Neuss Ein Garten-Kleinod im Neusser Norden
Neuss · Der Kleingartenverein "Neuland" liegt etwas verborgen auf der Neusser Weyhe, doch verstecken müssen sich die Mitglieder nicht: Schon zum zweiten Mal hat der Verein den Wettbewerb der Kleingartenanlagen gewonnen.
Versteckt hinter mehrstöckiger Wohnbebauung an der Neusser Weyhe liegen die 36 schönsten Gärten von Neuss. Angeordnet im Oval lädt das Gelände des Kleingartenvereins "Neuland" zum Spaziergang ein. Es geht vorbei am Spielplatz und dann liegen rechts und links gepflegte Kleingärten, die auch neugierige Blick zulassen.
"Wir wollen uns nicht verstecken, die Anlage soll einsichtig sein", erklärt Alice Stein-Zimmermann. Sie ist die Vorsitzende des Kleingartenvereins, der nun schon zum zweiten Mal als schönste Anlage der Stadt ausgezeichnet wurde. Weil der Herbst nun langsam Einzug hält, ist die volle Blütenpracht der Gärten nicht mehr zu sehen, doch hier und da blüht noch etwas und es gibt noch Gemüse zu ernten.
Die Mischung ist Programm: Ein Teil der 300 bis 400 Quadratmeter großen Gärten muss mit Gemüse bewirtschaftet werden, das schreibt die Satzung vor. Die Mitglieder legen dass zwar unterschiedlich genau aus, aber die Vorsitzende und ihr Stellvertreter Gerhard Mrochen kommen auch nicht mit dem Maßband.
"Wir sind hier nicht die Chefs, ich sehe uns eher als Ansprechpartner", sagt Stein-Zimmermann. Der freundliche und manchmal auch bestimmte Umgang miteinander scheint das Geheimnis des KGV Neuland zu sein. Einige Regeln sind auf der Anlage vorgegeben, zum Beispiel dürfen die Lauben nur weiß gestrichen werden, aber an vielen Stellen können sich die Laubenpieper auch kreativ sein. Beim Rundgang erkennt auch der Laie schnell, dass die Mitglieder unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Immer häufiger entdecken auch junge Familien das Stück Grün mitten in der Stadt für sich. Allein im vergangenen Jahr haben neun Kleingärtner des KGV Neuland ihren Garten aus Altersgründen aufgegeben. An Bewerbern mangelt es nicht. "Unsere Aufgabe ist es, nun die neuen Mitglieder in die Gemeinschaft zu integrieren", sagt Alice Stein-Zimmermann. Auch dabei legen die Chefs eine gute Portion Gelassenheit an den Tag und lassen die "Anfänger" erst einmal machen. Die Erfahrungen der Älteren mischen sich oft mit frischen Ideen der Neulinge, so lernt jeder von jedem und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Liebe und Leidenschaft, die in den Gärten stecken, zahlte sich beim Wettbewerb der Neusser Kleingärtner aus. Alle zwei Jahre bewertet eine Jury aus Fachberatern des Stadtverbandes der Kleingärtnervereine den Zustand der Anlagen. Bewertet wird der Zustand und der Aufbau der Anlage, die Zusammensetzung der Gärten und die Auswahl der Bepflanzungen. Für Insektenhotels oder Bienenstöcke gab es Sonderpunkte. In vier Gruppen treten die Gartenanlagen an, sortiert nach Größe und Lage. Die vier Gruppensieger – KGV Neue Erde, KGV Römerlager, KGV Am Schlagbaum und KGV Neuland – wurden mit Sachspenden von ortsansässigen Firmen im Gesamtwert von jeweils 150 Euro belohnt. Beinahe die volle Punktzahl holte sich der KGV Neuland. "Darauf sind wir natürlich stolz", sagt Gerhard Mrochen.
Für die meisten ist der Garten ein Ort der Entspannung und der Ruhe. "Nach einem stressigen Arbeitstag gehe ich in den Garten, fange an zu zu werkeln und kann den Ärger hinter mir lassen", sagt Alice Stein-Zimmermann. Hinzu komme das Gemeinschaftsgefühl, denn jeder packt mit an. Etwa wenn nun im Herbst die Blätter fallen. Dann wird gemeinsam geharkt – und danach gemeinsam gefeiert.