An der Stadthalle Neuss Drogen-Spritzen gefährden Kinder
Neuss · Anwohner der Selikumer Straße sind wütend über entsorgtes Spritzbesteck im Garten. Die Polizei ist bereits aktiv.
Die Einweghandschuhe hat Peter Neumann mittlerweile stets griffbereit. Erst am Montag kamen sie wieder zum Einsatz, als seine Frau, die gerade Laub fegte, ihn in den Garten rief. „Da lag schon wieder eine Spritze“, sagt der 50-Jährige. Er und seine Familie sind es leid. „Es wird immer schlimmer“, sagt Neumann, der gemeinsam mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern und zwei Söhnen an der Selikumer Straße wohnt.
Das Grundstück liegt direkt hinter der Stadthalle und wird von einer meterhohen Mauer geschützt. Das hält Drogenabhängige aber offenbar nicht davon ab, ihre gebrauchten Spritzen über das Gemäuer zu werfen. Seiner elf Jahre alten Tochter und seiner einjährigen Enkeltochter kann er schweren Herzens das Spielen im Garten nicht mehr erlauben. Zu groß sei die Gefahr, dass die Kinder in eine der Spritzen greifen. Zudem könnten die spitzen Nadeln zu einem gefährlichen Wurfgeschoss werden. Ein Nachbar sei wegen der Problematik bereits umgezogen. „Das kommt für mich aber nicht in Frage. Ich wohne seit 18 Jahren in Neuss“, sagt der 50-Jährige. Die Abhängigen hätten sich in unmittelbarer Nähe der Stadthalle eine Art Zelt – bestehend aus mehreren Plastik-Planen – aufgebaut, um dort geschützt zu konsumieren.
„Die Polizei hat die Situation im Blick und führt dort regelmäßig Kontrollen durch“, sagt Polizeisprecherin Diane Drawe auf Nachfrage. Von Anwohnern aus dem Bereich der Stadthalle lägen diverse Meldungen vor, dass dort mit Drogen gehandelt werde. Entsprechende Ermittlungsverfahren seien eingeleitet worden. Erst Ende Januar hatte die Polizei an der Stadthalle einen Mann wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln vorläufig festgenommen. Die Beamten hatten bei dem 21-Jährigen, der über keinen festen Wohnsitz in Deutschland verfügt, Cannabis gefunden. Nur knapp anderthalb Stunden später folgte der nächste Drogen-Einsatz an der Stadthalle. Die Polizei kontrollierte mehrere Personen und auch eine öffentliche Toilette in unmittelbarer Nähe. Dort konnte eine kleine Plastiktüte aufgefunden und sichergestellt werden, die eine weiße Substanz (vermutlich Kokain), einige Tabletten (möglicherweise Ecstasy) und eine Substanz, bei der es sich um Heroin handeln könnte, enthielt.
Sofern Spritzen auf dem eigenen Grundstück aufgefunden werden, sollte die Spritze in der Mitte angefasst werden, vorsichtig aufgehoben (eventuell mit einem Papiertuch oder Handschuhen) in einen festen Behälter mit harter Hülle geworfen und im Hausmüll (Restmüll) entsorgt werden. Dazu rät die Polizei. Außerdem empfiehlt sich eine Info an die Stadt – insbesondere wenn die Spritzen im öffentlichen Raum aufgefunden werden.
Nach Angaben vom städtischen Pressereferenten Tobias Spange ist die Stadt Neuss im Bereich der Haltestelle „Stadthalle“ und rund um die nahegelegene Kreuzung Augustinusstraße, Selikumer Straße/Stresemannallee sowohl durch das Bürger- und Ordnungsamt als auch durch die Jugend- und Drogenberatungsstelle Neuss (Drobs) aktiv. Der Kommunale Service- und Ordnungsdienst (KSOD) zeige eine hohe Präsenz in diesem Bereich. Durch entsprechenden Rückschnitt des öffentlichen Grüns seien außerdem in Absprache mit der Polizei Rückzugsmöglichkeiten und uneinsehbare Stellen erheblich reduziert worden.
Durch die Jugend- und Drogenberatungstelle seien Entsorgungsbehältnisse installiert worden, Konsumenten könnten zudem benutzte Spritzen gegen saubere tauschen und der Grünstreifen zwischen Augustinusstraße und Dorint-Parkplatz werde regelmäßig gereinigt. „Dass Konsumutensilien, wie Spritzen und anderes, auf angrenzendes privat genutztes Gelände geraten, wird sich trotzdem nicht immer vermeiden lassen“, so Spange.
