Neuss Ein japanischer Shakespeare

Neuss · Neuss Ganz so, wie sich die Verantwortlichen das gedacht haben, verlief der Auftakt in die Festival-Zeit dann doch nicht. Ein Notruf kam dazwischen und zog die Feuerwehr wieder ab, die auf dem Globe die neuen Fahnen anbringen sollte, die die drei Typen des Shakespeare'schen Werkes symbolisieren (weiß für die Komödie, schwarz für die Historie und rot für die Tragödie) und zugleich davon künden, dass sich alsbald wieder Schauspieler aus aller Welt im "Wooden O" die Klinke in die Hand geben.

 Passend zu ihrem Namen „Touring Company“ reisen die Schauspieler des Londoner Globe mit VW-Bulli (und „Romeo and Juliet“) an. Fotos (4) Kulturamt Neuss

Passend zu ihrem Namen „Touring Company“ reisen die Schauspieler des Londoner Globe mit VW-Bulli (und „Romeo and Juliet“) an. Fotos (4) Kulturamt Neuss

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Neuss Ganz so, wie sich die Verantwortlichen das gedacht haben, verlief der Auftakt in die Festival-Zeit dann doch nicht. Ein Notruf kam dazwischen und zog die Feuerwehr wieder ab, die auf dem Globe die neuen Fahnen anbringen sollte, die die drei Typen des Shakespeare'schen Werkes symbolisieren (weiß für die Komödie, schwarz für die Historie und rot für die Tragödie) und zugleich davon künden, dass sich alsbald wieder Schauspieler aus aller Welt im "Wooden O" die Klinke in die Hand geben.

 Die bremer shakespeare company bringt „Ende gut, alles gut“ mit.

Die bremer shakespeare company bringt „Ende gut, alles gut“ mit.

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Doch was soll's. Als Dr. Rainer Wiertz, als Kulturreferent der Stadt auch Programmmacher des Festivals, die Vorstellung des Spielplans beendet hatte, hingen auch die Fahnen an Ort und Stelle. Dafür hat er nämlich einiges an Zeit gebraucht - was indes auch nicht verwundert bei insgesamt elf Produktionen (dazu die "Lecture" von Patrick Spottiswoode) von zehn Compagnien.

 Auch in Japan wird Shakespeare gespielt: „Das Wintermärchen“ der Ryutopia Noh-Theatre Shakespeare Company aus Niigata.

Auch in Japan wird Shakespeare gespielt: „Das Wintermärchen“ der Ryutopia Noh-Theatre Shakespeare Company aus Niigata.

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Den Auftakt gestaltet das Stück, dessen Titel schon so lange über dem Portal zur Wetthalle prangt: "Ende gut, alles gut" (All's well that ends well) bringt die bremer shakespeare company mit, die zudem wenige Tage später und nach der Staffelübergabe an den "Hamlet" des Poetenpacks Potsdam noch den "Kaufmann von Venedig" zeigt. Alles Produktionen, die für Wiertz Besonderheiten haben: die Komödie eine seltene Aufführung ("sehr slapstickmäßig, wie es oft bei den Bremern ist"), der Brandenburger "Hamlet" geprägt von einem sehr jungen Königssohn und der "Kaufmann" aus Bremen mit dem Fokus auf die enge Beziehung zwischen Bassanio und Antonio.

 Die Filter-Company macht sich einen musikalischen Reim auf „Twelfth Night“.

Die Filter-Company macht sich einen musikalischen Reim auf „Twelfth Night“.

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Zusammen mit "Verbrechen und Leidenschaft" der Shakespeare-Zeitgenossen Thomas Middleton und William Rowley des RLT finden alle deutschsprachigen Aufführungen in der ersten Hälfte des Festivals statt - und damit in den Sommerferien. Da hat auch eine neue Truppe ihren Platz gefunden: Lard'Enfer et La Compagnie Los Figaros aus Avignon, die mit "Die (fast geglückte) Zähmung der Widerspenstigen" Wiertz' "persönliches Highlight" abliefern. Regisseur Alexis Michalik kennt das Neusser Globe im übrigen; er war vor einigen Jahren in Irina Brook's "Romeo et Juliet" der Romeo. Die in Frankreich lebende Tochter des großen Peter Brook ist ebenfalls wieder dabei und zeigt die im Theater ihres Vaters überaus erfolgreich laufende Bearbeitung des "Sommernachtstraums": "Klein, aber sehr nett und mit sehr, sehr viel Charme", wie Wiertz findet.

Dank der Kooperation mit den Festivals in Danzig und Gyula (Ungarn) konnte er zwei Compagnien verpflichten, die noch nie in Neuss waren: Die Ryutopia Noh-theatre Shakespeare Company kommt aus Japan und hat sich des "Wintermärchens" angenommen - "eine Anverwandlung des Stücks, die sehr großen Eindruck macht", verspricht Wiertz. Mit der Globe Touring Company kommen zum ersten Spitzenschaupieler des Londoner Globe nach Neuss: Sie zeigen "Romeo and Juliet", den Stoff des Zentralabiturs für Englisch-Leistungskurse 2009.

Aus New York kommt die schon zwei Mal bejubelte Aquila Theatre Company - mit einem insgesamt wenig gespielten, in Neuss noch nie gezeigten Stück: "Julius Caesar". Das Londoner Filter Theatre schließlich liefert die für die Royal Shakespeare Company entstandene Produktion "Twelfth Night" ab, von der Wiertz "total begeistert" ist. Mit dem Wiener Ensemble Echo Danube und ihren "Wonders of the World" zieht Musik und die untergegangene Theaterform der opulenten "Masque" ins Globe ein.

(NGZ)
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