Internationale Tanwzochen Eine Liebeserklärung an das Ballett

Neuss · Das Donlon Dance Collective aus Berlin war in der Stadthalle zum ersten Gast bei den Internationalen Tanzwochen.

 Das Donlon Dance Collective in einer Szene der Arbeit „Ruff Celts“ von Marguerite Donlon/Sam Auinger.

Das Donlon Dance Collective in einer Szene der Arbeit „Ruff Celts“ von Marguerite Donlon/Sam Auinger.

Foto: Werner Hahn

Fünf Männer, zwei Tische und die Musik von David Bowie. Alles zusammen ergibt „Heroes", choreografiert von Marguerite Donlon für ihr Donlon Dance Collective. Als zweites Ballett bei den Tanzwochen zeigte die Kompagnie aus Berlin "Ruff Celts", eine Hommage an die Kultur und Tradition Irlands, die Heimat der Choreografin.

So unterschiedlich die Musik ist: Beide Stücke sind verbunden durch Lebensfreude und überschäumende Spiellust. Bei „Heroes", 2012 uraufgeführt, wird munter über die Bühne gerobbt, in die Höhe gesprungen und rhythmisch geklatscht. Aber auch, ungewöhnlich für ein Ballett, ausgiebig palavert. Ein Tänzer auf hohen Hacken bringt ein Seil. Jemand fragt: „Was ist das?" Seine Antwort: „Der rote Faden." Tatsächlich zieht sich eine Geschichte durch „Heroes". Die fünf Tänzer erzählen von ihrem oft schwierigen Weg. Sie mussten ihn gegen alle Widerstände ertrotzen, schwere Verletzungen in Kauf nehmen – und sind doch immer wieder aufgestanden. Es sind facettenreiche Einblicke, herzergreifend, witzig und voller Ironie. Weil die Jungs wie Springinsfelde herumtollen, könnte man denken, das Ballett sei nicht sonderlich schwer zu tanzen. Doch wer genau hinschaut, kann die Virtuosität des Ensembles nicht übersehen.

Jedem Tänzer gönnt Donlon ein Solo, zu hören sind Bowie-Songs wie „Rebel Rebel" oder „Life on Mars". Und „Space Oddity", von Riccardo De Nigris, einen Arm in der Schlinge, wunderbar und wie in Zeitlupe interpretiert. Shori Yamamoto begleitete einst seine dickliche Schwester zu ihrer Ballettstunde. Und schon war es um ihn geschehen. „Ab da wollte ich nur noch tanzen", berichtet er. Das gelang ihm, bis ein Fußbruch die Karriere zu beenden drohte. Der Japaner lächelt ins Publikum. „Aber jetzt bin ich hier. In Neuss." Und dann beginnt er zur Ballade "Heroes" zu tanzen, schwerelos und kraftvoll zugleich. Ein ergreifender Moment. Zurück bleibt der auf den Tisch gekritzelte Schriftzug: „Ich habe meine Träume nie aufgegeben."

Was Marguerite Donlon mit diesem Stück sagen will: Jeder meiner Tänzer ist ein Held. Eine Liebeserklärung, was auch für „Ruff Celts" von 2016 gilt. Bei der inspirierenden Melange aus irischer Folklore, Breakdance, klassischem und modernem Ballett haben sich die Tänzer weiße viktorianische Halskrausen umgebunden. Die vier Männer tragen schwarze Kilts zum nackten Oberkörper, die drei Frauen enge Trikots und Kniestrümpfe.

„Heroes" und „Ruff Celts" mögen an tänzerischer Raffinesse nicht das anspruchsvollste Gastspiel der Saison gewesen sein. Aber dafür kaum zu schlagen an Lebenslust und guter Laune. Davon ließ sich das Publikum nur zu gern anstecken.

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