Ausstellung in Neuss Märchenhafte Malerei im Sels-Museum
Das Clemens-Sels.-Museum zeigt in Kooperation mit den Bayerischen Gemäldesammlungen in einer neuen Ausstellung und Arbeiten der Nazarener-Maler Edward von Steinle und Leopold Bode. Der Titel: „Erzählen in BIldern“.
Die Lampen sind abgehängt, die Fenster auch, überhaupt sind die Räume in ein etwas schummeriges Licht getaucht. Die neue Ausstellung im Clemens-Sels-Museum verlangt besondere Maßnahmen, denn bei den Arbeiten von Edward von Steinle und Leopold Bode handelt es sich vor allem um sehr lichtempfindliche Papierarbeiten, die teilweise gar nicht oder nur selten ausgeliehen werden. Dementsprechend stolz ist Museumschefin Uta Husmeier-Schirlitz auf die neue Schau mit dem Titel „Erzählen in Bildern“, die in Kooperation mit den Bayerischen Gemäldesammlungen und der dortigen Sammlung Schack entstanden ist.
Die „exquisiten Leihgaben“ (Husmeier-Schirlitz), etwa vom Städel.-Museum Frankfurt oder dem Kupferstichkabinett Berlin, sind nur mit sehr hohen Auflagen nach Neuss gekommen: „Wir mussten einem internationalen Standard genügen“, sagt die Direktorin. Was für das Team ebenso wie für das Haus eine große Herausforderung gewesen sein dürfte und zu Lasten der Bequemlichkeit geht. Der Besucher muss manches Mal nah herangehen, um Details zu entdecken.
Dann allerdings öffnet sich ihm die Opulenz einer Märchenwelt. Idylle pur verströmen die Bilder von Bode und von Steinle, denn der Fokus der Schau ist auf die Sagen- und Märchenwelt gerichtet, erweitert für Neuss allerdings um die Bedeutung der Maler für das Rheinland.
Edward von Steinle (1810-1886) und sein Schüler Leopold Bode (1831–1906) haben einen Malstil gepflegt, der bis ins späte 19. Jahrhundert populär war. Beide gehören zur Gruppe der Nazarener, die häufig katholisch waren und die Malerei der Romantik mit ihrer religiös geprägten Bildsprache beeinflusst haben. Die Schau allerdings konzentriert sich vor allem um die Bedeutung der Maler als Dichter, deren Worte die Bilder sind. Märchen von den Gebrüdern Grimm, Sagengeschichten wie die von Parzival des Wolfram von Eschenbach, aber auch Dichtungen eines Friedrich Schiller (“Berglied“) werden von ihnen mit Pinsel und Farbe wunderbar „erzählt“. Von Steinle war zudem eng mit Clemens von Brentano befreundet, was wohl überhaupt die Hinwendung des eigentlich in religiösen Motiven verhafteten Malers zu „eher profanen Themen“, wie Kurator Ulf Sölter sagt, erklärt.
Im Rheinland haben beide Maler deutliche Spuren hinterlassen. Im Kölner Dom befindet sich Ausmalungen nach den Entwürfen von Steinles, die häufig von seinem engen Vertrauten Bode betreut wurden. Im Gegensatz zum Lehrer, der laut Sölter kaum darben musst, hatte es sein Schüler Bode in finanzieller Hinsicht schwerer.
Ausmalungen im Quirinusmünster sind heute nicht mehr nachweisbar, aber erhalten – oder besser nachgearbeitet – sind die Kirchenfenster von St. Stephanus in Neuss-Grefrath. Die Entwürfe von Steinles aber gibt es immer noch, sie wurden eigens für die Ausstellung restauriert und werden zum ersten Mal überhaupt auch gezeigt. Auch für das Tryptichon „Pippin und Bertha“ aus der Sammlung Schack, das schon im Foyer des Museums jeden Blick auf sich zieht, wurde ein neuer Holzrahmen gemacht — exakt so, wie er einst im Original aussah.