Neusser Schützenkönigspaar Goetz Ein König mit Humor

Neusser Schützenkönigspaar Goetz · Neuss Unter Freunden: Fröhlich und entspannt nehmen Dr. Joachim und Dr. Heidi Goetz die Huldigungen im Neusser Ruderverein entgegen. Dort haben hunderte NRV-Mitglieder ihrem Vorsitzenden einen Tag nach dem erfolgreichen Königsschuss herzlich gratuliert. "So kann das Königsjahr weitergehen”, sagt Dr. Heidi Goetz strahlend. Die Studiendirektorin am Nelly-Sachs-Gymnasium (Fächer: Mathe und Sport) freut sich über den 22. Schuss, mit dem ihr Mann am Dienstag, ihrem 30. Hochzeitstag, auf der Festwiese den Vogel heruntergeholt hat.

 Das Neusser Schützenkönigspaar Dr. Joachim (Achim) und Dr. Heidi Goetz.

Das Neusser Schützenkönigspaar Dr. Joachim (Achim) und Dr. Heidi Goetz.

Foto: NGZ

Neuss Unter Freunden: Fröhlich und entspannt nehmen Dr. Joachim und Dr. Heidi Goetz die Huldigungen im Neusser Ruderverein entgegen. Dort haben hunderte NRV-Mitglieder ihrem Vorsitzenden einen Tag nach dem erfolgreichen Königsschuss herzlich gratuliert. "So kann das Königsjahr weitergehen”, sagt Dr. Heidi Goetz strahlend. Die Studiendirektorin am Nelly-Sachs-Gymnasium (Fächer: Mathe und Sport) freut sich über den 22. Schuss, mit dem ihr Mann am Dienstag, ihrem 30. Hochzeitstag, auf der Festwiese den Vogel heruntergeholt hat.

Bevor es so weit war, musste sie zittern: "Mit jedem Schuss wurde meine Nervosität größer.” Das hatte sie mit ihrem Mann gemeinsam: Hatte der 56-Jährige zu Beginn des Vogelschießens mit seinem Mitbewerber und Ruderkameraden Paul Neuhäuser noch gescherzt, wurden beide immer konzentrierter, je mehr Treffer im Holz gelandet waren. "Wir wollten beide unbedingt Schützenkönig werden, ich hatte das nötige Glück”, erläutert Goetz, der Achim gerufen wird, aber als Joachim I. in die Geschichte des Bürger-Schützen-Vereins eingeht. Dieses Glück zeigte sich bereits vorher: "Hier ist eine kleine Beule zu sehen”, weist der neue König auf seine linke Kopfhälfte. Dort traf ihn am vorigen Samstag ein kleines Korkenstück aus den Kanonen, mit denen das Neusser Schützenfest "eingeböllert” wird. Diesen sanften Querschläger nahm er ebenso als gutes Omen wie das "Einsingen” am Schützenfest-Dienstag: Sein Schützenlustzug "Nur So” hatte ihm beim Biwak an der Promenadenstraße mit der "Königsstrophe” -­ einer umgetexteten Strophe des Quirinusliedes -­ in den Wettkampf geschickt. "Das hat schon vor vier Jahren hervorragend funktioniert”, sagt Achim Goetz lachend. Damals war sein Zugkamerad Karl-Theo Reinhart Schützenkönig geworden ­- allerdings als Einzelbewerber... Da mussten also noch mehr Glücksbringer her wie der "Zielwasser”-Orden, den ihm die Grenadiere der "Scheinheiligen”, des Zugs seines Sohnes Jan, verliehen.

Der Ingenieur Dr. Goetz, der Partner der Wirtschaftsprüfungskanzlei Ernst & Young in Düsseldorf ist, überlässt nicht gern etwas dem Zufall: "Ich bin berühmt für meine Excel-Dateien, mit denen ich alles strukturiere und organisiere.” Nach seinem erfolglosen ersten Versuch an der Königsvogelstange 2000, als er Hans-Josef Uhr unterlag, hatte sich Goetz nun genau vorbereitet: "Freunde haben mir wesentliche Tipps fürs Schießen gegeben.” Darunter der König des vorigen Jahres, Dr. Hermann-Josef Verfürth, und die Scheibenschützen, auf deren Scheibenstand er übte ­ und nicht zuletzt Mitbewerber Paul Neuhäuser, der mit ihm bei Stappen in Steinhausen zwei Wochen vor Schützenfest ein "Trainingslager” mit Holzvogelschießen absolvierte. Um einen Dreikampf zu simulieren, falls noch ein Kandidat auftauchen würde, wurde Dr. Bernd Kluth aus Neuhäusers Schützenlustzug "Die Oberjä(h)rigen” als "Schein-Scheibenschütze” verpflichtet.

"Es ist unbeschreiblich schön, wie sehr sich die Neusser mit uns freuen”, erklärt der König, dessen beiden Söhne ihn durch ein Spalier von zwölf Ruder-Riemen aufs Podium trugen. Achim Goetz, der nicht ein Schützenfest versäumt hat, auch nicht in den Jahren, in denen er in Nigeria arbeitete, ist seit 1996 NRV-Chef, seine Frau "scheucht” seit 1981 jeden Montagabend die Ruderer bei der Skigymnastik.

Gastfreundlich ist die Familie - auch ­ das bestätigen Ruderfreunde ebenso wie die Freunde der drei Kinder Christine (25), Jan (23) und Sven (22), der beim Grenadierzug "Die R(h)einsten Helden” mitmarschiert. So werden traditionell in Reuschenberg fröhliche Zusammenkünfte abgehalten und hungrige Ruderer verköstigt. Aus diesem Freundeskreis stammt der Hofstaat für den heutigen Krönungsball.

Der gebürtige Neusser Joachim Goetz -­ dessen Vater Otto im Grenadierzug "Niemals” mitmachte -­ schleppte als Junge eine Leiter zum Markt, um an der "Münze” die Parade gucken zu können. 1970 wurde er Bogenschütze der Scheibenschützen. Dort machte ihm das Fest so viel Spaß, dass er, Joachim Eich und Georg Broich beschlossen, mit Ruderfreunden einen eigenen Zug zu gründen ­ und so entstand 1971 "Nur So”. Drei Jahre später kam seine im Schwarzwald geborene Heidi, die er im Studium in Karlsruhe kennen gelernt hatte, zu Besuch nach Neuss und teilte sofort seine Liebe zum Schützenwesen mit der großen integrierenden Kraft.

Das Ehepaar Goetz wohnt seit 1981 in Reuschenberg. Auch nach 30 Jahren Ehe strahlen beide eine innige Verbundenheit aus: "Es ist ein großes Glück, dass wir uns gefunden haben und so viele Dinge gemeinsam unternehmen”, sagt die Königin. Sie rudern gemeinsam, fahren Ski und lesen gern. Auch das kirchliche Engagement verbindet die beiden, Heidi Goetz ist seit 1992 Presbyterin in der Erlöserkirche. Joachim Goetz war 22 Jahre Vorstand im Förderverein des Quirinus-Gymnasiums und gehört dem Rotary Club Neuss an, dessen Präsident er 2003/2004 war. Auch das ist ein Zeichen der Einstellung des Königspaars: "Wir haben Freude daran, anderen Freude zu schenken.”

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort