Neuss Ein Neusser für Kambodscha

Neuss · Roland Debschütz fliegt einmal im Jahr nach Kambodscha, um dort Hilfsprojekte des von ihm gegründeten Vereins "Kleine Hilfsaktion" umzusetzen. Der Zeitpunkt seiner nächsten Reise steht bereits fest: Januar 2011.

 Roland Debschütz mit einem kambodschanischen Mädchen, dem er ein Kuscheltier mitgebracht hat.

Roland Debschütz mit einem kambodschanischen Mädchen, dem er ein Kuscheltier mitgebracht hat.

Foto: privat

Einmal im Jahr fliegt Roland Debschütz nach Kambodscha. Nicht etwa um Urlaub zu machen, sondern um zu helfen. Denn Debschütz ist der Gründer des Vereins "Kleine Hilfsaktion".

Der 45–Jährige sammelt bei Freunden und Bekannten Geld, das er dann in Kambodscha schnell und unbürokratisch verteilt. Die Menschen dort spüren bis heute die Auswirkungen der Roten Khmer. Über seine Reisen führt er im Internet Tagebuch und listet seine Ausgaben dort exakt auf.

Den Anstoß für das Projekt gab eine private Reise. 2007 machen die Eheleute Debschütz mit einem befreundeten Paar Urlaub in Kambodscha. Nach dem Besuch der Tempelanlage von Angkor haben die Rucksacktouristen eine ungewöhnliche Idee. Auf eigene Faust fahren sie weit ins Landesinnere. Dort suchen sie die Patenkinder, für die Debschütz' Freunde seit einigen Jahren spenden. Debschütz ist skeptisch und glaubt nicht an die Existenz der Patenkinder. Doch der Besuch belehrt ihn eines besseren: Die Schülerinnen gibt es. Beim Besuch der Elternhäuser sind beide Paare schockiert. "Unvorstellbar" seien die Lebensumstände gewesen, berichtet Debschütz. Bis heute könne er sich nicht vorstellen, dass Menschen so überleben können. Kaum gegen Regen geschützt müssten sie sechs Monate Monsun überstehen. "Ich war total geschockt", sagt der engagierte Neusser. Sofort habe er das Bedürfnis verspürt zu helfen.

Zurück in Deutschland berichtet er Freunden von seinen Gedanken und Erlebnissen. Er sammelt Geld, insgesamt kommen 3000 Euro zusammen. Erneut fliegt Debschütz nach Kambodscha und kann 13 Projekte umsetzen. Unter anderem baut er Hütten, bezahlte medizinische Hilfe und einen Brunnen. Sein letztes Geld bringt er für die Operation einer Frau auf.

Als er nach der Operation sieht, wie dankbar die Frau ist, bricht Debschütz in Tränen aus. "In dem Moment war ich der glücklichste Mensch der Erde", sagt er und beschreibt so seine Gefühle in diesem Moment.

Von den positiven Erfahrungen motiviert sammelt der Neusser weiter. Für seinen zweiten Trip nach Kambodscha bekommt er 10 000 Dollar zusammen und kann 22 Projekte unterstützen. Außerdem besucht er die Hilfeempfänger der ersten Reise. Alle sind wohlauf, alle sind dankbar für das, was sie bekommen haben. Debschütz nimmt sich vor, seine Hilfe weiter ausdehnen. Er gründet den Verein "Kleine Hilfsaktion", der kurze Zeit später als gemeinnützig anerkannt wird. Mit ihm hat Debschütz große Ziele. Er will noch mehr Menschen helfen. "Mitglieder zahlen fünf Euro im Monat", wirbt Debschütz. "Für uns ist das nichts. Drüben rette ich damit Leben."

(NGZ)
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