Digitalisierung an Schulen Ein „virtueller Klassenraum“ für Neuss
Neuss · Die Digitalisierung an den Schulen geht voran. Jetzt gibt es ein einheitliches System für den Online-Unterricht, bei dessen Auswahl auch das Thema Datenschutz eine große Rolle spielte. Nun sollen Erfahrungswerte gesammelt werden.
Phase zwei hat gerade begonnen. So lässt sich der Status der Neusser Schulen mit Blick auf die Digitalisierung beschreiben. Als die Corona-Pandemie von heute auf morgen dafür sorgte, dass statt Präsenzunterricht verstärkt Onlinemöglichkeiten wie zum Beispiel Video- und Audiokonferenzen eingesetzt werden mussten, war es ein bisschen wie der Schnellspurt in ein Labyrinth aus Möglichkeiten. Allein die Fülle der angebotenen Plattformen konnte einem den Kopf verdrehen – nicht nur wegen der Technik, sondern auch wegen Datenschutzfragen. Die Stadt setzt nun an ihren Schulen auf eine einheitliche Lösung: Ab sofort kommt dort das Open-Source-Webkonferenzsystem „Big Blue Button“ zum Einsatz – sofern die Schulen dies beantragen.
Das lizenzfreie System ermöglicht neben Konferenzen auch offene und private Chats und bietet darüber hinaus unter anderem Whiteboard, ein Online-Umfragetool und verschiedene Möglichkeiten für Präsentationen an. Nach einem erfolgreichen Testlauf an der Gesamtschule Norf, an der Kreismedienberaterin Gala Garcia Frühling Spanisch und Englisch unterrichtet, gab es nun das Go für alle Schulen in Trägerschaft der Stadt. Das Ende von Phase eins, in der viele Lehrer oft kreative – aber eben auch weniger einheitliche – Lösungen für den digitalen Unterricht suchten, scheint damit gekommen.
Uwe Klause vom Schulverwaltungsamt betont, dass sich die Schulen für die Nutzung von „Big Blue Button“ anmelden müssen. „Die Einrichtung erfolgt dann über die ITK Rheinland“, sagt er. Der kommunale IT-Dienstleister habe auch die Vorbereitungen schon gut und schnell unterstützt, sodass der rasche Start einer einheitlichen Lösung für die Schulen möglich wurde. Die Nachfrage ist groß. „Schon jetzt hat sich mehr als die Hälfte der Schulen in Trägerschaft der Stadt Neuss für ,Big Blue Button’ angemeldet“, sagt Klause. Dabei besteht die Möglichkeit hierzu seit noch nicht einmal einer Woche.
Drei Dinge gaben laut Gala Garcia Frühling den Ausschlag für die Wahl von „Big Blue Button“. Erstens biete das Tool alles Wichtige für den digitalen Unterricht. Man könne sich den Dienst wie einen „virtuellen Klassenraum“ vorstellen. Zweitens lasse es sich einfach umsetzen und gut handhaben, und drittens biete es Datensicherheit. Bei der Wahl wurde auch der Datenschutzbeauftragte der Stadt einbezogen.
Schuldezernentin Christiane Zangs betont, dass das System auch unabhängig von der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle für den Unterricht der Zukunft spielen könne. Zudem wolle man vorbauen, weil ja nach wie vor unklar sei, wie der Unterricht nach den Sommerferien aussieht. „Schließlich gibt es auch Stimmen, die sagen: Einen hundertprozentigen Präsenzunterricht wird es auch dann noch nicht geben.“ Mit dem einheitlichen Tool seien die Schulen für das „Lernen auf Distanz“ nun besser aufgestellt. Dirk Jansen, Vorsitzender des Stadtelternrats, kennt das System im Detail zwar noch nicht, will es sich aber genau anschauen. Grundsätzlich begrüßt er „alle Unternehmungen für einheitliche und mit Blick auf die Daten sichere Lösungen“ an den Schulen. „Wichtig ist aber auch, dass die Lehrer und Schüler nun Erfahrungswerte mit diesem Tool sammeln“, sagt er.