Neuss Ein Künstler zwischen Grafik und Graffiti

Neuss · Der 33-jährige Graffiti-Künstler Konstantin Zayka ist einer der drei aktuellen Kunstförderpreisträger Stadt Neuss 2016.

 Konstantin Zayka hat Kommunikationsdesign studiert und ist heute auch ein gefragter Graffiti-Künstler.

Konstantin Zayka hat Kommunikationsdesign studiert und ist heute auch ein gefragter Graffiti-Künstler.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Nasen seiner Graffiti-Figuren sind das Markenzeichen: Lang und dünn, wie ein zur Lockbewegung gekrümmter Zeigefinger begegnen sie dem Betrachter. Dazu schlaksige, fast gummiartige Gliedmaßen und clowneske Schuhe. Auf seinen Wandbildern hat der Künstler ein weiteres Signet untergebracht: "Kj263" (Kj steht für Kilojoule, 263 ist die Angabe für den Nährwert, der in weißer Schokolade steckt).

"Ein tieferer Sinn steckt nicht dahinter", sagt Konstantin Zayka, der neben Graffiti auch an Grafiken und Illustrationen arbeitet. Der 33-Jährige, auf dem Sofa im Vorraum seines Ateliers sitzend, nippt an seiner Flasche Club Mate, die auf einem improvisierten Sperrholztischchen steht. Er sieht zufrieden aus. Zayka - in Moskau geboren und in Neuss aufgewachsen - ist neben Peter Müller und Alexander Bornschein einer der drei Kunstförderpreisträger 2016 der Stadt Neuss. Dessen Juroren loben in ihrem Urteil: "Zayka überzeugte die Jury mit einer reifen und preiswürdigen Präsentation." Seine Entwürfe seien von hoher gestalterischer Qualität und Variantenreichtum - und begeisterten außerdem die Jugend.

Zur Kunst gekommen ist Konstantin Zayka "mit 13 oder 14 Jahren". Am Anfang standen erste zarte Graffiti-Versuche. "Ab der neunten Klasse durfte ich dann die Schule offiziell bemalen", sagt er. Nach der Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten studiert er schließlich an der Fachhochschule Niederrhein Kommunikationsdesign. Nach einem Auslandsjahr in Moskau kehrt er nach Deutschland zurück. Doch Neuss ist ihm zu klein geworden. Zwischen Köln und Düsseldorf als neuer Wirkungsstätte schwankend, zieht es ihn schließlich in die Landeshauptstadt. "Köln ist zu entspannt, in Düsseldorf muss man Leistung zeigen", sagt er. Das habe ihm gefallen.

Mit vier Künstlern und drei Grafikern teilt er sich die Räumlichkeiten am Worringer Platz in Düsseldorf mit typischem Künstler-Flair: In einem Raum stehen Leuchttisch, Siebdruck- und Holzpresse. In der Ecke sind noch die Reste einer verwitterten grünen Badewanne verbaut; daneben ist der Computerraum, in dem Laptops auf aufgebockten Spanplatten stehen, während an der Decke Neonröhren surren; und dann ist da noch die Halle, in der es nach Farbe riecht und in der großformatige Bilder an den Wänden hängen.

Diese Vielfalt spiegelt sich auch in Konstantin Zaykas Arbeit. Neben den Graffiti arbeitet er an experimentellen Prints. Nach dem Prinzip des Durchpausens durch Butterbrotpapier nutzt er dafür den Leuchttisch und zeichnet Originalprints nach. "Die Details werden dadurch immer etwas anders", sagt der 33-Jährige und bricht gleich auch eine Lanze für das Analoge. "Bei dieser Arbeitsweise, die länger dauert, ist der Künstler mit Körper und Geist dabei", sagt er. Die Zeit schleift und formt das Werk mehr als die schnelle und effiziente Arbeit am Computer es jemals könnte.

Die Verbindung zur Alten Post in Neuss und zu Klaus Richter, der den Bereich Bildende Kunst leitet, besteht schon länger. Konstantin Zayka ist inzwischen dort Dozent, hat für sie diverse Ausstellungs-begleitende Kunstkataloge gestaltet (zum Beispiel "Outsidein"), . Aufgeräumt und doch detailreich sind diese gearbeitet.

Auch eine Ausstellung mit den anderen Kulturpreisträgern ist zumindest in der Grobplanung. Kostantin Zayka würde dort gerne Bilder zeigen, die in Turin entstanden sind. Er hat sie "Italienische Tänzer" getauft.

(NGZ)
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