Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein Stipendiatenorchester feiert 40-Jähriges

Neuss · Etwa zur Halbzeit der kommenden Saison soll der neue Chefdirigent der DKN gewählt werden. Eine Anwärterin unter den Bewerbern ist auch „Artist in Residence“ Isabelle van Keulen. Die Saison beginnt am 7. Oktober.

 Isabelle van Keulen leitet die Kammerakademie noch in der kommenden Saison als Artist in Residence.

Isabelle van Keulen leitet die Kammerakademie noch in der kommenden Saison als Artist in Residence.

Foto: Daniel Ziegert

In Rottweil hat alles angefangen. Vor 40 Jahren, als Professor Johannes Goritzki für die dortigen Kammermusiktage ein Orchester gründete, das auch ein Streichquartett war. Schon zwei Jahre später, 1980, wurde die Deutsche Kammerakademie von der Stadt Neuss unterstützt – im Gegenzug erweiterte das Orchester seinen Namen.

Martin Jakubeit und Isabelle van Keulen sind erst sehr viel später zur DKN gestoßen, aber vor allem der Orchestermanager erzählt nicht ohne Stolz von der Entwicklung des Ensembles, das mit der Saison 1997/98 eine eigene Konzertreihe im Zeughaus begründete. Dass die DKN Anfang der 2000er Jahre in finanzielle Turbulenzen geriet, spielt dabei längst keine Rolle mehr. Denn heute steht das Orchester auf stabilen Füßen, hat sich künstlerisch mit Konzerten ebenso wie mit CD-Einspielungen einen guten Namen gemacht und auf internationalen Tourneen sein Können längst bewiesen. Ohnehin ist die Zahl der Abonnenten in Neuss kaum noch zu steigern oder geht zu Lasten des Einzelverkaufs. Denn von den verfügbaren 460 Plätzen im Zeughaus sind 371 durch Abonnenten belegt. „Von sieben Konzerten waren 2017/18 sechs ausverkauft“, sagt Jakubeit.

So kommen die jungen Musiker der DKN auch mit der Situation klar, nach rund elf Jahren unter dem Chefdirigenten Lavard Skou Larsen seit einer Saison von der Geigerin Isabelle van Keulen als Artist in Residence geleitet zu werden. Die Chemie scheint zu stimmen, und so wundert es nicht, dass die Musikerin ihren Hut als Bewerberin für den Chefposten in den Ring geworfen hat. Gleichwohl beteuert Jakubeit, dass trotz des offensichtlich guten Zusammenspiels zwischen van Keulen und dem Orchester, trotz der positiven Reaktionen auf deren gemeinsame Konzerte, das Rennen offen bliebt. Anfang 2019 wird der neue Chefdirigent gewählt, gefragt werden dabei, so beteuert Jakubeit, auch die Orchestermitglieder.

Die haben also noch ein wenig Zeit, um den einen oder anderen potenziellen Bewerber zu testen, indem dieser sich als Gast bei der DKN präsentiert. Insgesamt neun werden es am Ende sein – jene eingerechnet, die als Gast in der vergangenen Saison dabei waren. Denn für die neue Saison, die am 7. Oktober beginnt, wurden der Bratscher und Geiger Henning Kragerrud, die Violinistin Carolin Widmann, der Dirigent Frank Beermann und der Pianist Alexander Lonquich (Weihnachstkonzert) verpflichtet.

Von den sechs Abo-Konzerten im Zeughaus (das letzte ist am 19. Mai 2019), wird Isabelle van Keulen drei leiten. Zwei mal von der Violine aus und einmal von der Bratsche: Wobei sich die Musikerin auf letzteres besonders freut. Die Bratsche oder Viola spielt sie zwar weitaus seltener, aber „nicht als Hobby“, wie sie betont: „Ich mag besonders ihre Farben in der Mitte.“ Und sie weiß schon jetzt, dass es für dieses Konzert (19. Mai) wohl einen zusätzlichen Probentag braucht, denn mit „Lachrymae op. 48a“ habe man ein Stück von Benjamin Britten im Programm, das „sehr, sehr schwer und selten zu hören ist“.

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