Neusser SPD sucht basisdemokratisch Ratskandidaten Ein Koenemann berät Sozialdemokraten

Neusser SPD sucht basisdemokratisch Ratskandidaten · Wenn die Neusser am 26. September des kommenden Jahres ihren Bürgermeister zum zweiten Mal direkt wählen, dann wollen die Sozialdemokraten eine eigenständige personelle Alternative stellen. Amtsinhaber Herbert Napp (CDU) hat bereits öffentlich erklärt, eine zweite Wahlperiode anzustreben. Favoriten auf die SPD-Kandidatur sind Fraktionsvorsitzender Reiner Breuer, Beigeordneter Ernst-Horst Goldammer und Ratsherr Hartmut Rohmer.

Der Direktor des Landeskriminalamtes geht im Januar '04 in den Ruhestand. Aus Reihen der Mitglieder wurde dieses Trio der Findungskommission vorgeschlagen, die bis Aschermittwoch eine Empfehlung aussprechen wird. Das letzte Wort hat die Stadtverbands-Versammlung. Im Vorfeld der Kommunalwahl '04 geht die Neusser SPD neue basisdemokratische Wege. Das bisher gepflegte Delegiertensystem stärkte die sieben Ortsvereine und war geprägt vom Proporzdenken.

Damit soll nun Schluss sein. Erstmals sind alle 850 Neusser Sozialdemokraten aufgerufen, den Bürgermeister-Kandidaten, die Rats- und Kreistags-Bewerber sowie die Reserveliste zu wählen. Mehr noch: Jedes Parteimitglied kann sich selbst bewerben und andere vorschlagen. Ein Zwischenergebnis liegt nun vor: Vierzig Genossen bewerben sich für eine Ratskandidatur; weitere vierzig wurden vorgeschlagen. "Das Verfahren wird angenommen", freut sich SPD-Chef Benno Jakubassa, der weitere Post erwartet, da "prominente Stadtverordnete sich noch nicht gemeldet haben."

Und den achtseitigen Bewerbungsbogen drückt er allen in die Hand: "Jeder, der kandidieren will, muss seine Unterlagen abgeben. Da gibt's keine Ausnahmen. Gleiches Recht für alle." Für Jakubassa ist klar, dass die Botschaft angekommen ist: "Da werden keine Listen mehr in Hinterzimmern ausgekungelt, sondern jeder hat seine faire Chance." Die Folge: Viele Seiteneinsteiger haben ihren Hut in den Ring geworfen. Jakubassa ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Das offene Verfahren macht offenbar Mut. Viele interessante Parteimitglieder wollen auf das Ticket." Sein Fazit: "Wir haben den Proporz geopfert und werden eine Qualitätssteigerung ernten."

Die Fäden laufen nun in der sechsköpfigen Findungskommission zusammen, deren Empfehlung die Grundlage der Entscheidung sein wird. Für dieses Gremium waren der Parteivorsitzende Jakubassa und Fraktions-Chef Breuer gesetzt. Zwei Plätze waren den "Elder Statesmen" reserviert. Nach einer Kampfabstimmung setzten sich die ehemalige Bundestagsabgeordnete Anni Brandt-Elsweier und Ex-Kreistagsabgeordneter Helmut Knäpper aus Weckhoven gegen sieben Mitbewerber durch.

Als "externe Fachleute" wurden die ehemaligen Ratsherren Carsten Mohr und Dieter Koenemann bestimmt, ein Bruder des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Bernd Koenemann. Die Kommission wird mit allen Bewerbern ein Personalgespräch führen und bereits Ende Oktober eine Kandidaten-Liste für die Wahlkreise dem Stadtverbands-Vorstand vorlegen. Nach Diskussion, auch in den Ortsvereinen, erfolgt die Aufstellung gegen Ende der Fastenzeit 2004. Für Jakubassa löst der Prozess positive Dynamik aus: "Bei uns ist wieder Leben in der Bude." Ludger Baten

(NGZ)
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