Neuss E-Bus und Erdgas: Stadt rüstet Flotten um

Neuss · Die Politik will wissen, was die Stadt in Sachen Luftreinhaltung tut. Die reagiert mit einer Umrüstung der Flotte auf abgasärmere Antriebsarten. Elektro aber bleibt die Ausnahme.

Die angedrohte Klage der Umwelthilfe, die angesichts nicht eingehaltener Stickstoffdioxid-Grenzwerte in der Innenstadt notfalls per Gericht Fahrverbote für Dieselfahrzeuge durchsetzen will, wird nun Thema der Politik. "Fahrverbote würden vor allem die Besitzer älterer Dieselfahrzeuge treffen, also Menschen mit überwiegend niedrigem Einkommen oder kleine Handwerker, die oft um ihre Existenz kämpfen", argumentiert der Fraktionsvorsitzende Roland Sperling, der von der Stadtverwaltung nun ein glaubhaftes Konzept für eine nachhaltig verbesserte Luftqualität einfordert. In einem Antrag, der den Rat am 28. September beschäftigen soll, wird gefragt, wie im Falle eines Fahrverbotes der Schaden für die Bürger begrenzt werden kann - die Linken denken da auch an eine kostenlose Nutzung von Bus und Bahn - und welche Maßnahmen die Stadt plant.

Eine Antwort wird sein: mit gutem Beispiel voranzugehen. Das schließt Bemühungen der Tochterfirmen Stadtwerke und Abfall- und Wertstofflogistik (AWL) ein. Nach europaweiter Ausschreibung haben die Verkehrsbetriebe jetzt den ersten Elektrobus bestellt. Er soll ab Mitte 2018 auf der Linie 842 (Rheinparkcenter - Innenstadt - Lukaskrankenhaus) eingesetzt werden. "Die Elektro-Mobilität ist weiter auf dem Vormarsch", stellt Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz fest. Mit dem E-Bus sollen zunächst praktische Erfahrungen gesammelt werden. Die Mehrkosten, die beim Kauf dieses Busses im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug entstehen, werden öffentlich gefördert.

Mit Erfolg haben die Stadtwerke auch einen Förderantrag beim Bundesverkehrsministerium gestellt, das den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge und die Anschaffung solcher Fahrzeuge mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt. Der Förderbescheid verschaffe "zusätzliche Möglichkeiten zum Ausbau der E-Mobilität vor Ort", sagt Stadtwerkegeschäftsführer Ekkehard Boden.

In ihrem Mobilitätskonzept setzen die Stadtwerke neben der E-Mobilität auch stark auf Erdgas als Energieträger. Insgesamt 39 Erdgasautos gehören schon zur Flotte, jedes erzeugt 96 Prozent weniger Stickoxide, 50 Prozent weniger Feinstaub und 23 Prozent weniger CO2-Ausstoß gegenüber dem Diesel. "Wir setzen in unserer klimafreundlichen Mobilitätsstrategie auf zwei Säulen. Bei uns heißt es nicht Elektro oder Erdgas, sondern Elektro und Erdgas", so Lommetz. Die Überlegung, bei der AWL ein Müllfahrzeug durch eines mit Erdgasantrieb zu ersetzen, wurde allerdings verworfen. Grundsätzlich sei der Umstieg möglich, allerdings halbiere sich dadurch die mögliche Zuladung. "Man müsste statt einem dieselbetriebenen Fahrzeug zwei Erdgas-Fahrzeuge anschaffen. Und das wäre komplett unwirtschaftlich", erklärt Lommetz in seiner Eigenschaft als AWL-Geschäftsführer.

Im Rathaus wurde der Umstieg auf klimafreundliche Antriebsarten ebenfalls eingeleitet. Kurze Dienstfahrten sind mit dem E-Bike zu erledigen, von denen gut ein Dutzend angeschafft wurde. Die Bürgermeister-Dienstwagen haben bereits Hybrid-Antrieb, und das Ordnungsamt setzt bei der jüngsten Ausschreibung für zwei Kleinbusse nur Benziner auf die Bestellliste. Elektrofahrzeuge wurden verworfen, erklärt Pressesprecher Peter Fischer, weil die Fahrzeuge ad hoc dienstbereit sein müssten. Das Kulturamt meldete zurück, ein Elektroauto toll finden zu würden. Denn aus der dieseldominierten Flotte stand ihm nur ein Caddy zur Verfügung - und der wird ersatzlos ausrangiert.

(-nau)
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