Zum Tod von Dieter Wellershoff Von Kindheit und Jugend an der Erft geprägt

Neuss/Grevenbroich · Dieter Wellershoff war ein Mensch, der seine Wurzeln nie vergaß, er kam gern nach Neuss und Grevenbroich.

 Zurück zu den Wurzeln: Anlässlich einer Lesung in der Veranstaltungsreihe „Heimspiel“ war Dieter Wellershoff 2011 wieder in Grevenbroich zu Gast.

Zurück zu den Wurzeln: Anlässlich einer Lesung in der Veranstaltungsreihe „Heimspiel“ war Dieter Wellershoff 2011 wieder in Grevenbroich zu Gast.

Foto: Reuter, Michael (mreu)

Dieter Wellershoff konnte weit weg auf einer Bühne sitzen oder stehen, aus seinen Büchern lesen oder aus seinem Leben erzählen — und dennoch hatte jeder im Raum (oder im Theater) das Gefühl, ihm nah zu sein. Nicht weil er sich leutselig gab, nein, der Schriftsteller, der nun  92-jährig gestorben ist, war einfach ein Mensch, der in jeder Situation wahrhaftig blieb. Und so konnte auch der Neusser Bibliothekschef Alwin Müller-Jerina 2010 kaum einen besseren Autor finden, um die neue Reihe „Neuss liest ein Buch“ zu starten. Selbst heute ist es immer noch Dieter Wellershoff, an den er die schönsten Erinnerungen hat, erzählte er erst vor wenigen Tagen.

Der 2002 mit dem Neusser Großen Stadtsiegel ausgezeichnete Wellershoff kam gern zurück in seine Geburtsstadt – wobei er dort nur die ersten vier Jahre verbrachte. 1929 zog die Familie nach Grevenbroich, sein Abitur machte Wellershoff 1949 am heutigen Erasmus-Gymnasium. Diese Zeit habe ihn vor allem geprägt, sagte er immer, seine Erinnerungen teilte er in Lesungen mit, ob in der Stadtbibliothek Neuss oder in der Villa Erckens. „Ein menschlich überaus angenehmer Mann“: So beschreibt ihn der Grevenbroicher Stadtarchivar Thomas Wolff.

 Dieter Wellershoff,  ein gebürtiger Neusser, vor dem Quirinusmünster. 2010 wurde  mit ihm die Reihe „Neuss liest ein Buch“ gestartet.

Dieter Wellershoff,  ein gebürtiger Neusser, vor dem Quirinusmünster. 2010 wurde  mit ihm die Reihe „Neuss liest ein Buch“ gestartet.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)/Woi
 Ein Foto aus dem Familienalbum: Der junge Dieter Wellershoff mit seinen Eltern im Haus an der Uhlhornstraße in Grevenbroich.

Ein Foto aus dem Familienalbum: Der junge Dieter Wellershoff mit seinen Eltern im Haus an der Uhlhornstraße in Grevenbroich.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Nichts beschönigend, aber auch nie übertreibend beschrieb Wellershoff auch die schlimmen Ereignisse. Erzählte einfach, was das Soldat-sein-müssen im Zweiten Weltkrieg mit ihm gemacht hat, von seinem besten Freund, der eine Kugel in den Kopf bekommen hatte, von seiner Mutter, die während des Krieges starb, von seiner Rückkehr aus dem Krieg nach Grevenbroich, wo das Haus der Familie Wellershoff „voll von Leuten war. Mein Vater mit seiner neuen Frau und Familie. Dazu viele Flüchtlinge.“ Genauso konnte der zuletzt in Köln lebende Autor auch die schönen Zeiten wieder aufleben lassen, etwa wenn er sich an seine Kindheit und Jugendzeit in Grevenbroich erinnerte: „Da gab es den Bend, eine Pappellandschaft an der Erft, das war unser Wilder Westen und unser Indianerreservat.“

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