Neuss Ein Blick in das Leben von Josef Ippers

Neuss · Der Autor Hermann Spix nennt seine Biografie des Schriftstellers Josef Ippers selbst nur vorsichtig eine "Annäherung". Das Buch über den Schriftsteller ist eines von mehreren, die Neusser Autoren in diesem Jahr veröffentlicht haben.

 Für seinen Roman "Am Kanthaken", der Josef Ippers 1974 den Durchbruch brachte, ließ er sich von seiner Arbeit im Hafen inspirieren.

Für seinen Roman "Am Kanthaken", der Josef Ippers 1974 den Durchbruch brachte, ließ er sich von seiner Arbeit im Hafen inspirieren.

Foto: mreu

Fast 20 Jahre lang waren sie Freunde, haben sich gegenseitig besucht in ihren Wohnungen am Glockhammer oder an der Marienstraße, zu zweit oder mit den Ehefrauen zusammengesessen, diskutiert. Und dennoch: Als Josef Ippers 1989 starb, blieb sein Freund HermannSpix mit vielen Fragen über das Leben des Mannes zurück, der sich in den 1970er und 80er Jahren in der deutschen Literaturszene mit seinen Romanen und Erzählungen einen starken Namen als Schriftsteller erarbeitet hatte. "Er war dabei, in die Riege der führenden deutschen Erzähler aufzusteigen", sagt Hermann Spix heute, aber der Tod kam gewissermaßen dazwischen. Ippers Bücher aber sind immer noch zu haben, und wer etwa "Am Kanthaken" oder "Klilans Zeiten" liest, kann Spix' Einschätzung nachvollziehen.

Und was waren das für Fragen, die Spix zu seinem Buch "Ich will in viele Leben schlüpfen" über Ippers angeregt haben? "Es gab so viel, was er von sich erzählte, aber mit der Realität nicht übereinstimmte", antwortet Spix, der rund 20 Jahre nach dem Tod des Freundes in seinen umfangreichen Recherchen auf Unstimmigkeiten gestoßen war, die gleichwohl nicht komplett auszuräumen oder gar zu erklären sind.

Das fängt bei Ippers Geschichte über den eigenen Vater an und hört bei den aus seinem Leben auf, die er zeitlich ganz anders verankerte. Warum er das tat? "Ich weiß es nicht", sagt Spix, "aber er hat sich selbst Legenden zurechtgelegt, und am Schluss wurden Geschichten und Realität bei ihm eins."

Mit seiner "Annäherung an den Schriftsteller Josef Ippers", wie Spix sein Buch im Untertitel nennt, kann und will er denn auch nur Schlaglichter werfen auf einen Menschen und Autoren, der in seinem Leben beides zu einem macht. Ippers zehrt für seine Geschichten von seinem Alltag – und der ist schillernd genug. Eine nicht gerade einfache Kindheit, diverse Gefängnisaufenthalte, Tätigkeiten als Schwarzmarkthändler, Fabrik- und Hafenarbeiter, als Seemann, Nachtwächter und Versicherungsagent, dazu noch "Von Beruf Familienvater" (so ein Buchtitel) – an Nahrung mangelt es ihm nicht für die denn auch zumeist autobiografischen Arbeiten, die von einer großen erzählerischen Kraft zeugen.

Spix' Buch merkt man den Respekt an, den er gegenüber dem Freund und Autor Ippers hat. Aber er beschönigt nichts. Auch nicht, als er beschreibt, wie Ippers von heute auf morgen seine Familie (zwei Kinder und die schwangere Ehefrau Maria) sich selbst überlässt und für drei Monate nach Afrika geht und nur unter sehr schwierigen Umständen wieder zurückkehren kann. "Ohne Mariechen", sagt Spix heute voller Überzeugung, "wäre Josef Ippers abgestürzt." Er habe sie gebraucht, hatte Maria Ippers mal in einem Filminterview erklärt. "Das ist für mich die schönste Liebeserklärung", sagt Spix.

(NGZ)
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