Neuss Ein Nachfolger von Wilhelm II.

Neuss · Dieter Jüttner ist nie zur See gefahren. Wasser aber hat den pensionierten Polizisten immer angezogen. Seit kurzem ist er Vorsitzender aller Marine-Regatta-Vereine in Deutschland. Das war auch der letzte deutsche Kaiser schon.

 Dieter Jüttner an Bord seiner Motorjacht Cherry auf dem Rhein – mit den Gästen Toni (l.) und Franzi.

Dieter Jüttner an Bord seiner Motorjacht Cherry auf dem Rhein – mit den Gästen Toni (l.) und Franzi.

Foto: -nau

Dieter Jüttner (69) reist als Tagesordnungspunkt 17 nach Stuttgart. Dort kommt morgen der Abgeordnetentag des Deutschen Marinebundes zusammen, der bundesweit 16 000 Mitglieder vertritt. Als Delegierter ist der 69-Jährige schon zu solchen Treffen gefahren, aber morgen wird auch eine Rede von ihm erwartet. Denn der Polizist im Ruhestand mit einem Boot im Neusser Sporthafen ist seit kurzem Bundesvorsitzender des Marine-Regatta-Vereins (MRV) — und weiß um prominente Vorgänger im Amt: "Wenn ich so überlege, bin ich der Nachfolger von Kaiser Wilhelm II. Da werde ich gleich 1,60 Meter größer" — damit wird seine Vorstellungsrede morgen anfangen.

Wer sich der Pflege des maritimen Gedankens widmen, oder wer in einem Shanty-Chor singen möchte, ist in einer der 420 Marinekameradschaften unter dem Dach des Deutschen Marinebundes gut aufgehoben. Doch nur, wer auch ein eigenes Boot besitzt, darf sich unter diesem Dach auch dem Marine-Regatta-Verein anschließen. So wie Dieter Jüttner, der zum Anfahren der Neusser Wassersportler seine Motorjacht Cherry aus dem Trockendock geholt hat.

Vor 30 Jahren hat sich Jüttner dem Wassermotorsport verschrieben. Erst war er Mitglied im Neusser Yachtclub, der heute unter diesem Namen in Emmerich residiert, dann schloss er sich einem Düsseldorfer Club an. 1994 schließlich kam er zum Stützpunkt Neuss im MRV und damit auch zum Marineverein Neuss. Einem Verein in schwerer See, denn im Vorjahr trennte sich der Shanty-Chor vom Marineverein und ging eigene Wege. Eine Situation, die das Ende des Vereins hätte bedeuten können. Au einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurden die Weichen für einen Neuanfang gestellt. Jüttner, der schon einmal Vorsitzender des Marinevereins war, stand allerdings für kein Amt zur Verfügung. Erstens, weil er schon Stützpunktleiter des MRV und damit Ansprechpartner für 35 Neusser Bootseigner ist. Zweitens, weil er als MRV-Bundesvorsitzender im Gespräch war. Drittens, weil er auch noch Zeit für sein Hobby und gemeinsame Törns mit Ehefrau Uschi, dem Smutje an Bord, haben wollte. Demnächst gehen beide mit ihrer Cherry auf die kleine Sauerkrauttour: Von Neuss über Rhein und Mosel — wo Jüttner vor Jahren sein Boot der Marke See Ray fand — zum Rhein-Rhone-Kanal und von Straßburg aus über den Rhein zurück. Zuvor geht es nach Stuttgart, zur Delegiertentagung.

Als Bundesvorsitzender steht Jüttner noch neun MRV-Stützpunkten zwischen Peenemünde und Konstanz vor. Kiel oder auch Helgoland traten zuletzt aus Kostengründen als Stützpunkt aus. 369 Mitglieder zählt der MRV, darunter 45 Jugendliche. "Leider keine in Neuss", sagt Jüttner.

(NGZ)
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