Neuss Ein Neusser gewinnt den Poetry Slam

Neuss · Nektarios Papadopoulos setzte sich unter 20 Teilnehmern beim Poetry Slam im Kulturkeller durch.

Pünktlichkeit war am Samstagabend gefragt, denn schon eine Viertelstunde vor Beginn waren im Kulturkeller alle Plätze von neugierigen Zuschauern besetzt. Der erste vom Kulturamt veranstaltete Poetry Slam fügte sich in die Themenwoche "Anders sein" ein und traf auf große Resonanz. Das zeigte auch die Liste von 20 Teilnehmern, die dem Publikum und der Jury, bestehend aus der Journalistin Dagmar Kann-Coomann und dem Slammer Markim Pause, ihre selbst verfassten Texte präsentierten. Drei Minuten hatte jeder von ihnen in der ersten Runde Zeit, und schnell wurde deutlich, wie vielfältig das Thema "Anders sein" interpretiert wird.

So begann der Abend mit einem Plädoyer für Fairtrade-Produkte von Rike Ahlbrand. Vincent Mux wurde mit seinem Text über Klischees, in dem er in die Rollen eines Punks und eines Geschäftsmannes schlüpfte und die unverblümte Sicht auf den jeweils anderen darstellte, von Jury und Publikum ebenso ins Finale gewählt wie Holger Tillmann alias die "Blaue Elise" und Lasse Samström. Alle drei brachten das Publikum gekonnt zum Lachen, letzterer mit Schüttelprosa. Dabei vertauschte Samström die Anfangsbuchstaben und -silben vieler Wörter und entlockte seinem Text eine lustige Kapriole nach der anderen: "Schwyrik ist ler, Schichten ist Döner", zu Deutsch: "Lyrik ist schwer, Dichten ist schöner". Das brachte dem erfahrenen Slammer den dritten Platz ein.

Für Nektarios Papadopoulos dagegen war dieser Poetry Slam eine Premiere, der Neusser hat vorher Stand-up-Comedy gemacht. Die Geschichten aus seiner Kindheit als griechisches Einwandererkind sind mit Anekdoten über seine ultraorthodoxe Mutter und seinen ersten deutschen Freund gespickt und kamen im Kulturkeller so gut an, dass der 35-jährige zum Sieger des Abends gekürt wurde.

Viele Slammer näherten sich dem Thema "Anders sein" auf ernstere Weise, berichteten von dem Gefühl, als "Unterschicht" beziehungsweise "Abschaum" bezeichnet zu werden und gingen der Frage auf den Grund, was "anders" überhaupt bedeutet. Sofie Fritz imponierte dem Publikum und der Jury mit einem schonungslosen Text über das Wissen, arm zu sein, was jedoch von der eigenen Familie überspielt wird, und ging aus dem Wettbewerb als Zweitplatzierte hervor.

"Viele Slammer haben sich lange im Voraus angemeldet, aber dass es so voll wird, haben wir nicht erwartet", sagte Kirsten Adamek, Organisatorin des Abends, voller Freude. Die Stimmung sei gut und die Beiträge seien vielfältig gewesen.

Genau darauf zielt Poetry Slam auch ab. Es ist alles erlaubt, was das Publikum unterhält: Kurzprosa, Lyrik, Rap, Comedy ... kaum ein Eventformat ist vielfältiger. Das hat sich auch an diesem Abend im Kulturkeller gezeigt.

(NGZ)
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