Neuss Ein Imperium wird abgewickelt

Neuss · Das Fleisch-Verarbeitungs-Unternehmen ist insolvent. Arbeitnehmer sind nicht betroffen, denn die FVU war eine Briefkastenfirma, ihr Unternehmensgegenstand Betrug. Sie war Teil einer Firmenkonstruktion, die in Auflösung ist.

 Nur eine Briefkastenfirma: Von der Firma FVU, Teil eines Metzger-Imperiums, blieb nicht viel übrig.

Nur eine Briefkastenfirma: Von der Firma FVU, Teil eines Metzger-Imperiums, blieb nicht viel übrig.

Foto: Berns, Lothar

Von der FVU GmbH an der Floßhafenstraße ist nur ein Konto übriggeblieben. Wer Anspruch auf das Geld darauf erheben kann, ist nur eine der Fragen, die der Düsseldorfer Rechtsanwalt Manfred Schulte als Insolvenzverwalter dieses Fleisch-Verarbeitungs-Unternehmens klären muss. Denn die FVU war Teil einer verzweigten Firmenkonstruktion von Schlacht- und Fleischbetrieben, deren "Erbauer" zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Dieses Imperium wird nun offensichtlich abgewickelt.

Aufgeklärt wurden die Machenschaften dieser "Schlachthof-Mafia" um einen heute 48-jährigen Neusser vom Hauptzollamt in Krefeld. Das hatte ermittelt, dass der Neusser als Drahtzieher mit einem Geflecht unterschiedlicher Firmen Schwarzarbeiter im Ausland angeworben und als Leiharbeiter an deutschen Schlachthöfen eingesetzt hatte. So kam das nach Wissen von Zollamtssprecher Alwin Bogan bundesweit größte Strafverfahren gegen Schwarzarbeit in Schlachthöfen in Gang, das mit der Verurteilung des voll geständigen Neussers und sieben weiterer Beteiligter im Dezember 2010 vor dem Düsseldorfer Landgericht endete.

Für den Insolvenzverwalter Schulte ist es nicht die erste derartige Firmenkonstruktion in der Fleischbranche, die er abwickeln helfen muss. Und er klagt auch diesmal: "Mit Unterlagen bin ich alles andere als gut versorgt." Er sei auf die Zahlen angewiesen, die über den Anwalt des Verurteilten zur Verfügung gestellt werden, ohne die allerdings verifizieren zu können. Ein Problem: "Man weiß nicht, ob eine Rechnung mit einer Leistung hinterlegt ist", also auch Anspruch auf Zahlung besteht. "Ich kann die 100 000 Euro auf dem Konto nehmen und die FVU-Beziehungen gutachterlich ausleuchten lassen", sagt er. Das Geld sei dann aber weg.

Das Insolvenzverfahren gegen FVU wurde Ende Juni eröffnet, erklärt Richter Kai Krüger vom Amtsgericht Neuss, der nur Tage vorher die Schlacht- und Grobzerlegung (SUG) mit Sitz in Dormagen aus dem Handelsregister löschen musste. Grund: Insolvenz. Inhaber: der Neusser. Der habe früher "vor aller Augen Firmen auf- und zugemacht", berichtet ein Sprecher der Verein Creditreform Neuss. Das Rechercheblatt der Auskunftei führt viele solcher Namen: KBH Fleisch GmbH (aufgelöst), Multi Meat Logistik (aufgelöst), RSG Schlacht GmbH (in Insolvenz) oder die 2008 gegründete FVU. Um nur einige zu nennen. Arbeitsverhältnisse, so Schulte, sind von der FVU-Insolvenz nicht betroffen. "Wenn es denn je welche gegeben hat." Denn Unternehmenszweck sei nicht die Fleischverarbeitung gewesen.

(NGZ)
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