Neuss Ein Kenner der Kunst und Architektur

Neuss · Der 47-jährige Frank Boehm ist der neue Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich. Die Insel hat er schon als Student kennengelernt und ihren Werdegang dann aus der Ferne beobachtet. Nun will er den Kulturraum mitgestalten.

 Frank Boehm hat sich unter rund 100 Bewerbern für die Geschäftsführung der Stiftung Insel Hombroich durchgesetzt.

Frank Boehm hat sich unter rund 100 Bewerbern für die Geschäftsführung der Stiftung Insel Hombroich durchgesetzt.

Foto: Andreas Woitschützke

Ein bisschen ist der berufliche Neustart auch eine Rückkehr. Nach rund 20 Jahren im Ausland - vorrangig in Italien - kommt Frank Boehm wieder zurück ins Rheinland. In Wuppertal hat er das Abitur gemacht, studiert aber in Köln - und heute ist er der neue Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, hat sich unter rund 100 Bewerbern für den Posten durchgesetzt. Und womit? Frank Boehm lächelt. "Ausschlaggebend war Frank Boehms internationale Erfahrung sowohl als Architekt als auch als künstlerischer Berater", heißt es in der offiziellen Begründung, aber er sagt auch: "Ich hatte den Eindruck, dass genau hingeschaut wird, was für ein Mensch ich bin. Ich hoffe sehr, dass ich der richtige bin."

Das muss wohl so sein, denn das Votum der unter anderem mit zwei Künstlern besetzten Findungskommission für ihn fiel einstimmig aus. Da dürfte es nicht allein um die Fachkenntnis, sondern auch um das Menschliche gegangen sein. Defizite im Letztgenannten sollen nämlich vor allem der Grund gewesen sein, warum sich die Stiftung und Boehms Vorgängerin Ulrike Rose getrennt haben.

Die Arbeit für die Stiftung gleicht manchmal einem Spagat. Hier sind die faktischen Notwendigkeiten, dort die Anliegen der Künstler, die die Hombroich-Arbeit nach wie vor stark prägen. Frank Boehm ist kein Künstler, hat Architektur studiert, aber ist auch in der zeitgenössischen Kunst zu Hause, hat von 2007 den Aufbau der "Deutschen Bank Collection Italy" kuratiert, war 2012 künstlerischer Direktor der MiArt-Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Mailand und hatte eine Professur für Museumskuratoren und Ausstellungsdesign. Damit hat er sich beiden Seiten angenommen - die der Künstler und die des Marktes. Die Insel Hombroich markiert für ihn auch den Anfang seines Kunst- und Architekturinteresses. Er hat von Wuppertal aus den Aufbau unter Karl-Heinrich Müller verfolgt, ist aus eigenem Antrieb immer wieder hingefahren. "Ich wünsche mir, dass junge Menschen Hombroich als besonderen Ort für sich entdecken", sagt der 47-Jährige, für den Hombroich ein "Ort der Kunst und des Menschen" war und ist. Ein Spiegel dafür, dass sich beide gleichberechtigt gegenüber stehen.

Die ersten Wochen hat Boehm vor allem damit verbracht, sich alles anzusehen, mit den Mitarbeitern und Künstlern zu reden, sich ein Bild davon zu machen, was zu tun ist, was erwartet wird. Dass das nicht wenig sein wird, schreckt ihn nicht. "Ob als Kurator, Architekt oder Dozent, in meinem bisherigen Berufsleben habe ich mich in unterschiedlichen Bereichen mit Kunst und Architektur beschäftigt", sagt er. "Ich freue mich, dass ich als Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich diese Erfahrungen für eine Sache bündeln kann."

Die größte Herausforderung ist für ihn, in der Hombroich-Gemeinschaft die Meinungen zusammenzubringen: "Aber das traue ich mir zu." Nach dem Tod von Müller, der die Stiftung sehr persönlich führte und auch unorthodoxe Wege beschreiten konnte, um ein Ziel zu erreichen, sind die Spielräume jetzt enger. Da fließen öffentliche Gelder, die Maßgaben sind enger und werden kontrolliert, aber der alte Hombroich-Geist soll dennoch überleben.

"Ich fühle mich der Allgemeinheit, aber auch Müllers Idee verpflichtet", sagt Boehm, "und ihm war es wichtig, Neuem Raum zu geben." Schließlich habe Müller die Raketenstation auch gekauft, um dort Neues zu probieren. Mag das Projekt "Raumortlabor" derzeit auch auf Eis liegen - weg sei es nicht. Überhaupt tue sich ständig was: "Der Künstler Thomas Schütte hat vor einigen Wochen mit dem Bau seiner Ausstellungshalle begonnen." Es ist wohl auch dieses Projekt, das schon umsetzt, was Boehm als seine Hauptaufgabe sieht: Partner zu finden, die gemeinsam mit dem vorhandenen Team der Stiftung Insel Hombroich den Kulturraum voranbringen.

Auch an profanen Aufgaben wird es nicht mangeln. So müssen die Pavillons instandgesetzt, die Kunstwerke geschützt werden. Die Sanierungsarbeiten haben begonnen, die Kosten betragen rund 1,24 Million Euro. Davon übernimmt das Land NRW eine Million Euro, 100 000 Euro trägt die Stiftung als finanziellen Eigenanteil und rund 140 000 Euro entsprechen dem Personaleinsatz der Stiftung.

(NGZ)
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