Neuss Ein Leben für die NEWI

Neuss · Manfred Holz weiß, wie Elend aussieht: Er war unter anderem Entwicklungshelfer in Venezuela. Während der vergangenen 20 Jahre hat Holz die Neusser Eine-Welt-Initiative geleitet. Sein Fazit: Die NEWI hat Neuss verändert.

 Manfred Holz bei einer der vielen Aktionen der NEWI – dem "Banana Day" im vergangenen Jahr.

Manfred Holz bei einer der vielen Aktionen der NEWI – dem "Banana Day" im vergangenen Jahr.

Foto: woi

Manfred Holz ist ein Mann offener Worte. Und er weiß, dass der streng gebrannte Kaffee aus den Anfängen des fairen Handels gewöhnungsbedürftig war. "An einer entzündeten Magenschleimhaut hört auch meine Solidarität auf", sagt der gelernte Bankkaufmann, der 20 Jahre an der Spitze der Neusser Eine-Welt-Initiative (NEWI) stand. Jetzt, da er den Vorsitz der Gesellschaft in jüngere Hände gelegt hat, ist das ganz anders.

"Heute gibt es 180 Kaffeesorten mit dem TransFair-Siegel, da wird doch wohl für jeden was dabei sein", ist der weitgereiste Streiter für eine gerechtere Welt überzeugt. Manfred Holz, 1947 in Tettnang am Bodensee geboren und 1983 nach Neuss gekommen, kennt die globalen Ungleichgewichte aus eigener Anschauung. Er war Entwicklungshelfer in Venezuela und hat für Misereor oder die Kindernothilfe Projekte in mehr als 60 Ländern besucht. Und sich früh darin bestärkt gesehen, dass sich der Einsatz für die Eine Welt lohnt. Inzwischen zieht er eine positive Bilanz: "Wir haben die Welt in Neuss ein wenig ,fairändert'", sagt Holz, der im Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln acht Jahre den Ausschuss "Mission, Entwicklung, Frieden" leitete und heute als selbständiger Hausverwalter in Wuppertal tätig ist.

Er erinnert sich gern und mit einigem Schmunzeln an den Beginn der NEWI. "Wir mussten alles am Küchentisch organisieren, denn ein Vereinslokal gab es nicht", sagt Holz. Das Vorhaben, im Kardinal-Frings-Haus ein "Allerweltshaus" mit Büro, Café und Versammlungsraum einzurichten, scheiterte, "weil wir nur Mitgliedsbeiträge von 30 Mark hatten". Heute freut sich die NEWI über das komfortable "Café Flair" im Martin-Luther-Haus. Selbst ihr Name war nicht unumstritten. "Das Amtsgericht wollte wissen, weshalb wir ,Neuss' im Namen führen wollten", erinnert sich Holz. Ex-Bürgermeister Dr. Bertold Reinartz hat sich dann als Notar ins Zeug gelegt, und heute ist der Begriff "NEWI" stadtbekannt. Mit einem Journalisten auf dem Weg ins Rathaus, wurde Holz von einem kräftigen Regenguss überrascht. Beide flüchteten zu Tchibo. Ob das denn standesgemäß sei, wollte der Schreiber wissen. "Die kommen auch noch dahinter", entgegnete der erste NEWI-Chef, und heute steht fair gehandelter Kaffee längst auch bei Tchibo im Regal.

Es sind kleine Erfolge wie diese, die Manfred Holz zufrieden machen. Er ist bei alldem bescheiden geblieben. Als er einmal mit dem damaligen Landrat Hermann-Josef Dusend und dem ehemaligen Schützenkönig Franz-Josef Badort in Bussen fair gehandelte Schokolade verteilte, wurden seine beiden Mitstreiter gleich erkannt. "Nur mir zeigten die Kinder ihre Fahrausweise, weil sie mich für den Kontrolleur hielten", erzählt Holz und lacht.

Aktiv ist er immer noch. Heute betreibt er als Vorstandsmitglied Lobbyarbeit für die Siegel-Gesellschaft TransFair und das Eine-Welt-Netz NRW.

(NGZ)
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