Neuss Ein Chor, der stampft, klatscht und betet

Neuss · Der Neusser Gospelchor "Together" feiert sein 25-jähriges Bestehen. Mit dem Gospel-Oratorium "Petrus und Judas" begeht er sein Jubiläum.

 Vorfreude aufs Jubiläumskonzert (v.l.): Wolfgang Schmidt, Angelika Gedatus, Maria Kheirallah und Chorleiter Peter Veiser singen mit dem Gospelchor "Together" das Oratorium "Petrus und Judas" in der Elisabethkirche.

Vorfreude aufs Jubiläumskonzert (v.l.): Wolfgang Schmidt, Angelika Gedatus, Maria Kheirallah und Chorleiter Peter Veiser singen mit dem Gospelchor "Together" das Oratorium "Petrus und Judas" in der Elisabethkirche.

Foto: woi

Wenn's laut wird in der Kirche, ist es wahrscheinlich Gospel. Der ekstatische, mitreißende und fröhlich-poppige Kirchengesang hat in Neuss schon Tradition, führt aber in deutschen Kirchen immer noch ein Nischendasein, sagt Peter Veiser. Seinen Gospelchor "Together" gibt es seit 25 Jahren, seine Sängerinnen und Sänger haben schon unzählige Male unter Beweis gestellt, dass sich auch deutsche Kirchgänger musikalisch von den Bänken reißen und zum Mitsingen animieren lassen.

"Gospel" kommt von "good spell", der "guten Nachricht" oder frohen Botschaft, erklärt Chorleiter Veiser. Für den 67-Jährigen sind Gospel und Glaube untrennbar miteinander verbunden: Wenn er "Shine Your Light", "Amazing Grace" oder "Oh Happy Day" mit seinem Chor anstimmt, kommt das von Herzen - aber nicht in jeder Kirche gut an. Einmal, so erzählt Veiser, habe er einen Gottesdienst, den der Gospelchor selbst gestalten sollte, auf Wunsch des Pastors vollkommen umplanen müssen. "Dies ist eine katholische Kirche, und hier gibt es Regeln", habe es geheißen.

Das Publikum indes könne sich der Darbietung des bis zu 50-stimmigen Gospelchors - 80 Mitglieder hat er insgesamt - nie lange entziehen. "Spätestens beim zweiten Lied", sagt Gründungsmitglied Wolfgang Schmidt, habe der Chorleiter die Zuhörer in der Hand. Das funktioniert vor allem durch die direkte Kommunikation mit dem Publikum: "Ich schaue die Leute an", sagt Veiser. Die Rhythmik der Musik, das Hin- und Herwiegen, Klatschen und die Freude des Chors bewege die Menschen bei den Gottesdiensten zum Aufstehen und Mitsingen. "Da steht niemand still." Es gebe viele Kirchenchöre, die sich "Gospel" nennen, doch Veiser verweist nicht ohne Stolz darauf, dass "Together" in der ursprünglichen afro-amerikanischen Tradition die Gottesdienstbesucher mit in die Lieder einbeziehe: "Deshalb ist es auch wichtig, dass wir im Altarraum auftreten und nicht auf der Empore."

Obwohl "Together" sich als ökumenischer Kirchenchor versteht, singen seine Mitglieder auch auf weltlichen Veranstaltungen. Bis zu 30 Termine im Jahr bewältigen die ehrenamtlichen Organisatoren, Musiker und Sänger in Neuss und außerhalb. Hinzu kommen Benefizkonzerte und regelmäßig besondere Gottesdienste, die der Chor begleitet. "Das ist immer noch unsere Hauptaufgabe", sagt Veiser, der sich von den Kirchen im Rhein-Kreis Neuss eine größere Offenheit in der Form des Gottesdienstes wünscht.

Dass Wolfgang Schmidt, der die Gründung des Chors veranlasste, 25 Jahre später einmal an einem Oratorium mit einem 50-köpfigen Chor, aufwendigem Bühnenbild und Begleitkapelle mitwirken würde, habe der 70-Jährige sich "nie träumen lassen". Angelika Gedatus, die vor drei Jahren zum Chor stieß, beeindruckt die Leidenschaft, die die Mitglieder in die Organisation stecken: "Die Gestaltung, die Kulissen, das Bühnenbild - jeder hat ein Pöstchen, jeder hilft mit." Die 65-Jährige ist sicher, dass die Begeisterung, die der Chor für den Gospel mitbringt, auf das Publikum "überschwappt". Denn: "Singen macht Spaß, Singen ist was für die Seele."

(bur)
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