Neuss Düsseldorfer sind jeck auf Neusser Tanzmarie

Neuss · Die Tanzgarde des TSV Norf hat die großen Bühnen Düsseldorfs erreicht. Dort macht vor allem Michele Schummers Eindruck.

 Michele Schummer trainiert in der Geschwister-Scholl-Schule. Im Kostüm ist sie heute in den ausverkauften Düsseldorfer Rheinterrasse zu sehen.

Michele Schummer trainiert in der Geschwister-Scholl-Schule. Im Kostüm ist sie heute in den ausverkauften Düsseldorfer Rheinterrasse zu sehen.

Foto: woi

Michele Schummers ist in das Visier von Talentsucher gekommen. Die wollen die 16-Jährige aus Derikum massiv abwerben. Mindestens drei Düsseldorfer Karnevalsgesellschaften sind auf das Solotanzmariechen des TSV Norf und der BKG der Heimatfreunde aufmerksam geworden, seit die mit ihrer Garde auch für die Landeshauptstadt entdeckt wurde. Doch Michele hat wachsame "Beschützer".

Allen voran: Janine Kemmer, Präsidentin der "Rheinischen Garde Blau Weiß von 1968". Sie hat Michele und mit ihr die von Waltraud Beyen geformte und geförderte Neusser Tanzformation im vorigen Jahr an ihre Gesellschaft binden können und den Mädchen aus Neuss damit eine große Bühne verschafft, auf der sie ihre Artistik und ihre Tänze zeigen können. So etwas wie Michele, sagt die Venetia der Session 2009/2010 anerkennend, "haben viele, viele Menschen lange nicht gesehen". Ein artistisch starkes Ausnahmetalent, betont Kemmer, das auch in der Karnevalshochburg Köln Eindruck machen würde. "Aber ich passe auf sie auf", sagt sie.

Der Anschluss an den Düsseldorfer Karneval ist für die Mädchen aus Norf so etwas wie der Aufstieg in die Bundesliga. In Neuss sind sie nur noch zu sehen, wenn die BKG als ihr Stammverein zum "Nüsser Ovend" einlädt oder zur Matinee im Landestheater, bevor die Garde mit der Gesellschaft im Kappessonntagszug mitgeht. In diesem Jahr folgt erstmals - unter dem Banner der Rheinischen Garde - die Teilnahme am Düsseldorfer Rosenmontagszug.

"Die Mädels lieben diesen Verein", sagt Trainerin Kerstin Schummers, denn der hat sie gleich an seine breite Brust gedrückt und als "unsere Jugend" sozusagen adoptiert. Zur BKG wiederum habe man kaum Kontakt. "Von denen kennen wir keinen", sagt Michele, und die Mutter ergänzt: Die Neusser dürften sich nicht wundern, wenn die Garde ganz auf die andere Rheinseite wechselt.

Dabei ist die 16-jährige Marienberg-Schülerin mit dem Neusser Karneval aufgewachsen. In ihrem ersten Lebensjahr habe sie den Kappessonntagszug verpasst, sagt Michele, aber danach keinen mehr. Mit der Mutter - auch sie aktive Tanzsportlerin - war sie früh in den Turnhallen unterwegs. Mit fünf tanzte Michele erstmals im Karneval und hat nun, elf jahre später, sozusagen ihr erstes närrisches Bühnenjubiläum. Solo tanzt sie seit zehn Jahren. Worauf es dabei ankommt? "Man muss zeigen, dass es einem wirklich Spaß macht", sagt Michele. Und Ausstrahlung haben. Das hat nicht jede. "Manche sehen auf der Bühne aus, als würden sie gleich umkippen", sagt Michele.

Aber Kondition und Können kamen auch bei ihr nicht über Nacht. Zwei Mal in der Woche ist Training, hinzu kommen akrobatische Übungen für Rad- und Überschläge, "freies Rad" oder Salto. An Aufhören denkt sie noch lange nicht und hat auch da Rückendeckung ihrer Düsseldorfer Präsidentin. "Wir wollen das Mädchen noch weiter fördern und, wenn Michele will, sie noch weit bringen", sagt Janine Kemmer. Das sollten auch die Talentjäger wissen. "Abwerben?", fragt Kemmer. "Die Vereine sollten wissen, dass das aussichtslos ist."

(NGZ)
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