Ein Garten treibt viele Blüten der Phantasie

Jeder Abteilungsleiter, der gezwungen war, Schreibtische umzusetzen und Mitarbeitern neue Büros zu zuweisen, weiß, welch große Emotionen er mit seiner Entscheidung auslöst.

Jeder Abteilungsleiter, der gezwungen war, Schreibtische umzusetzen und Mitarbeitern neue Büros zu zuweisen, weiß, welch große Emotionen er mit seiner Entscheidung auslöst.

Der Arbeitsplatz ist ein Stück des persönlichen Reiches, in dem der die besten Leistungen bringt, der sich wohlfühlt. Veränderungen finden somit selten Beifall, dafür umso mehr Kritik. Daher überrascht es nicht, wenn die Mitarbeiter des Grünflächenamtes jetzt lautstark gegen einen von der Rathaus-Spitze angeordneten Umzug protestieren (NGZ berichtete).

Sie sollen ihre angestammten Räume auf dem Areal der Stadtgärtnerei im Dreikönigenviertel verlassen, um neue Büros im Verwaltungsgebäude Meererhof zu beziehen, die die Stadt Neuss vom Kreis übernimmt. Bei allem Verständnis für die Betroffenheit der Mitarbeiter, bleibt der Umzug ein internes Geschäft der Verwaltung, das allenfalls eine Fußnote in der öffentlichen Darstellung verdient.

Dass Ratsherr Hartmut Rohmer (SPD) dennoch aufmerkte und eine Beratung in den politischen Gremien ankündigte, liegt in der Vorgeschichte begründet. Vor drei Jahren planten Verwaltung und CDU-Mehrheit, die Stadtgärtnerei an die Nierenhofstraße in Reuschenberg auszulagern und das Betriebsgelände an der Weingartstraße für Wohnungsbau freizugeben.

Die Folge: Anlieger protestierten, die Opposition stellte sich quer. Schließlich wurde das Projekt gestoppt, die Pläne - bereits öffentlich vorgestellt - verschwanden in der Schublade. Die vom Planungsausschuss empfohlene Aufstellung des Bebauungsplanes wurde nicht umgesetzt. Das Areal bleibt aber ein innerstädtisches "Filetstück", für das sicherlich Investoren zu begeistern wären, um dort "attraktive Stadthäuser" zu errichten.

Genau an diesem Punkt erhalten die Spekulationen um die Zukunft des Stadtgärtnerei-Geländes neue Nahrung. Der Vorsitzende der CDU-Mehrheitsfraktion, Karlheinz Irnich, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er kann sich dort Wohnbebauung vorstellen, aber auch eine konzeptionell untermauerte Erweiterung des Botanischen Gartens. Eine Variante, die den Beifall der Bündnisgrünen findet, die sich vehement gegen eine Bebauung stellen.

Ausgelöst durch den vom Verwaltungsvorstand um Bürgermeister Herbert Napp angeordneten Umzug der Innendienst-Mitarbeiter des Grünflächenamtes, werfen Fragen auf, die von der Politik beantwortet werden müssen. Was wird aus dem Grünflächenamt mit weit über hundert Mitarbeitern im Außendienst, mit Fuhrpark und Stadtgärtnerei, zugleich Ausbildungsbetrieb?

Bleibt alles beim Status quo? Wird der Gedanke, ein neues Betriebsgelände zu schaffen, trotz knapper öffentlicher Gelder wieder aufleben oder führt der finanzielle Druck zu einer stärkeren Hinwendung auf privatwirtschaftliche Strukturen? Wie wird das wertvolle Grundstück künftig genutzt? Wohnbebauung oder erweitertes Areal für den Botanischen Garten?

Diese Fragen müssen in offener Diskussion konzeptionell beantwortet werden. Die Entscheidung muss formuliert sein, ehe die nach dem Auszug des Grünflächenamtes leerstehenden Gebäude verfallen und dann Handlungsbedarf einfordern. Das wäre womöglich, wie es die SPD formuliert, ein Weg zur "Wohnbebauung durch die Hintertür". Aber das ist noch eine Unterstellung. Es ist an der Zeit, Klartext zu sprechen. von Ludger Baten

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