Neuss DRK übernimmt privaten Pflegedienst

Neuss · Demographische Entwicklung und Fachkräftemangel kennzeichnen den Pflegemarkt. Das DRK reagiert und wächst.

 Der ambulante Pflegedienst des Deutschen Roten Kreuzes hat seine Mannschaft mehr als verdoppelt.

Der ambulante Pflegedienst des Deutschen Roten Kreuzes hat seine Mannschaft mehr als verdoppelt.

Foto: DPA / DRK, Martina Mauerer

In Neuss und seinem engeren Umfeld sind mehr als 20 ambulante Pflegedienste ansässig. Ein Anbieter kam erst vor wenigen Wochen dazu, als das Diakonische Werk Neuss Süd am Heinrich-Grüber-Haus in Weckhoven einen solchen Dienst etablierte.

Neuss: DRK übernimmt privaten Pflegedienst
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Ein Anbieter allerdings verschwindet jetzt auch, denn mit dem "Mobilen Krankenpflegedienst Neuss (MKN) hat der DRK-Kreisverband Neuss jetzt einen privaten Konkurrenten übernommen. Auch wenn DRK-Geschäftsführer Michael Bollen lieber von einer strategischen Partnerschaft spricht.

Bollens Analyse kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Pflege- und Altenbetreuung ist "ein Nachfragemarkt, der nicht zu befriedigen ist." Obwohl sich in diesem heterogenen Markt viele Akteure und Anbieter darum bemühen, sorgen zwei Entwicklungen dafür, dass Angebot und Nachfrage kaum in Deckung zubringen sind: die demographische Entwicklung mit immer mehr alten und pflegebedürftigen Menschen einerseits und ein Fachkräftemangel andererseits. Von einer Konkurrenz um die Patienten ist bei den Pflegediensten schon lange nicht mehr die Rede, denn längst hat jeder Anbieter das Problem, dass ihn mehr Anfragen erreichen, als er Neukunden annehmen kann. Folge: Hilfesuchende werden von dem einen Anbieter an andere verwiesen. "Wir müssen Woche für Woche fünf bis zehn Anfragen negativ bescheiden", berichtet Bollen. "Ein echter Notstand."

Ein Teil des Problems glaubt der DRK-Kreisverband damit in den Griff zu bekommen, dass er sich breiter aufstellt. Da passte es gut, so Bollen, dass mit Wolfgang Skoczokwski ein privater Pflegedienstbetreiber an ihn herantrat, der die gleiche Idee hatte. "Die Annäherung dauerte einige Monate", sagte Bollen, doch inzwischen sind alle Verträge gemacht — und der "Kleine" übernimmt den "Großen".

Vom MKN übernimmt das DRK alle neun festen Mitarbeiter — darunter auch den MKN-Inhaber, der jetzt als Bereichsleiter in Grimlinghausen eingesetzt ist — und auch die zwölf Aushilfen, die als geringfügig Beschäftigte zum Beispiel Hilfe im Haushalt anbieten.

Der ambulante Pflegedienst des DRK hatte bislang ebenfalls neun Angestellte, und eine Aushilfe unter Vertrag. Während sich das Personal mehr als verdoppelt, wächst auch die Kundenkartei des DRK durch die Übernahme um 70 Prozent. Gesteuert wird das Team von der Sozialstation des DRK an der Dunantstraße. Dort wird versucht, durch entsprechende Tourenplanung, die Zeit zu reduzieren, die die Altenpfleger unterwegs sind. Neben der Reduzierung der unproduktiven Zeiten soll die größere Flexibilität, die sich das DRK als Effekt eines vergrößerten Teams erhofft, auch dazu dienen, bei Krankheitsfällen Lücken leichter schließen zu können.

Hinzu kommt, dass die Arbeitsbelastung der Angestellten sinkt — zum Beispiel, weil sie nicht mehr so oft für die nächtliche Rufbereitschaft eingeteilt werden müssen. "Viele kleine Pflegedienste sind auch deshalb oft an der Belastungsgrenze", sagt Bollen. Auch deshalb stelle immer mal wieder ein Dienst seine Arbeit ein.

(NGZ/rl)
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