Neuss Ein Leben für das Deutsche Rote Kreuz

Neuss · Freude am Ehrenamt: Hans-Peter Wierich steht seit 55, Peter Zimmermann sogar seit 60 Jahren im Dienst beim Roten Kreuz.

 Heute wird Hans-Peter Wierich (l.) seinem alten DRK-Mitstreiter zum Geburtstag gratulieren: Peter Zimmermann wird 80 Jahre alt.

Heute wird Hans-Peter Wierich (l.) seinem alten DRK-Mitstreiter zum Geburtstag gratulieren: Peter Zimmermann wird 80 Jahre alt.

Foto: A. Woitschützke

Seine Begeisterung für das DRK hat er von den Eltern geerbt. "Die Arbeit fürs Deutsche Rote Kreuz ist mein Leben", sagt Hans-Peter Wierich. Als AchtJähriger begleitete er seine Eltern zu der Hilfsorganisation, die Familie wohnte im DRK-Heim an der Tückingstraße. "So bin ich in viele Aufgaben reingewachsen", erzählt der 63-Jährige. Das fing an mit Gruppenstunden im Jugendrotkreuz, es folgten Erste-Hilfe-Kurse und Ausbildungen im Fernmelde- und Technischen Dienst. Ab 1975 rückte Wierich als hauptberuflicher Rettungssanitäter und später als Rettungsassistent aus, wenn schnelle Hilfe benötigt wurde. Aktuell fungiert er als Stellvertretender Kreisbereichsleiter, übernimmt die Logistik für Erste-Hilfe-Kurse und hilft als Betreuer etwa bei der Vorbereitung von Bombenentschärfungen.

In den 55 Jahren beim DRK kam Wierich auf 57 Auslandseinsätze, oft in Kriegsregionen. "Während des Golfkriegs haben wir in Basra ein Flüchtlingslager für 40 000 Iraner gebaut und alles vom Essen bis zu Toilettenpapier in Lkw-Konvois dorthin gebracht", erzählt der in Weckhoven lebende Junggeselle. Bei Katastropheneinsätzen nach Erdbeben in der Türkei war Wierich genauso mit vor Ort wie bei der Trinkwasserversorgung von Flüchtlingen in Zaire, der heutigen Republik Kongo. Sein letzter Auslandseinsatz war 2003, im Kosovokrieg.

"Verständigt haben wir uns oft mit Händen und Füßen", erzählt er. "In Afrika mussten wir manchmal Sachen tauschen, um etwas zu essen zu bekommen." Viele Jahresurlaube und Wochenenden hat Wierich statt im Liegestuhl auf DRK-Ausbildungslehrgängen verbracht. "Das war nicht immer einfach. Aber das Lächeln derjenigen, denen wir helfen konnten, macht alle Mühe wett", erzählt er.

Bei Peter Zimmermann, der bereits 60 Jahre beim Roten Kreuz im Ehrenamt tätig ist, saß Wierich als Kind auf dem Schoß. Der Reuschenberger, der heute sein 80. Lebensjahr vollendet, absolvierte 1953 seine Gruppenführerprüfung beim DRK in Neuss und leitete dann seine erste Jugendgruppe. "Kameradschaft und gegenseitige Hilfe halten zusammen", resümiert er. Gemeinsam mit seiner Frau Margot pflegt er seit vielen Jahren Kontakt zu Ersthelfern der Neusser Partnerstadt Châlons-en-Champagne.

In den 1960er und 1970er Jahren verbrachte Sanitäter Zimmermann viele Samstagnachmittage mit seiner Verbandtasche auf Sportplätzen und fuhr 21 Jahre lang im Rettungsdienst des DRK. "Die Arbeit war anstrengend, aber immer abwechslungsreich", berichtet er in der Rückschau. "Ein paar Kinder habe ich in dieser Zeit zur Welt gebracht."

Die schlimmen Bilder von Verkehrsunfällen versucht er zu verdrängen, was nicht immer gelingt. "Wenn ich die Augen schließe, sehe ich manches Mal einen Toten auf der Straße liegen." Beim Elbehochwasser 2002 kochte Zimmermann als Betreuer Suppe für 400 Leute, in der Neusser Stadthalle belegte er Brote für 300 Polenflüchtlinge. "Ich möchte keine Stunde missen", sagt er. "Aber jetzt muss der Nachwuchs ran." Es sei nicht einfach, junge Leute fürs Helfen zu gewinnen. "Die erste Frage laute oft: Was kann ich verdienen?" Zimmermann sagt: "Kameradschaft und Dankbarkeit".

(NGZ)
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