lernen. Das zeigt, dass sie den Menschen etwas bedeuten und man als Künstler etwas richtig gemacht hat. Bei "I am from Austria" ist das sicher der Fall. Ich würde zwar nicht sagen, dass es schon österreichisches Kulturgut ist, aber: Das Lied trifft offenbar den Nerv vieler Menschen, und das tut gut.

Mit Ihrer aktuellen CD "Besser wird's nicht" kommen Sie am Dienstag, 14. Oktober, ins Rheinische Landestheater. Sie setzen sich darauf mit dem Zeitgeist auseinander und plädieren dafür, die Gegenwart zu genießen. Wie schwer fällt das, wenn Sie abends die Nachrichten sehen?

Fendrich Es bestärkt mich darin zu erkennen, wie gut wir es haben und dass wir dankbar für unser Leben sein müssen. In den Nachrichten steht die Welt am Abgrund: Ukraine-Krise, IS-Wahnsinn, Ebola. Es gab nie so viele Kriege und Krisen wie jetzt. Da müssen wir glücklich darüber sein, in friedlichen Breiten zu leben und erkennen, dass dies sehr viel wert ist und viele Menschen es nicht so gut haben. "Besser wird's nicht" ist daher auch ein Plädoyer für mehr Zufriedenheit mit dem, was man hat.

Diese Zufriedenheit im Privaten fällt vielen Menschen auch angesichts von Facebook, Twitter, What'sApp und Co. schwer. Das Leben fühlt sich immer schneller an. Manch einer hat das Gefühl, einfach nicht mehr Schritt halten zu können.

Fendrich Auch deshalb sollte man sich die Zeit nehmen und in sich gehen. Dann erkennt man vermutlich tatsächlich: "Besser wird's nicht". Man muss ja nicht alles mitmachen. Beruflich habe ich zwar eine Facebookseite, aber im Privaten halte ich mich da zurück. Ich poste auch nicht ständig irgendwelche Urlaubsfotos. Es gibt einen privaten Bereich, der nur mir gehört.

Ein bisschen müssen wir schon übers Private reden. Sie waren zum Beispiel in einem katholischen Internat.

Fendrich Natürlich gab's da in den 1960er Jahren eine andere Strenge als heute. Aber meine Eltern haben mir eine sehr gute Schulbildung ermöglicht. Sie wollten, dass ich etwas Vernünftiges lerne. . .

. . .und Sie wurden Künstler. Haben sich Ihre Eltern da nicht zunächst gefragt: Was ist da bei uns schiefgelaufen?

Fendrich (lacht) Nein, nicht wirklich. Mein Vater war Maschinenbauingenieur, und ich hatte für so etwas leider gar keine Begabung. Aber als sie gesehen haben, dass ich meinen Beruf ernst nehme, seriös betreibe und davon leben kann, war alles in Ordnung. Natürlich kam dann später auch ein gewisser Stolz hinzu.

Im kommenden Jahr werden Sie 60. Schon Geburtstagspläne?

Fendrich Eigentlich wollte ich eine Weltreise machen. Aber angesichts der weltpolitischen Lage, gehe ich wohl lieber in den Alpen wandern.

Was erwartet die Zuschauer bei Ihrem Auftritt in Neuss?

Fendrich Alte und neue Stücke, bekannte Hits und vielleicht nicht ganz so bekannte Lieder. Es soll ein Abend werden, der unterhält und zum Nachdenken einlädt.

ANDREAS BUCHBAUER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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